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Politik - 11.03.2019

Was bei der Kritik an Philipp Amthor falsch läuft

Philipp Amthor ist der Amboss unter Deutschlands Politikern. Sitzt er in einer Talkshow oder gibt er ein Interview, wird der Hammer herausgeholt.

Das ist verständlich, denn der 26-Jährige provoziert gerne und gefällt sich in der Rolle des konservativen Hardliners. Eingedroschen wird aber nicht nur auf seine Positionen, sondern fast immer auch auf sein Äußeres.

Diese Haare! Diese Brille! Dieses Gesicht! Ein Großteil der Tweets und Posts, die in den sozialen Netzwerken zu Amthor abgesetzt werden, beschäftigen sich mit seiner Optik und greifen zu üblen Vergleichen oder sogar Beschimpfungen.

Der Absender: oft jenes politische Spektrum, das sich sonst immer einen „diskriminierungsfreien Diskurs“ wünscht und so genannten „Lookism“ geißelt.

Lookism, vom Englischen „to look“ (aussehen) – das bedeutet die Diskriminierung und Stereotypisierung eines Menschen aufgrund seines Aussehens.

Ein aktuelles Beispiel: Greta Thurnberg, die junge Klima-Aktivistin, wird nicht nur wegen ihrer Positionen kritisiert, sondern auch für ihr Äußeres: ihre Zöpfe, ihren Mund, ihren Blick. Fast immer vom rechten politischen Spektrum. Linke halten das den Greta-Kritikern vor.

Was sie offenbar nicht merken: Bei Philipp Amthor passiert das Gleiche. Wird ein Gegner als „reaktionär“ ausgemacht, ist es mit der eigenen Progressivität offenbar nicht weit her.

Sogar Journalisten stimmen auf Twitter in den Chor der Oberflächlichen ein.

Natürlich: Man kann Amthors Habitus thematisieren, sein Auftreten, das auf viele Menschen altmodisch und inszeniert wirkt. Wer Trachtenjancker mit Tierhornverschlüssen und Deutschlandflagge am Revers trägt, der setzt damit ein Statement und muss in Kauf nehmen, dass das aufgegriffen wird. Damit begnügen sich die meisten Kritiker jedoch nicht – es wird persönlich, es wird diffamierend.

„Ad hominem“ – noch so ein Begriff, der vor allem von der politischen Linken verwendet wird: Argumente sollen demnach nicht „ad hominem“ gerichtet werden, nicht gegen den Menschen, sondern sich mit der Sache befassen.

Bei Philipp Amthor wird dieser Grundsatz gerne ignoriert: Wer SO aussehe, müsse ja problematische Positionen vertreten!

Dünnes Eis. Natürlich gibt es nicht den geringsten Zusammenhang zwischen dem äußeren Erscheinungsbild eines Politikers und seinen politischen Qualitäten. Attraktive können Unsinn fordern, (vermeintlich) Sonderbare können kluge Dinge sagen – und umgekehrt.

Was für eine Binsenweisheit! Dass auf sie hingewiesen werden muss, wirft kein gutes Licht auf den Zustand der Debattenkultur in Deutschland.

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