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Politik - 07.03.2019

Söder empört sich über Indianer-Kostüm-Irrsinn

Grünen-Politiker Özdemir spricht von „skurriler Debatte“

Während die Narren am heutigen Aschermittwoch ihre Kostüme, Kamelle und Konfetti im Schrank verstauen, greift die Politik noch einmal tief in die Kalauer-Kiste. Beim politischen Aschermittwoch treten die Spitzenpolitiker in Festzelten auf und heizen ein. Traditionell wird es deftig. Für den ersten Paukenschlag sorgte CSU-Chef Markus Söder.

Söder empört sich über Indianer-Kostüm-Irrsinn

In seiner Rede empörte sich Söder über die Diskussion über Indianer-Kostüme zu Karneval. Eine Kita hatte das Kostüm verboten, weil es Minderheiten beleidige und Stereotypen fördere. Der CSU-Chef sagte dazu: „Wenn die Welt wüsste, über welchen Quatsch wir streiten, hätte sie keine Angst oder Respekt mehr vor uns.“ Stattdessen sollte man sich auf die wirklich wichtigen Dinge kümmern.

Auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir sieht die Diskussion kritisch. Auf Twitter nannte das eine „skurrile Debatte“.

Bevor alle Schnappatmung kriegen in Sachen #Indianer & Kita. Dies ist genauso eine skurrile Debatte, wie die Diskussion um Sankt Martin. Sie hat nichts mit Muslimen (übrigens auch nicht mit Grünen) zu tun. Ich war als Kind an Fasching oft Indianer & feiere weiterhin Weihnachten

— Cem Özdemir (@cem_oezdemir) March 6, 2019

Hintergrund: In Hamburg entbrannte eine hitzige Debatte über politisch korrekte Kostüme und ob manche Verkleidungen verletzend sind. Die Kita-Leitung der Elbkinder-Kita im Hamburger Stadtteil Ottensen verschickte rechtzeitig vor dem Rosenmontag ein entsprechendes Schreiben an die Eltern.

Darin wurde darum gebeten, „bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden“. Und: „Beispielsweise möchten wir nicht, dass Kinder als ‚Indianer‘, ‚Scheich‘ oder ähnliches verkleidet sind“. Auf BILD-Nachfrage teilte die Sprecherin der Elbkinder-Kitas mit: Es gehe darum, keine Kostüme zu wählen, „die auf Rasse oder Zugehörigkeit zu einer ethnischen oder anderen Minderheit Bezug nehmen und zusätzlich negativ konnotiert sind und damit für Teile unserer Elternschaft verletzend sein könnten“.

Beschwerden über den Wunsch der Kita-Leitung, Fasching ohne Indianer und Scheichs feiern zu wollen, habe es nicht gegeben, teilte die Kita mit. Im Gegenteil – die Eltern hätten sich positiv geäußert.

Damit ist das schon der zweite Vorfall im Karneval, der die Diskussion auslöst, was man darf oder nicht darf und wie viel Rücksicht auf Minderheiten und Gefühle anderer genommen werden muss. Bei einem Karnevals-Auftritt hatte die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer vergangene Woche über das dritte Geschlecht gewitzelt. Das hatte in anderen Parteien und in sozialen Medien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

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Kramp-Karrenbauer tritt am Abend auf

Am Abend (17 Uhr) tritt CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer in Demmin auf. Wird es eine gepfefferte Antwort für ihre Kritiker geben?

Das die Diskussion um die Witzelei von Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrem Auftritt auf jeden Fall Thema wird, dafür wird der Europapolitiker Werner Kuhn (CDU) sorgen. Er wird AKK ankündigen und sorgt für Kalauer-Alarm. Wie die Zeitung „Nordkurier“ berichtet, schießt er gegen alle Kritiker und Menschen, die sich angegriffen fühlten. Die Zeitung veröffentlichte vorab Teile seiner Rede. Dort heißt es: „Kein Mensch beschwert sich über spitze heterosexuelle Witze. Das halten alle für normal – da lacht und jauchzt der ganze Saal. Kritik an AKK läuft da ins Leere, hier schäumen nur die Funktionäre! Denn die sind, das ist wohlbekannt, wenig flexibel und null tolerant.“

Hintergrund: Am Donnerstag hatte Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) bei ihrem satirischen Auftritt im baden-württembergischen Stockach am Bodensee gespottet: „Wer war denn von euch vor Kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen.“ Und weiter: „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette.“

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CSU-Chef Söder sprach den Proteststurm gegen AKK nicht direkt an, schickte in seiner Rede aber einen warmen Gruß an die neue CDU-Chefin: „CSU und CDU haben ein neues Kapitel aufgeschlagen und sind bei dem Thema Zuwanderung wieder auf einem Kurs.“ Mit Kramp-Karrenbauer an der Spitze, könne er versprechen, „dass sich 2015 und der ganze Streit nicht wiederholen“.

Die Entscheidung von Kanzlerin Angela Merkel (64, CDU) 2015 während der Flüchtlingskrise die Grenzen offenzulassen, hatte für einen tiefen Riss zwischen den Schwesterparteien CSU und CDU geführt.

Den Anfang für die CSU hatte zuvor Manfred Weber (CSU) gemacht. Und er brachte in seiner Rede, die von Europa-Themen geprägt war, auch eine Spitze unter. In einem Beispiel erzählte er von einer „Friseuse – oder Friseurin … was ist da jetzt korrekt? Ich muss da jetzt schon mal überlegen …“ Gelächter und Gejohle im Saal. Laut Duden ist der Begriff „Friseuse“ veraltet. Heute heißt es Friseurin.

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Diese Politiker steigen ebenfalls in die Bütt

Ebenfalls am Vormittag des politischen Aschermittwochs sprechen die Grünen-Parteichefin Annalena Baerbock in Landshut und AfD-Parteichef Jörg Meuthen in Osterhofen. Bei der SPD treten die Spitzenkandidatin zur Europawahl und Justizministerin Katarina Barley in Vilshofen und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Abend in Mainz auf. FDP-Chef Christian Lindner verzichtet und schickt stattdessen Nicola Beer (Spitzenkandidatin für die Europawahl) in Dingolfing ins Rennen. Für die Linke ist Ex-Parteichef Klaus Ernst in Passau am Start.

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