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Wirtschaft - 30.12.2018

Loewe sucht dringend Investor

Mittagszeit bei Loewe im oberfränkischen Kronach. Es gibt Sülze mit Bratkartoffeln, Salat mit Joghurt-Dressing und zum Nachtisch frisches Obst mit Sahnehaube. Alles schmeckt. Dennoch runzelt Loewe-Investor Mark Hüsges die Stirn. Wandel braucht offensichtlich Zeit.

„Loewe ist alles andere als eine alte, eingestaubte Marke“, sagt Hüsges, während er mit seiner Gabel in der Sülze stochert. „Mit unserem portablen Bluetooth-Lautsprecher Klang M1 bieten wir auch jüngeren Kunden einen bezahlbaren Einstieg.“ (Er kostet 199 Euro.)

Die Wahrheit ist aber auch: Loewe (560 Mitarbeiter, 160 Millionen Umsatz 2017) braucht dringend Geld. Die Fußball-WM ist nicht so gelaufen, wie sie sollte. Erhoffte Umsätze blieben aus. Mitarbeiter machten unbezahlte Überstunden.

„Wir haben immer betont, dass wir bei Loewe gern weitere Investoren an Bord nehmen wollen. Bei diesem Prozess sind wir weit fortgeschritten“, so Hüsges, der sich in dieser Woche aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, um diese Investoren zu finden. Wer das sein wird, verrät er nicht. Nur so viel: „Ich werde mich wie bisher mit aller Kraft für die erfolgreiche Zukunft von Loewe engagieren.“ Aber nicht als Chef, sondern in einem Investoren-Beirat.

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Hüsges übernahm Loewe nach der Insolvenz 2013 mit seiner Firma Stargate Capital, machte sich selbst zum Geschäftsführer. Der Münchner ist Investmentbanker und auf die Restrukturierung von angeschlagenen Firmen spezialisiert.

2017 schien es geschafft: Hüsges führte das Geschäft aus den roten Zahlen – mit Innovationen. Darunter „Mimi“, ein Algorithmus, mit dem der Klang der Fernseher auf das Höralter des Zuschauers abstimmt werden kann. So sind Inhalte auch bei geringer Lautstärke deutlich zu verstehen. Jetzt der nächste Punkt: Loewe will neue Märkte erschließen – Amerika und China. Ein gewagter Schritt. Bislang verkaufen sie zwei von drei Fernsehern in Deutschland.

In einer Fabrikhalle aus den 60er-Jahren hat Hüsges einen modernen Showroom eingerichtet. Darin das 77 Zoll (195 Zentimeter) große Topmodell von Loewe. Wer es sich vorführen lässt, will nichts anderes mehr. Das OLED-Display produziert der koreanische Hersteller LG, Hauptplatine und Software kommen von Loewe selbst. Für das gute Aussehen ist Bodo Sperlein verantwortlich. Das Magazin „Architectural Digest“ wählte den Loewe-Creative-Director zu einem der 50 besten deutschen Designer.

Das Loewe-Flaggschiff hat seinen Preis. Das Set aus TV und Surround-Sound-System kostet stolze 20000 Euro. Schon immer stand Loewe für Qualität aus Deutschland. Dabei haben Premium-Anspruch und der Wille, die Produktion in Kronach zu belassen, die Firma erst in Schieflage gebracht. Mittlerweile baut Loewe seinen Einsteiger-Fernseher in Tschechien.

Jetzt muss der neue Chef – Technik-Chef Ralf Vogt – den ältesten und letzten deutschen TV-Hersteller für den Weltmarkt rüsten. Ein harter Job.

Mit Loewe begann­ Deutschlands Fernsehzeitalter

Die Brüder David Ludwig († 1935) und Siegmund Loewe († 1962) gründeten das Unternehmen 1923 als Radiofrequenz GmbH in Berlin-Friedenau. 1931 realisierte es dank Manfred von Ardenne die erste elektronische Fernsehübertragung.

In der Nazi-Zeit flohen die jüdischstämmigen Loewe-Brüder in die USA. Nach dem Krieg wurde ihnen das enteignete Unternehmen zurückgegeben, 1948 die Loewe Opta AG gegründet.

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