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Wirtschaft - 14.05.2019

Bayer-Aktie schmiert nach Krebs-Schockurteil ab

Der Pharmakonzern Bayer hat in den USA auch den dritten wichtigen Prozess im Zusammenhang mit dem Monsanto-Unkrautvernichter „Roundup“ verloren – und soll 2,05 Milliarden Dollar Schadenersatz (umgerechnet 1,82 Milliarden Euro) zahlen!

Ein Ehepaar hatte das Unternehmen verklagt, weil es „Roundup“ für seine Krebserkrankungen verantwortlich macht. Die Geschworenen-Jury ging davon aus, dass das Unkrautvernichtungsmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat für die Non-Hodgkin-Lymphome des Ehepaares Pilliod verantwortlich ist.

An der Börse kam diese Nachricht gar nicht gut an. Die Bayer-Aktie brach um 4,4 Prozent auf 53,66 Euro ein und war mit Abstand schwächster Wert im Deutschen Aktien-Index. Vor einem Jahr waren die Papiere 100,93 Euro wert, fast das Doppelte.

Auch der Börsenwert des Konzerns liegt mittlerweile deutlich unter den rund 63 Milliarden Dollar (56 Milliarden Euro), die sich die Leverkusener den Monsanto-Kauf vergangenes Jahr hatten kosten lassen.

Das Urteil

Die Rentner Alva und Alberta Pilliod bekamen kurz nacheinander die Krebsdiagnose: Non-Hodgkin-Lymphom – Lymphknotenkrebs. Sie machen dafür die jahrzehntelange Verwendung des Unkrautvernichters „Roundup“ verantwortlich.

Bayer führt die Krebserkrankungen der Kläger dagegen auf umfangreiche Vorerkrankungen zurück. Der Pharma-Riese erklärte: Um zu dem Schluss zu kommen, dass das Mittel tatsächlich an den Krebsdiagnosen des Paares schuld ist, hätte die Jury feststellen müssen, dass die Krebserkrankungen der Kläger ohne den Einsatz von „Roundup“ nicht eingetreten wären. Dafür gebe es aber „keine verlässlichen wissenschaftlichen Nachweise“.

Die Anwälte des Paares sprachen von einem „historischen“ Strafmaß. Bayer will die Entscheidung anfechten.

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Vorwurf: Manipulierte Studien zu Krebsrisiken

Während des Prozesses hatte die Anklage immer wieder versucht, die Geschworenen-Jury des Gerichts in Oakland (Bundesstaat Kalifornien) nicht nur davon zu überzeugen, dass Monsantos Produkte Krebs verursachen, sondern auch dass mit manipulierten Studien Risiken verschleiert wurden.

Laut Rechtsanwalt Brent Wisner hatte die Jury Einsicht in firmeninterne Dokumente, aus denen hervorgeht, dass die Bayer-Tochter Monsanto „niemals irgendein Interesse daran hatte, herauszufinden, ob ‚Roundup‘ sicher ist“.

US-Glyphosat-Prozess

Bayer zu Milliarden-Zahlung verurteilt

Quelle: Reuters
1:35 Min.

Bayer-Chef unter Druck

Es ist bereits der dritte Schuldspruch innerhalb weniger Monate! Weitere Prozesse werden folgen. Bayer-Chef Werner Baumann (56) steht deshalb unter Druck. Bei der Hauptversammlung im April weigerten sich Aktionäre, ihn zu entlasten.

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Auch wenn Bayer sich bislang beharrlich dagegen sträubt, dürften Verhandlungen über einen Vergleich mit US-Klägern durch die dritte Niederlage im dritten Prozess wahrscheinlicher werden. US-Richter Vince Chhabria, bei dessen Bundesbezirksgericht in San Francisco mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt sind, drängte bereits im April auf eine gütliche Einigung der Streitparteien.

Zuletzt war der Konzern in den USA nach eigenen Angaben mit rund 13 400 Klagen Krebskranker im Zusammenhang mit „Roundup“ konfrontiert. Auch in den ersten beiden Fällen hat Bayer Berufung eingelegt.

In der Forschung ist diese Frage umstritten. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland sind der Meinung, dass von Glyphosat bei korrekter Anwendung keine Krebsgefahr ausgeht. Dagegen behauptete die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) 2015, dass Glyphosat „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ sei.

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