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Politik - 25.10.2018

Wohin die Öl-Milliarden der Saudis fließen

Inmitten der Affäre um den Tod des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi lockt Saudi-Arabien Investoren aus aller Welt an – und konnte auf einer Konferenz in Riad Deals in Höhe von mehr als 50 Milliarden Dollar in trockene Tücher bringen.

Gleichzeitig ist das Königreich aber auch als Investor im Ausland unterwegs, um seine Wirtschaft abwechslungsreicher zu gestalten und weniger unabhängiger vom Öl zu machen. Doch für die Unternehmen, in die der Saudi-Staat investiert, könnten die Geldanlagen nach dem Fall Khashoggi zum Image-Problem in westlichen Ländern werden.

▶︎ Haupt-Vehikel für die Investitionen ist der Staatsfonds PIF (Public Investment Fond), der seit 2014 auf Innovations-Offensive ist und verstärkt in Start-ups im kalifornischen Silicon Valley investiert. PIF ist Organisator der derzeit stattfindenden Investorenkonferenz mit dem Titel „Future Investment Initiative“.

Vorsitzender des PIF: Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman (kurz „MbS“). Auf sein Konto geht der allgemeine Modernisierungs-Trend des Landes mit gesellschaftlichen Liberalisierungen wie der Erlaubnis, Kinos zu betreiben, oder das Recht für Frauen Auto zu fahren.

Beifall und Geld für den Kronprinzen

Dieses liberale Image des Kronprinzen dürfte nach dem Journalistenmord stark angekratzt sein. Dennoch erntete er auf der Investorenkonferenz in Riad Beifall von den Anwesenden, als er den Veranstaltungssaal betrat. Mit Firmen wie Total (Öl/Frankreich), Hyundai (Autos/Südkorea) und Halliburton (Rüstung/USA) wurden dicke Deals eingetütet.

Rund 40 hochrangige Vertreter hatten die Konferenz wegen der Khashoggi-Affäre abgesagt. Dazu zählen US-Finanzminister Steven Mnuchin und die Chefin des Internationalen Währungsfonds Christine Lagarde. Auch Siemens-Chef Joe Kaeser, der britische Großinvestor Richard Branson, Deutsche-Bank-Boss Christian Sewing und Uber-CEO Dara Khosrowshahi bleiben dem dreitägigen Treffen fern.

Uber könnte durch Saudi-Arabien ein Image-Problem kriegen

Uber hat allen Grund, nervös zu sein: Laut „Süddeutscher Zeitung“ steckte der Saudi-Investitionsfonds 3,5 Milliarden Dollar in den Fahrdienstevermittler. Über den Umweg des 100-Milliarden-Dollar-Megafonds des japanischen Konzerns Softbank flossen weitere saudische Milliarden. Sollte Uber tatsächlich in den kommenden Monaten mit der erwarteten Bewertung von 120 Milliarden Dollar an die Börse gehen, wären die saudischen Anteile fast 17 Milliarden Dollar wert.

Hinzu kommt: Uber-Gründer Travis Kalanick sitzt mit weiterer Silicon-Valley-Prominenz im Beirat von „Neom“, dem 500-Milliarden-Dollar-Projekt von Kronprinz bin Salman zum Bau einer Zukunftsstadt in der Wüste. Auch weitere US-Tech-Unternehmen sind teilweise in PIF-Besitz: Elektroauto-Hersteller Tesla (Investition von zwei Milliarden Dollar im August 2018) und dessen Konkurrent Lucid Motors (eine Milliarde Dollar im September 2018 investiert), so das Tech-Portal Techcrunch.

Den reichsten Saudi ließ MbS mal festnehmen

Außerdem im Silicon Valley vertreten ist der prominente saudi-arabische Großinvestor Prinz al-Walid ibn Talal – der reichste Araber überhaupt und Widersacher von Kronprinz MbS. Talal kaufte schon 2005 für insgesamt eine Milliarde Dollar Anteile an 15 US-Unternehmen, darunter Disney, McDonald’s, eBay, Amazon, Procter & Gamble und Apple (fünf Prozent). Ihm gehören außerdem sieben Prozent von Rupert Murdochs News Corp. („Sky News“) und ein Anteil an Twitter.

MbS war Prinz Talal nicht immer wohlgesonnen: Bei der großen Verhaftungswelle kurz nach Amtsantritt im Herbst 2017 ließ der Kronprinz auch Prinz Talal in einem Luxus-Hotel, der zum Knast umgewandelt wurde, festnehmen. Auf der aktuellen Investorenkonferenz war er wieder an der Seite von MbS zu sehen.

Saudische Investitionen in Deutschland

In Deutschland hat der Saudi-Fonds noch keine großen Investments getätigt, wie Oliver Oehms, Delegierter der deutschen Auslandshandelskammern in Riad, erklärt. Perspektivisch wolle der Staatsfonds das vielleicht machen, im Moment gebe es fast ausschließlich private Investoren, die in mittelständische Unternehmen investiert hätten, etwa beim Maschinenbau oder in die pharmazeutische Industrie.

Größte saudische Aktivität in Deutschland sei die Produktionsanlage von SABIC in Gelsenkirchen mit etwa 400 Mitarbeitern. SABIC (Saudi Basic Industries Corporations) ist einer der größten Chemie- und Metallkonzerne der Welt und befindet sich weitgehend in Händen des saudi-arabischen Staates.

Allerdings: Dem Staatsfonds PIF gehören 10,1 Prozent des Hamburger Logistikunternehmens Hapag-Lloyd.

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