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Politik - 05.01.2019

Kardinal Walter Brandmüller hält Empörung über Missbrauch in Kirche für falsch

Der Kardinal Walter Brandmüller in seinem Arbeitszimmer: Der Theologe sieht keinen Zusammenhang zwischen dem Missbrauchsskandal und dem Zölibat katholischer Priester. (Quelle: Lena Klimkeit/dpa)

Noch immer ringt die katholische Kirche mit dem Missbrauchsskandal – zu Unrecht, findet ein deutscher Kardinal. Für ihn haben die Vorfälle wenig mit der Kirche zu tun.

Die Empörung über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ist aus Sicht des deutschen Kardinals Walter Brandmüller Heuchelei. „Da benimmt sich die Gesellschaft ziemlich heuchlerisch“, sagte Brandmüller der Deutschen Presse-Agentur kurz vor seinem 90. Geburtstag.

„Was in der Kirche an Missbrauch passiert ist, ist nichts anderes, als was in der Gesellschaft überhaupt geschieht.“ Sexueller Missbrauch sei alles andere als ein spezifisch katholisches Phänomen. Der eigentliche Skandal sei, dass sich die Kirchenvertreter in diesem Punkt nicht von der gesamten Gesellschaft unterschieden.

„Nicht weniger wirklichkeitsfremd ist es, zu vergessen beziehungsweise zu verschweigen, dass 80 Prozent der Missbrauchsfälle im kirchlichen Umfeld männliche Jugendliche, nicht Kinder, betrafen“, kritisierte Brandmüller. Es sei zudem „statistisch erwiesen“, dass es einen Zusammenhang zwischen Missbrauch und Homosexualität gebe.

Wissenschaftler sehen im Zölibat einen Grund für die Vorfälle

Eine im vergangenen Jahr vorgestellte Studie hatte ergeben, dass in Deutschland zwischen 1946 und 2014 insgesamt 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige sexuell missbraucht haben sollen. Zudem hatten die mit der Studie beauftragten Wissenschaftler problematische Strukturen in der katholischen Kirche benannt, die Missbrauch nach wie vor befördern könnten – etwa die umstrittene Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit und die ausgeprägte klerikale Macht einzelner Geistlicher.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hatte darauf hingewiesen, dass der Zölibat und Homosexualität „für sich genommen“ keinen Missbrauch hervorriefen.

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