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Wirtschaft - 09.12.2018

Bahn-Streik am Montagmorgen!

Tarifstreit zwischen Konzern und Bahnbeschäftigten eskaliert+++ Chaos droht vor allem in NRW mit Auswirkungen auf ganz Deutschland+++ EVG-Sprecher Reitz: „weitere Warnstreiks nicht ausgeschlossen“+++

Was für ein BAHNsinn!

Millionen Bahn-Pendler müssen sich am Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit auf Verspätungen und Ausfälle einstellen. Es droht ein Riesen-Chaos!

„Der Ausstand wird bundesweit am Montagmorgen von 05.00 Uhr bis 09.00 Uhr dauern“, sagte ein Sprecher der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft am Sonntag. Der Ausstand werde sowohl S-Bahnen, Regional- und Fernverkehr sowie die Güterbahn betreffen. Die Auswirkungen würden sich weit in den Tag hineinziehen.

Die EVG werde „in allen Bereichen“ streiken, man werde vorab keine Schwerpunkte des Ausstands nennen, bekräftigte EVG-Sprecher Uwe Reitz am Sonntagabend.

Laut Bahn vor allem NRW betroffen

▶︎ Laut Website der Deutschen Bahn soll vor allem Nordrhein-Westfalen betroffen sein. Was überregionale Auswirkungen haben werde. Weiter lautet die Empfehlung für alle, die in die Region reisen wollen oder müssen: entweder bereits Sonntagabend oder erst nach Streikende fahren!

Grund: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte am Samstag die seit zwei Monaten laufenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will erst nach einem besseren Angebot der Bahn die Tarifverhandlungen wieder aufnehmen, sagte Reitz weiter. „Wir hoffen, dass der Bahnvorstand die Signale verstanden hat, sonst sind weitere Warnstreiks nicht ausgeschlossen.“

Die Bahn sprach von einer völlig überflüssigen Eskalation. Man habe ein Paket im Volumen von insgesamt sieben Prozent in Aussicht gestellt. „Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit“, sagte Personalvorstand Martin Seiler.

Der Konzern appellierte deshalb in einem Brief an die EVG-Führung, „an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet: „Wir sollten gemeinsam alles daran setzen, die Tarifverhandlungen im Sinne unserer Mitarbeiter, unserer Kunden und unseres Unternehmens kurzfristig einem Abschluss zuzuführen.“

Das müssen Reisende wissen

Neben der Empfehlung, NRW-Strecken in der Streik Zeit zu meiden, gibt die Bahn noch folgende Hinweise:

▶︎ Bei Flexpreis- und Sparpreistickets mit Gültigkeit am Montag wird die Tages- und Zugbindung aufgehoben. Die Tickets können bereits am Sonntag genutzt werden.

▶︎ Wer seine Reise wegen des Streiks nicht antreten kann, kann sich den Fahrpreis erstatten lassen.

▶︎ Für mehr Informationen hat die Bahn außerdem eine kostenlose Sonder-Hotline eingerichtet.

Das Angebot der Bahn

Nach Angaben der Bahn wurde eine Lohn-Erhöhung in zwei Stufen von insgesamt 5,1 Prozent und eine Einmalzahlung von 500 Euro angeboten. Die zweite Stufe hätten die Mitarbeiter auch in Form von mehr Freizeit nehmen können.

Außerdem sei vorgesehen gewesen, dass der Arbeitgeberbeitrag zur betrieblichen Altersvorsorge um 1,1 Prozent steigt. Die Laufzeit der Erhöhung war für 29 Monate vorgesehen, die EVG besteht dagegen auf eine Laufzeit von 24 Monaten.

„Die Laufzeit ist zu lang, die Prozente sind daran gemessen zu niedrig“, sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba zum Bahn-Angebot. „Am Ende fehlte aus unserer Sicht ein Prozent mehr angesichts der längeren Laufzeit.“ Daher habe auch die Tarifkommission der EVG das Bahn-Angebot einstimmig abgelehnt.

▶︎ Gerade in der Weihnachtszeit ist nun die Aussicht auf zusätzliche Verspätungen und Zugausfälle für viele Reisende besonders ärgerlich. Auch weil wegen Personalmangel, fehlende Züge und Netzengpässe zuletzt sowieso ein Drittel der ICE und IC verspätet waren. Das Pünktlichkeitsziel von mehr als 80 Prozent kann die Bahn eigenen Planungen zufolge erst 2025 erreichen.

Verhandlungen sollen am Dienstag weitergehen

In ihrem Brief an die EVG-Führung hatte die Bahn die Gewerkschaft zu Gesprächen am Montagnachmittag eingeladen.

Nach bisherigem Stand sollen die Verhandlungen am Dienstag weitergehen. „Wir sind auf einem guten Weg und kurz vor dem Ziel“, sagte Bahn-Personalchef Seiler. Beide Gewerkschaften hatten 7,5 Prozent mehr Lohn gefordert sowie weitere Verbesserungen bei Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen.

2014 und 2015 erlebte die Deutsche Bahn den bisher längsten Streik ihrer Geschichte. Mehrmals rief die Lokführer-Gewerkschaft GdL in dieser Zeit ihre Mitglieder auf, die Arbeit niederzulegen. 2015 wurde der Personenverkehr für 127 Stunden, der Güterverkehr um 138 Stunden bestreikt.

Anders als die EVG kann die GdL derzeit nicht zu Streiks aufrufen, sie hat mit der Bahn eine Schlichtungsvereinbarung geschlossen. Dem „Tagesspiegel“ sagte Weselsky: „Ich glaube, die EVG will auch mal zeigen, dass sie streiken kann.“ Ihr Ausstand treffe jedoch ein Unternehmen, das angesichts des Sparkurses schon geschwächt sei. „Da muss man als Gewerkschaft auch ein bisschen Rücksicht nehmen.“

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Parallel zu den Verhandlungen mit der EVG führt die Bahn dennoch auch Gespräche mit der GDL. Auch hier wurde noch keine Einigung erreicht.

Die Bahn will mit beiden Gewerkschaften vergleichbare Ergebnisse für rund 160 000 Beschäftigte in Deutschland erreichen.

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