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Wirtschaft - 25.01.2019

„Forbes“ schreibt Apple ab

Wieder Unkenrufe über den ehemaligen „Darling der Tech-Branche“.

Jetzt verfasste das US-Magazin „Forbes“ fast bereits einen Nachruf auf den iPhone-Hersteller Apple. Der provokante Titel: „Das Ende von Apple!“ Darin rechnet Kolumnist Stephen McBride besonders mit der Preispolitik der legendären Firma ab.

Bestes Beispiel zur Erklärung des drohenden Niedergangs sei der, so McBride, „absurde Listenpreis“ der jüngsten iPhone-Modelle. Die Variante Xs Max mit 256 Gigabyte kostet derzeit in den USA 1249 Dollar (ohne Steuern), in Deutschland reißt das Smartphone sogar ein Loch vom 1419 Euro in die Kasse.

Zum Vergleich: Zehn Jahre lang blieben die iPhone-Preise weitgehend noch im erträglichen Rahmen, sie kosteten um die 600 Dollar, dann 700 Dollar.

Plötzlich aber schien Apple-CEO Tim Cook (58) offenbar von der Überzeugung übernommen, dass Stammkunden und Apple-Fans bereit wären, jeden Preis für die Kult-Smartphones hinzublättern.

Und die Taktik schien ja eine Weile auch aufzugehen: Der Tech-Gigant aus dem Silicon Valley wurde zur sagenhaften Profit-Maschine und letzten November nach einem Zugewinn beim Aktienpreis während einer Dekade von 700 Prozent zum ersten Unternehmen, dessen Börsenwert auf mehr als eine Billion Dollar kletterte.

Krass jedoch seither die Talfahrt: Der Aktienkurs sackte um 35 Prozent ab, 446 Milliarden Dollar an Aktienvermögen wurden ausradiert.

  • Apple senkt Prognose

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    Schlechte Verkaufszahlen im Weihnachtsgeschäft! Apple konnte offenbar deutlich weniger iPhones verkaufen als erwartet.

Der Konzern bleibt plötzlich auf seinen Luxus-Smartphones sitzen, selbst die „Billig-Variante“ XR wurde zum Ladenhüter.

Durch die Wirtschaftsflaute knausrigere Konsumenten in China potenzierten die Krise: Die Apple-Chefetage im „Spaceship“-Headquarter in Cupertino musste jüngst erstmals seit 2002 die Umsatzprognose nach unten revidieren – um satte zehn Prozent.

Seither ist bei Apple Feuer unterm Dach.

„Diese Krise ist erst der Anfang“, gießt Experte McBride Öl ins Feuer. Denn jetzt wird offensichtlich, wie Apple die Umsätze – sehr zur voreiligen Freude der Investoren – so kräftig und robust über die Jahre steigern konnte, von rund 60 Milliarden 2010 auf 265,6 Milliarden Dollar (233 Mrd. Euro) im Vorjahr.

Besonders in jüngster Zeit aber ist das Umsatzwachstum großteils auf die exorbitanten Preissteigerungen beim iPhone, dem „Kronjuwel“ der Produktpalette mit zwei Drittel des Umsatzes, zurückzuführen, so Analysten. Doch diese Strategie, man könne auch Gier sagen, habe Apple in die Sackgasse geführt.

Vor allem auch, nachdem die Konkurrenz technologisch mindestens ebenbürtige Produkte auf den Markt wirft – zu weit günstigeren Preisen.

► Chinas Kommunikationsriese Huawei überholte im Frühjahr 2018 Apple bei Smartphone-Verkäufen nach kräftigem Wachstum besonders auch in Europa, als im damaligen Quartal 54,2 Millionen Geräte verkauft wurden.

▶︎ Der südkoreanische Konzern Samsung, der Apple bereits früher mit der Einführung großer, brillanter Screens unter Zugzwang gebracht hatte, bleibt mit einem Absatz von zuletzt mehr als 70 Millionen Geräten pro Quartal die Nr. 1, auch wenn es hier ebenfalls zuletzt Absatzflauten gab.

Google stahl Apple währenddessen die Show durch Jubelberichte über „technologisch überlegene Geräte“, wie viele meinten: Das Pixel 3 wurde vom Portal „CNET“ zum „besten Android-Smartphone 2018 gekürt“.

Während Apple Wucherpreise verlangt, fiel laut der Researchfirma IDC der durchschnittliche Preis von Smartphones auf 320 Dollar.

Die einstweilige „Lösung“ des Problems stößt Anleger vor den Kopf: Firmenchef Cook will bei künftigen Quartalsberichten keine detaillierten Verkaufszahlen, inklusive iPhones, ausweisen. „Führen wir uns das mal vor Augen“, zürnte McBride: „Ein börsennotiertes Unternehmen, das den Großteil seiner Umsätze mit dem iPhone macht, verrät nicht mehr, wie viele iPhones es verkauft …“

Wie kann Tim Cook das Steuer herumreißen?

„Die wichtigsten Werte von Apple, Qualität und Innovation, müssen bei der weiteren Produktentwicklung wieder im Mittelpunkt stehen“, sagt Apple-Analyst Neil Cybart von der Finanzfirma Above Avalon zu BILD. Apple könne auch von seiner Strategie abrücken, sehr selektiv beim Vorrücken in neue Branchen und Marktsegmente zu agieren.

Cybart: „Der langfristige Erfolg von Apple kann ebenso stark von den Ideen und Projekten bestimmt werden, die Apple abgelehnt hat, wie von Produkten, die Apple auf den Markt gebracht hat.“

„Forbes“-Kolumnist Stephen McBride sieht die Zukunft der Kultfirma alles andere als rosig.

Mit der unverfroren Preispolitik sei man auf dem Weg zum „Luxusladen des Tech“, zum Nischen-Player für betuchte Kunden. Und Cook hätte sich in die Preisfalle manövriert: Selbst wenn die iPhones wieder billiger werden würden, wäre es mit erhöhten Verkaufszahlen unmöglich, ähnliche Umsätze zu erzielen.

Und dann zieht er auch noch einen bitterbösen Vergleich zu Nokia.

McBride erinnert daran, wie 2007 ein US-Magazin noch über den damaligen, finnischen Handy-Markführer jubelte: „Nokia: Mit einer Milliarde Kunden – wer kann den Handy-König noch einholen?“ Dann habe Apple das iPhone vorgestellt. Nokias Aktien verloren seither 80 Prozent an Wert.

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