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Politik - 28.04.2019

Uni Frankfurt: Rassismus? Kritik an Islam-Forscherin wegen Kopftuchkonferenz

Frauen mit Kopftuch in Freiburg (Archivbild): In Frankfurt sorgt eine geplante Konferenz zu der Kopfbedeckung für Diskussionen. (Quelle: Winfried Rothermel/imago images)

Eine Frankfurter Islamforscherin will über das Kopftuch diskutieren und wird dafür im Internet verunglimpft. Die Entrüstung ist groß. Doch die Veranstaltung soll stattfinden.

Die Frankfurter Goethe-Universität hat die Islamforscherin Susanne Schröter vor Rassismus-Kritik wegen einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Kopftuch verteidigt. Konferenzen mit unterschiedlichen Stimmen zu veranstalten sei ausdrücklich Teil ihrer Aufgaben, teilte Uni-Präsidentin Birgitta Wolff in Frankfurt mit.

Die Universität bezog sich mit ihrer Stellungnahme auf einen mittlerweile nicht mehr zugänglichen Instagram-Account einer anonymen Gruppe „Uni gegen AMR – Kein Platz für Anti-Muslimischen Rassismus“. Dort wurde mit dem Slogan „Schroeter_raus“ gefordert, die Ethnologin und Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam ihres Professorinnenamtes zu entheben.

Schröter wurde nach Angaben der Universität unter anderem für eine von ihrem Institut organisierte eintägige Konferenz am 8. Mai mit dem Titel „Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?“ unter Schirmherrschaft der hessischen Landesregierung kritisiert. Neben der bekannten Journalistin und Kopftuchträgerin Khola Maryam Hübsch soll am 8. Mai auch beispielsweise die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer sprechen, die eine kritische Haltung dazu vertritt.

Schröter wundert sich über die Reaktion

Schröter selbst ist von der ganzen Aufregung überrascht: „Ich bin davon ausgegangen, dass das eine ganz normale Standardkonferenz wird, die keine Aufregung auslöst. Wir diskutieren ja seit fast 20 Jahren über das Kopftuch“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig sei das Kopftuch als Symbol von allen Seiten auch unglaublich emotional aufgeladen. Sie habe mit der Veranstaltung die umstrittene Ausstellung „Contemporary Muslim Fashions“, die derzeit im Frankfurter Museum Angewandte Kunst gezeigt wird, in einen gesellschaftlichen Kontext stellen wollen.

Susanne Schröter: Die Islam-Forscherin war von der Aufregung um ihre Veranstaltung überrascht. (Archivbild) (Quelle: Klaus W. Schmidt/imago images)

Aus ihrer Sicht sind die Initiatoren der Aktion auf ganzer Linie gescheitert. „Es war ein Shitstorm intendiert, aber er hat nicht gezündet.“ Sie habe die Aktion sofort öffentlich gemacht und schnell sehr viel Unterstützung erhalten. Neben der Uni-Präsidentin und Studentenvertretern nahmen auch Politiker verschiedener Parteien die Wissenschaftlerin in Schutz.

Die Uni-Präsidentin steht voll und ganz hinter Schröter

Äußerungen wie „Schroeter_raus“ stünden außerhalb jeglichen demokratischen Diskurses und seien inakzeptabel, so die Uni-Präsidentin. „Solche Äußerungen haben nichts mit den Qualitätsansprüchen eines akademischen Diskurses zu tun und sind allen, die sich als Mitglieder unserer Universität bezeichnen, unwürdig.“ Sie rufe dazu auf, verunglimpfende, beleidigende und hetzerische Kommentare weiterhin bei Instagram und anderen derartigen Plattformen zu melden.

Wer hinter der Kampagne steckt, ist bisher noch unklar. Schröter vermutet aber, dass es Studenten der Goethe-Uni sind, die möglicherweise von radikal-islamischen Verbänden unterstützt werden. „Letztendlich geht es darum, mich einzuschüchtern, weil ich eine bin, die diesen politischen Islam immer wieder kritisiert.“

Nun interessieren sich noch mehr Menschen für das Thema

Wer auch immer die Gruppe sei, sie habe ihr Ziel überhaupt nicht erreicht: „Sondern das genaue Gegenteil.“ Zu der Diskussionsveranstaltung kämen nun sicher deutlich mehr Menschen als vorher.
 

  • Meinung:
  • Verfolgung:
  • Verschwörungstheorien:

 
Die kritisierte Veranstaltung wird nach Angaben aller Beteiligten auf alle Fälle stattfinden. „Uns liegen bislang keine Hinweise dafür vor, dass die Veranstaltung mit Sicherheitsrisiken verbunden ist“, teilte die Universität mit. „Die Uni ist ein Ort, wo Diskussion stattfinden kann und nicht wo kleine Lobbygruppen bestimmen können, was gesagt werden darf und was nicht“, stellt Schröter klar.

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