Home Wirtschaft Meeresrat fordert Fangverbote für Dorsch und Hering
Wirtschaft - 30.05.2019

Meeresrat fordert Fangverbote für Dorsch und Hering

Fischer sehen „neue Runde im Existenzkampf“

Kopenhagen – Niedrigere Quoten, Fangstopp, Existenzkampf: Es gibt schlechte Neuigkeiten für die Ostseefischerei. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) empfiehlt für das kommende Jahr drastische Schutzmaßnahmen für Dorsch und Hering. Der Rat der Experten ist zwar nicht bindend, er bildet aber die Grundlagen für entsprechende Entscheidungen der EU.

Wegen gesunkener Bestände fordern die ICES-Biologen, den kommerziellen Fang von Dorsch östlich der dänischen Insel Bornholm 2020 komplett einzustellen. In der westlichen Ostsee könnte die Quote halbiert werden. Dort sollen außerdem keine Heringe mehr gefischt werden.

Der Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer sieht seine Mitglieder bereits in der „nächsten Runde ihres Existenzkampfes“: Dorsch und westlicher Hering würden zu den wichtigen Fischarten für die deutsche Ostseefischerei gehören.

Unterschiede zwischen Ost und West

Die Dorschpopulationen in Ost und West unterscheiden genetisch – und sie laichen (bezeichnet das Eierablegen) zu unterschiedlichen Zeiten. Auch ihre wirtschaftliche Bedeutung ist unterschiedlich groß. So lag die Fangquote im Westen zuletzt nur noch bei 2000 Tonnen, östlich von Bornholm durften dagegen mehrere Zehntausend Tonnen gefangen werden.

Der schwedische Umweltschützer Nils Höglund hatte erst kürzlich in BILD berichtet: „Um den Dorsch steht es bei uns dramatisch. Die Fische schwimmen bei Bornholm am Meeresboden wie Zombies. Kurz nach dem Fang verenden sie.“

Über die Fangquoten für das nächste Jahr entscheidet der EU-Ministerrat im Oktober. Erfahrungsgemäß leiten sich daraus auch Beschränkungen für Angler ab. So durften deutsche Freizeitfischer bis Ende 2018 nur fünf Dorsche am Tag fangen. 2019 war die Menge auf sieben erhöht worden.

Die Erhöhung der Quote beruhte hauptsächlich auf einem starken Dorschjahrgang 2016. „Bei Untersuchungen 2017 und 2018 konnten wir aber so gut wie gar keine Jungtiere feststellen“, sagte Dr. Harry Strehlow vom Thünen-Institut für Ostseefischerei zu BILD. Tatsächlich zeigten die Zahlen von ICES auch in diesem Frühjahr keine Erholung an.

Die neuen Empfehlungen wecken in Norddeutschland Ängste. Lars Wernicke vom Wassertourismus in Schleswig-Holstein e. V. sagt zu BILD: „Wir stehen ganz klar zum Prinzip der Nachhaltigkeit. Aber der Angeltourismus verkraftet weder eine erneute Reduzierung der Tagesfangbegrenzung noch andere Beschränkungen.“

Was macht dem Dorsch zu schaffen?

Eindeutige Antworten hat die Wissenschaft bisher nicht. In der östlichen Ostsee ist Sauerstoffmangel der Hauptverdächtige. „Die bevorzugten Laichgebiete des Dorsches sind davon regelmäßig betroffen. Selbst nachdem frisches Wasser aus der Nordsee eingeflossen ist, wird der Sauerstoff sehr schnell verbraucht“, erklärt Experte Strehlow.

Aber auch die Erwärmung der Ostsee hat Auswirkungen. Möglicherweise „verpasst“ der junge Dorsch durch sie seine bevorzugte Nahrung wie kleinere Fische und Zooplankton.

Der Verband der Kutter- und Küstenfischer stellt das jährliche Zahlenwerk der Biologen aber infrage: „Es gibt in den Empfehlungen immer wieder bei einigen Fischarten zu große Sprünge, die in der Natur so nicht vorkommen “, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

„Torpedo Attacke! Torpedo Attacke!“

++ Tanker-Krise im Golf von Oman ++ BILD dokumentiert den dramatischen SOS-Ruf ++ Großbrit…