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Politik - 19.11.2018

„Es ist eine Invasion!“

BILD sprach mit Menschen, die Trumps Grenze stürmen wollen und mit Mexikanern, die den Ansturm stoppen wollen

Quelle: BILD / Giorgos Moutafis, Paul Ronzheimer
1:52 Min.

Tijuana – Wut und blanker Hass gegen die Menschen aus Honduras, die in der sogenannten „Migranten-Karawane“ bis an die mexikanische Grenze zu den USA gelaufen sind!

BILD-Reporter sind in Tijuana, wo am Sonntag hunderte Nationalisten auf die Straße gingen und versuchten, einen Fußballplatz zu stürmen, auf dem viele Migranten derzeit campieren.

Als sich einige hundert Nationalisten am Sonntagvormittag im Zentrum der Millionenstadt an einer Statue treffen, ist die Stimmung bereits aufgeheizt. Sie schwenken mexikanische Fahnen, brüllen „Mexiko gehört uns“. Die Richtung ist klar:

▶︎Keine Menschen aus Honduras, die sich für die Migranten-Karawane Tijuana vorerst als Endstation ausgesucht haben, sollen in ihrer Stadt bleiben.

Seit Tagen kommen mehr in die Stadt, über 2000 sollen schon hier sein, insgesamt könnten es in der nächsten Woche über 10 000 werden.

Zwar wollen sie am Ende alle in die USA, doch gibt es insbesondere an der Grenze in Tijuana kaum ein Durchkommen.

Evan Revelin gibt sich als eine Art Anführer der Nationalisten, er sieht aus wie ein Bodybuilder, sagt zu BILD: „Wir werden unsere Stadt jetzt selbst schützen.“

Revelin sagt, dass sie in den kommenden Tagen Checkpoints aufbauen wollen, um die Menschen zu kontrollieren, die in die Stadt kommen. „Die Leute aus Honduras sollen verschwinden! Wir werden unsere Grenzen jetzt selbst schützen.“

Auch Lupe Aragoule (42) ist Teil des Protestzugs der Nationalisten, er ist wütend über die Menschen aus Honduras: „Die sollten alle zurückgeschickt werden. Es war ein Fehler, sie ins Land zu lassen. Ich verstehe, dass Donald Trump von einer Invasion spricht. Es ist nichts anderes.“

Tatsächlich ist die Stimmung in Tijuana gespalten. Auf der einen Seite gibt es viel Unterstützung und Verständnis für die Migranten-Karawane, auf der anderen Seite aber auch Ablehnung.

Bürgermeister Juan Manuel Gastélum sprach von einer „Lawine“, auf die seine Stadt nicht vorbereitet sei. „Diese Leute kommen mit einem aggressiven Plan, sie sind unverschämt und fordern die Sicherheitskräfte heraus“, sagte er im TV-Sender Milenio. Er befürchtet, dass die Migranten mehr als ein halbes Jahr in Tijuana ausharren, bis ihr Asylantrag vom US-Grenzschutz bearbeitet worden sei.

Besonders brisant ist die Lage auch deshalb, weil Tijuana in den vergangenen Jahren für Gewalt und Morde im Drogen-Krieg Mexikos bekannt wurde. Im Jahr 2017 kamen alleine 700 Menschen durch Gewalt ums Leben. In einem besonders krassen Fall, wurde ein Mann an eine Brücke gehängt, andere wurden erschossen, erstochen oder ihnen wurden die Köpfe abgeschnitten. 2017 wurde ein Massengrab mit mehr als 600 Überresten menschlicher Knochen gefunden, gestorben im brutalen Drogen-Krieg.

Die USA haben inzwischen rund 5000 Soldaten und zusätzlich 2000 Reservisten an der Südgrenze zu Mexiko stationiert. Der Grenzzaun, der Tijuana von San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien trennt, wurde mit Stacheldraht befestigt. US-Präsident Donald Trump sagte, die Soldaten sollten so lange an der Grenze bleiben, wie es notwendig sei.

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Am Sonntagmittag wird bereits klar, wie gefährlich die Lage in Tijuana noch werden könnte. Einige der Nationalisten laufen kilometerweit durch die Stadt, um zu dem Fußballplatz zu kommen, auf dem Migranten Zelte aufgebaut haben und der von vielen Freiwilligen aus Mexiko unterstützt wird. „Wir werden den Platz jetzt stürmen“, sagt einer der Nationalisten.

Aber die mexikanische Polizei steht bereit, sperrt die Straße, lässt niemanden durch. Ein paar Flaschen fliegen, die Nationalisten werden wütend, aber noch gibt es keine Straßenschlachten.

Unklar ist, was die Migranten jetzt machen werden. Auf dem Platz campieren neben jungen Männern auch viele Familien.

Johnathan (30) hat mit seiner Ehefrau zwei kleine Kinder (4, 1). Er will so wie viele andere auch erst einmal in Tijuana warten: „Wir sind seit Monaten unterwegs, zu Fuß durch Honduras, Guatemala und Mexiko. Wir sind müde. Aber wenn alle hier angekommen sind, wollen wir Asyl in den USA beantragen, ganz offiziell.“

„Die anderen“ sind teilweise noch einige hundert Kilometer von Tijuana entfernt, in kleinen Gruppen unterwegs. Aber je näher sie sich ihrem Ziel, der Grenze zu den USA nähern, desto schwieriger wird die Situation…

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