Home Politik Trump lässt Gipfel mit Kim platzen
Politik - 28.02.2019

Trump lässt Gipfel mit Kim platzen

„Es wäre unangemessen gewesen, heute schon ein gemeinsames Dokument zu
unterzeichnen“ – Knackpunkt Sanktionen – „Manchmal muss man gehen“

Quelle: Reuters
1:27 Min.

Enttäuschung nach dem Treffen!

Bei ihren Gesprächen konnten sich US-Präsident Donald Trump (72) und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un (35) in Hanoi nicht einigen. Zwei Tage hatten die beiden Mächtigen in Vietnam verhandelt.

Am Ende sollte eine gemeinsame Erklärung stehen, doch die gibt es nicht. Ein ursprünglich geplantes, gemeinsames Mittagessen und die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung wurden von der Tagesordnung gestrichen. Offenbar haben die Amerikaner die Gespräche abgebrochen. Allerdings: Man will sich wieder treffen.

Bei der Pressekonferenz nach dem Treffen sagte Trump: „Wir hatten das Gefühl, dass jetzt nicht der richtige Moment war, um was zu unterschreiben.“ Mehrmals wiederholte er: „Manchmal muss man gehen.“ Kim sei „ein richtiger Typ, ein Charakter“, aber „zu diesem Zeitpunkt“ habe man nichts beschließen können. Allerdings war ein Deal wohl bereits vorbereitet gewesen. Trump: „Wir hatten die Unterlagen schon fertig.“

Der US-Präsident und sein Außenminister Mike Pompeo (55) sagten, dass der Knackpunkt die Sanktionen gewesen seien. Die Nordkoreaner wollten deren vollständige Abschaffung. Doch dazu waren die Amerikaner nicht bereit. Trump: „Sie wollten natürlich, dass die Sanktionen aufhören, aber das konnten wir ihnen nicht bieten.“ Bedeutet: Die Sanktionen bleiben. Außerdem wollten die USA, dass Nordkorea weitere Atomanlagen schließt. „Wir hätten mehr bekommen müssen“, sagte Trump. Es sei aber nicht so gewesen, dass man aufgestanden und gegangen sei. „Es war sehr freundlich, als wir weggegangen sind.“

▶︎ Immerhin: Die Gespräche sollen bald weitergehen – wann ist allerdings unklar. Trump: „Kim Jong-un ist schon eine Type. (…) Ich hatte zwei sehr interessante Tage, und es waren auch produktive Tage.“ Und Pompeo: „Kim Jong-un und Trump sind sehr optimistisch, dass wir bald zu einem Abschluss kommen können, vielleicht schon in den nächsten Wochen.“

Trump blieb dabei: „Hätte ich was unterschrieben, hätten sich alle beschwert, ‚oh, was für ein schlechter Deal!‘. Ich will es lieber gut als schnell machen.“ Er sagte auch, dass Nordkorea weiterhin auf neue Atomwaffen- und Raketentests verzichten will. Kim habe versichert, keine Raketen oder „irgendetwas, was mit Atom zu tun hat“, zu testen.

Von Kim gab es zunächst keine Reaktion. Die nordkoreanische Delegation verließ den Tagungsort (Hotel „Sofitel Legend Metropole“) ohne offizielles Statement und kehrte ins Meliá-Hotel zurück, wo sie untergebracht ist.

Trumps Fahrzeug-Konvoi fuhr nach dem Ende der Gespräche zum Marriott-Hotel, wo der Präsident wohnte und auch seine Pressekonferenz gab. Im Anschluss machte er sich mit der Air Force One auf den Heimweg.

Seine Sprecherin ließ verlautbaren, das Treffen in Hanoi sei „sehr gut und konstruktiv“ gewesen. Inhaltlich seien „verschiedene Möglichkeiten“ erörtert worden, die Denuklearisierung und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.

Das zweitägige Treffen hatte in Vietnams Hauptstadt für Chaos gesorgt. Der Verkehr lag am Donnerstagvormittag weitgehend lahm. Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen ging überhaupt nichts mehr. Viele Vietnamesen kamen Stunden zu spät zur Arbeit.

So verlief das Treffen

Nach ersten Gesprächen am Mittwoch gab es am Donnerstag ein Vier-Augen-Gespräch (45 Minuten)! Danach sollten die Delegationen in leicht größerer Runde zusammensitzen. Mit dabei: der nordkoreanische Unterhändler Kim Jong Chol sowie US-Außenminister Pompeo.

▶︎ Zunächst sah es gut aus in Sachen Einigung. Kim bekräftigte, grundsätzlich zur atomaren Abrüstung bereit zu sein: „Wenn ich es nicht wäre, wäre ich nicht hier.“ Außerdem brachte er ein US-Verbindungsbüro in Nordkorea ins Spiel. Auch Trump bezeichnete das als „gute Idee“.

Der US-Präsident betonte mehrfach, wie gut seine Beziehungen zu Kim seien und dass es positive wirtschaftliche Aussichten für Nordkorea gebe, wenn es seine Atomwaffen aufgeben und damit aus der Isolation heraustreten sollte.

Doch im Verlauf der Gespräche am Donnerstag wurde die Stimmung offenbar schlechter. Lustlos schauten die beiden beim Fototermin in die Kameras, ihre Mienen fast versteinert. Und Trump schraubte die Erwartungen noch während der Gespräche deutlich herunter: „Ich bin nicht in Eile. Geschwindigkeit ist nicht wichtig für mich. Für mich ist wichtig, dass wir das richtige Abkommen kriegen.“

Das wollten Trump und Kim

Trumps Ziel ist die atomare Abrüstung Nordkoreas. Die Führung in Pjöngjang dagegen sieht ihr Atomarsenal als eine Art Lebensversicherung gegen mögliche Angriffe oder Umsturzversuche. Kim wollte bei dem Treffen Zugeständnisse der USA, vor allem eine Lockerung der Sanktionen. Die Amerikaner beharren allerdings auf diese. Trump kam Kim nun an anderer Stelle entgegen und drängt ihn nicht mehr zu einer schnellen Abrüstung seiner Atomwaffen. Es gebe „keine Eile“, solange Nordkorea auf Atomwaffen- und Raketentests verzichte.

Spekuliert wurde außerdem, ob bei dem Treffen der Korea-Krieg hätte offiziell für beendet erklärt werden können. Völkerrechtlich gilt der Kriegszustand trotz des Waffenstillstands von 1953 immer noch. Passiert ist dies aber nicht.

Im Korea-Krieg wurden von 1950 bis 1953 schätzungsweise mehr als 3,2 Millionen Menschen getötet. Mit dem Waffenstillstandsabkommen, das den 38. Breitengrad als Grenze zwischen dem kommunistischen Norden und dem westlich orientierten Süden bestätigte, endete der Konflikt nach 37 Monaten.

Am 12. Juni vergangenen Jahres waren die beiden erstmals in Singapur zu einem ersten historischen Gipfel zusammengekommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

„Torpedo Attacke! Torpedo Attacke!“

++ Tanker-Krise im Golf von Oman ++ BILD dokumentiert den dramatischen SOS-Ruf ++ Großbrit…