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Politik - 28.02.2019

Wie sein Ex-Anwalt Trump die große Kim-Show verdarb

US-Präsident: „Anhörung in Washington war eine Schande“

Quelle: Reuters
1:29 Min.

Eigentlich sollten sich seit Dienstag alle Augen auf den zweiten Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump (72) und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un (35) richten. Die Offiziellen in Vietnam hatten alles für die große Friedensshow der beiden Staatsoberhäupter vorbereitet. Ein Heer von Kamerateams und Reportern hatte sich in Hanoi versammelt.

Doch dann rangierte das Treffen plötzlich in den US-Medien nur noch auf Platz zwei.

Nur Stunden nachdem Trump am Dienstag mit der Air Force One in der vietnamesischen Hauptstadt eingeflogen war, wurde in Washington D.C. die schriftlich vorbereitete Ansprache seines ehemaligen Anwalts Michael Cohen (52) veröffentlicht.Der Inhalt glich einer Bombe.

Cohen, der rund zehn Jahre lang der juristische „Fixer” von Trump war, die Verhandlungen über einen möglichen Trump-Tower in Moskau geführt und das Schweigegeld an Pornostar Stormy Daniels (39) gezahlt hatte, erhob schwere Vorwürfe gegen seinen Ex-Mandanten. Trump sei ein Rassist, ein Hochstapler und Betrüger.

Sofort spielte der Gipfel in Vietnam in den US-Medien nur noch eine Nebenrolle…

  • „Rassist, Betrüger, Schwindler“

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    Heftige Worte des ehemaligen Trump-Vertrauten! Sein Ex-Anwalt Michael Cohen (52) macht ihm schlimmste Vorwürfe.

  • Gipfel ohne Ergebnis

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    Keine Einigung zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkorea-Machthaber Kim Jong-un. Man wolle die Gespräche aber weiterführen.

Denn nun wollten alle wissen: Was wird der Jurist, der den Präsidenten so gut wie sonst nur dessen Familie kennt, vor dem Untersuchungsausschuss des US-Kongresses aussagen? Welches Bild wird er von seinem Ex-Boss zeichnen? Und wie glaubwürdig wird er rüberkommen?

Am Mittwoch übertrugen dann alle wichtigen Nachrichten-Sender sowie Online-Ausgaben der Tageszeitungen Cohens sechsstündigen Auftritt live aus dem US-Kapitol. Millionen Amerikaner erlebten am Bildschirm, wie Trumps einstiger juristischer Ausputzer den US-Präsidenten wie einen Mafia-Boss aussehen ließ.

„Ich habe das Komitee gebeten, sicherzustellen, dass meine Familie vor den Drohungen des Präsidenten geschützt wird”, erklärte Cohen gleich zu Beginn. Ein Hinweis darauf, mit welchen Methoden Trump arbeite.

Als sein Eröffnungs-Statement vorbei war, grillten die Abgeordneten beider Parteien Cohen:

• Die Demokraten wollten aufzeigen, dass Trump von den Kontakten seines Wahlkampf-Teams zu russischen Operativen wusste.

• Die Republikaner versuchten, Cohen als einen unglaubwürdigen Lügner in die Enge zu treiben.

Wer von ihnen den besseren Job gemacht hat, liegt im Auge des Betrachters. Doch an einem gibt es wenig Zweifel: Die Schlagzeilen der vergangenen Tage dürften Trump schwerer im Magen liegen als das unamerikanische Essen in Vietnam.

Was ihn besonders ärgern dürfte: Vieles sieht danach aus, als hätten die Demokraten, die seit Januar den Vorsitz über die Untersuchungsausschüsse haben, Cohens Verhör gezielt inszeniert. Denn der Termin war vor einer Woche angesetzt worden. Da stand schon lange fest, dass der Präsident sich in Vietnam mit Kim Jong-un treffen wird.

Medien: „Politische Gefahr für Trump“

Das Interesse an Cohen ebbte auch nach dessen Aussage nicht ab. Im Gegenteil. Denn nun wurde analysiert, welche Konsequenzen all dies für den 45. Commander-in-Chief der USA haben könnte. Einige Schlagzeilen: 


► „Ein dunkles Bild von Trump taucht auf” (New York Times)

► „Cohen deutet an, dass der Präsident das Gesetz im Amt gebrochen hat” (Washington Post)

► „Ex-Anwalt: Trump wusste von der Veröffentlichung der gestohlenen E-Mails durch Wikileaks” (Wall Street Journal)

► „Michael Cohens Aussage ist eine politische Gefahr für Trump” (Los Angeles Times)

► „Schweigegeld, gestohlene E-Mails, Banken-Betrug” (Time Magazine)

Alle zeigten Cohens Auftritt groß und berichteten erst dann über den Gipfel in Vietnam. Trump dagegen hatte seinen Ex-Anwalt mehrfach als „Ratte“ bezeichnet.

Via Twitter ätzte der US-Präsident am Mittwoch: „Michael Cohen war einer von vielen Anwälten, die mich (leider) vertreten haben. Er hatte auch andere Kunden. Er wurde vom obersten Bundesgerichtshof wegen Lügens und Betruges einfach ausgeschlossen. Er tat schlimme Dinge, die nichts mit Trump zu tun hatten. Er lügt, um seine Haftdauer zu verkürzen.“

Michael Cohen was one of many lawyers who represented me (unfortunately). He had other clients also. He was just disbarred by the State Supreme Court for lying & fraud. He did bad things unrelated to Trump. He is lying in order to reduce his prison time. Using Crooked’s lawyer!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) February 27, 2019

Hat der US-Präsident Straftaten begangen?

Die Frage ist nun: Wie gefährlich werden Cohens Aussagen für Trump? Elijah Cummings (68), der demokratische Vorsitzende des Komitees, sagte nach dem Verhör des Ex-Anwalts: „Es sieht so aus, als hätte der Präsident im Amt eine Straftat begangen.” Was er damit genau meinte, sagte Cummings nicht.

Der Tenor in den USA ist jedoch: Die Aussagen stellen Trump in ein schlechtes Licht. Und er könnte nun weitere juristische Probleme haben.

Ganz gleich ob es die Schweigegeld-Zahlungen an Stormy Daniels, die aus dem Computer der Demokraten gestohlenen und von Wikileaks veröffentlichen E-Mails, die Verhandlungen über einen Trump-Wolkenkratzer in Moskau oder das Treffen von Donald Trump Jr., Jared Kushner und Paul Manafort mit einem Putin-nahen Juristen im Trump Tower sind – Cohen hat neue Informationen geliefert. Und die könnten auch für Russland-Ermittler Robert Mueller oder den Staatsanwalt von New York relevant sein.

Analysten sind sich aber auch einig: Für Trumps neue Intim-Feindin, Abgeordneten-Sprecherin Nancy Pelosi (78), dürfte es nicht ganz reichen, um ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten einzuleiten.

Trotzdem: Trump hat eine PR-Schlacht verloren.

Trumps Konter kam erst am Tag nach der Cohen-Show im US-Parlament. Nach dem geplatzten USA-Nordkorea-Gipfel in Vietnam schlug der US-Präsident auf einer Pressekonferenz zurück und keilte gegen Cohen.

Die Anhörung in Washington sei „eine Schande“ gewesen, schimpfte Trump. Er beschwerte sich darüber, dass Cohen ausgerechnet während seines Gipfeltreffens mit Kim vor dem Kongress aussagte. Eine solche Anhörung „mitten in diesem sehr wichtigen Gipfel“ anzusetzen, sei „wirklich eine schlimme Sache“, sagte Trump.

Die Russland-Ermittlungen von Sonderermittler Robert Mueller zu möglichen illegalen Absprachen mit Russland bezeichnete er erneut als „Schwindel“ und „Hexenjagd“.

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