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Politik - 25.11.2018

Das Töten muss ein Ende haben

Heute ist Totensonntag. Und heute ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen.

Es passt gut, dass beides auf einen Tag fällt. Denn wenn wir über Gewalt gegen Frauen reden, dann reden wir auch über tote Frauen.

147 allein im letzten Jahr. Getötet in Deutschland. Getötet von Männern, die sie liebten oder einmal geliebt haben. Die Zahl der Mordversuche ist noch viel höher.

Diese Frauen hatten Eltern, die – heute an ihr totes Mädchen denken.

Diese Frauen hatten Kinder, die ihre Mama vermissen.

Diese Frauen hatten Freunde, Geschwister, Cousins, Cousinen, Kollegen, Nachbarn. Vor allem hatten sie ein Leben.

Das wurde ihnen genommen, weil ein Mann dachte, er hätte das Recht dazu. Und weil es im reichen Deutschland so wenige Frauenhäuser gibt, dass jede Zweite abgewiesen, also zurück zu ihrem Schläger geschickt wird.

Was stimmt nicht mit uns Deutschen, frage ich mich und das frage ich Sie, was stimmt nicht mit uns Deutschen, dass wir Millionen für die Krötenrettung an Autobahnen ausgeben, aber nichts dagegen unternehmen, dass in unserem Land jeden zweiten Tag eine Frau von ihrem Partner totgeschlagen wird?

Was stimmt nicht mit uns Deutschen, dass wir den Nachbarn anzeigen, wenn er den Müll nicht richtig trennt oder in unserer Auffahrt parkt, aber nicht -einschreiten, wenn wir hören, dass nebenan eine Frau vergewaltigt und verprügelt wird?

Sind wir in Wahrheit auch nicht viel besser als Migranten aus Kulturkreisen, in denen Frauen offen weniger wert sind und der Mann über sie bestimmen darf? Halten wir Gewalt gegen Frauen irgendwie für Privatsache?

Gestern Morgen hat mir beim Bäcker eine Frau einen Zettel mit der bundesweiten Hilfe-Telefonnummer in die Hand gedrückt. „Vielleicht kennen Sie jemand, der Hilfe braucht“, sagte sie leise.

Ich habe sie angeguckt wie ein Auto. Sehe ich aus wie jemand, der Hilfe braucht?

Tatsächlich aber habe ich in meinem Leben oft Gewalt gegen Frauen erlebt. Ich habe lange überlegt, ob ich das hier öffentlich mache. Aber ich glaube, dass das Schweigen aufhören muss.
Sie sind ein Mensch von rund acht Millionen, die heute BamS lesen. Bitte schneiden Sie die Hilfe-Nummer aus, bitte geben Sie sie weiter.

Kleben Sie die Nummer morgen im Büro an die Kaffeemaschine. Im Supermarkt ans schwarze Brett. In der Schule, beim Arzt an die Info-wand, an Briefkästen.

In wenigen Wochen beginnt ein neues Jahr. Es könnte das erste sein, in dem Frauen in Deutschland wenigstens zu Hause so sicher leben können wie Männer.

Das wünsche ich mir heute am Totensonntag.

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