Home Wirtschaft Warum unsere Wirtschaft vor 2019 zittert
Wirtschaft - 02.01.2019

Warum unsere Wirtschaft vor 2019 zittert

Wirtschaftsverbände kritisieren GroKo wegen fehlender Wachstumsimpulse

Trotz des Booms auf dem Arbeitsmarkt: Die deutsche Wirtschaft geht mit Sorgen und schlechten Noten für die GroKo-Politik ins neue Jahr. In Bezug auf das Brexit geht das Zittern womöglich noch Wochen oder Monate weiter.

Die Präsidenten der wichtigsten Wirtschaftsverbände Deutschlands bewerten die erwartete ökonomische Entwicklung im kommenden Jahr sehr skeptisch.

„Leider überwiegen derzeit die Sorgen und Abwärtsrisiken“, sagt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Eric Schweitzer (53). Sein BGA-Kollege Holger Bingmann (57) geht mit „gedämpften Erwartungen ins neue Jahr“.

  • Grosser Städte-Kaufkraft-Check

    Wer am meisten Kohle raushauen kann

    Mehr Geld für Freizeit, Wohnen, Sparen. 2019 wird die Kaufkraft pro Kopf um 763 Euro steigen! Doch wo gibt’s jetzt am meisten Geld?

Immerhin: „Alle Prognosen für 2019 gehen weiterhin von Wachstum aus“, erklärt Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer (65).

▶︎ Die Experten erwarten im Schnitt allerdings nur noch knapp 1,5 Prozent Wachstum – deutlich weniger als die Regierungsprognose von 1,8 Prozent.

Einzig bei Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer (63) überwiegen die positiven Töne. Er rechnet für die Handwerks-Betriebe mit einem erneuten Umsatzzuwachs von drei bis vier Prozent.

Regierung als Wachstumsbremse

Als Grund für die Skepsis geben die Wirtschafts-Chefs die Arbeit der Bundesregierung an. Ihr geben sie durchweg schlechte Noten.

„Die große Koalition sorgt hierzulande für keine Wachstumsimpulse, im Gegenteil“, beklagt Kramer. Die Wirtschaftsentwicklung des ausklingenden Jahres sei nicht wegen der Regierung, sondern trotz der Großen Koalition noch passabel gelaufen.

Ähnlich sieht das BDI-Chef Dieter Kempf (65): Die Regierung habe die Zukunftsampel „auf Rot wie ‚Stopp‘ gestellt“ gestellt. Auch DIHK-Präsident Schweitzer vermisst Rückenwind für Unternehmen.

Der Wunschzettel der Wirtschaftsverbände ist deshalb auch sehr lang:

▶︎ Steuerreform: Steuerliche Entlastungen für Firmen rangieren bei Kempf und Schweitzer ganz oben.

▶︎ Fachkräftemangel: Die Regierung müsse etwas zur Bekämpfung des Mangels an hochqualifizierten Arbeitnehmern unternehmen.

▶︎ Investitionen: Zukunftsfelder, wie die Digitalisierung, müssten in den Fokus der Regierungsarbeit rücken.

Darüber hinaus verlangen Kramer und Bingmann eine Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts – das sei schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Jobwunder 2019?

Die deutsche Wirtschaft halten die Verbandschefs hingegen für fit für die Zukunft. „Sie ist stark und noch das Zugpferd Europas“, urteilt Handwerkspräsident Wollseifer.

So suchen die Unternehmen, trotz der Konjunkturabkühlung, wieder verstärkt nach neuen Mitarbeitern. Das Beschäftigungsbarometer stieg im Dezember um 0,7 auf 104,2 Punkte, teilte das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Zuvor hatte es drei Rückgänge in Folge gegeben.

Die Beraterfirma „EY“ rechnet für 2019 mit weiteren 440 000 Stellen, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sogar mit 500 000.

Stimmungstief zum Jahresende

Doch die Stimmung der Unternehmern ist auf dem Tiefpunkt.

▶︎ Das Ifo-Barometer für das Geschäftsklima sank im Dezember um 1,0 auf 101,0 Punkte – der schlechteste Stand seit über zwei Jahren. Es ist der vierte Rückgang in Folge.

▶︎ Laut einer Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (DW) beurteilen 21 von 48 Wirtschaftsverbänden die gegenwärtige Lage schlechter als im Vorjahr. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es zum Jahreswechsel nur zwei.

▶︎ Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet für 2019 mit einem leichten Anstieg der Unternehmenspleiten um rund 100 Fälle auf 20 000 Insolvenzen.

▶︎ Die Gründe für den wachsenden Unmut sind externe Wirtschafts-Risiken: Brexit-Chaos, Handelskonflikt, Frankreichs Reform-Abkehr, Italiens Haushaltsstreit mit der EU-Kommission.

Die größte Sorge: Ein ungeordnetes Ausscheiden der Briten aus der EU!

Dieses brächte massive Unwägbarkeiten für das Außenhandelsvolumen (über 100 Milliarden Euro) mit sich, erklärt BDI-Chef Kempf. Auch Schweitzer und Wollseifer erwarten negative Folgen für die Wirtschaft.

„Handelsstreit könnte uns aus der Bahn werfen“

Die Handelsstreitereien hätten das Potenzial, die deutsche Konjunktur aus der Bahn zu werfen, sagt BGA-Chef Bingmann. Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump gegenüber der Europäischen Union und China habe „die größte Sprengkraft“. Gerade vor dem Hintergrund einer sich abkühlenden Weltwirtschaft.

▶︎ Arbeitgeberpräsident Kramer mahnt: „Was wir brauchen, sind Geduld und Diplomatie.“

▶︎ Auch Kempf sieht in den Handelsstreitigkeiten eine Großgefahr: „Eine weitere Eskalation der Handelskonflikte der Vereinigten Staaten mit China und der EU drohen die Produktion, den Handel und die wirtschaftliche Entwicklung mittelfristig erheblich zu dämpfen.“

▶︎ DIHK-Präsident Schweitzer macht bei deutschen Firmen große Sorgen vor weiteren Handelsschranken, gerade in den USA, aus. Doch ein Ausgang des Zollstreits sei ungewiss. „Die Autozölle sind noch lange nicht vom Tisch“, betonte Schweitzer.

Immerhin: Eine Rezession befürchten alle Wirtschafts-Chefs trotz der Unsicherheiten derzeit nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

„Torpedo Attacke! Torpedo Attacke!“

++ Tanker-Krise im Golf von Oman ++ BILD dokumentiert den dramatischen SOS-Ruf ++ Großbrit…