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Politik - 30.10.2018

Erdogans neuer Protz-Flughafen

37 Tote und Hunderte Festnahmen – das ist die Bilanz von Erdogans neuem Protz-Flughafen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (64) hat den neuen Flughafen in der türkischen Metropole Istanbul eröffnet. „Ich hoffe, dass der Flughafen unserer Region und der Welt von Nutzen sein wird“, sagte Erdogan bei der feierlichen Einweihung zum Nationalfeiertag am Montag. Mit jährlich 200 Millionen Passagieren soll er einmal der größte der Welt werden.

„Istanbul ist nicht nur unsere größte Stadt, sondern auch die wertvollste Marke unseres Landes“, sagte er. „Deshalb haben wir diesem großen Werk für diese unbezahlbare Stadt den Namen ,Istanbul‘ gegeben.“

Nach Angaben der Betreibergesellschaft IGA kostete der Bau des Flughafens insgesamt 10,25 Milliarden Euro. Grundsteinlegung war im Juni 2014. An der Eröffnungsfeier nahmen unter anderem die Staatsoberhäupter Albaniens, Pakistans und des Sudan teil, außerdem der bulgarische Ministerpräsident Boyko Borissov.

Die Eröffnung ist zunächst symbolisch. Bis zum Umzug der halbstaatlichen Fluggesellschaft Turkish Airlines am 29. Dezember vom Atatürk-Airport zum neuen Flughafen am Schwarzen Meer werden zunächst nur fünf Ziele angeflogen. Auf dem nach Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk benannten alten Airport sollen ein Park und ein Messegelände entstehen, wie Erdogan zum wiederholten Mal betonte.

2000 Starts und Landungen pro Tag

In einer ersten Phase soll der neue Airport eine Kapazität von 90 Millionen Reisenden jährlich erreichen. In zehn Jahren soll der Flughafen mit einer geplanten Kapazität von 200 Millionen Passagieren – nach derzeitigem Stand – zum größten Flughafen der Welt werden. Eine Metro-Linie zum Flughafen ist bis 2020 geplant.

Dann soll er eine Kapazität von 500 Flugzeugen haben und täglich 2000 Starts und Landungen abwickeln, 250 Fluglinien sollen mehr als 350 Ziele in aller Welt anfliegen. Neben der dritten Bosporus-Brücke und dem geplanten Kanal-Istanbul ist der Flughafen eines der wichtigsten Projekte Erdogans zur Modernisierung der Infrastruktur und zur Schaffung einer „neuen Türkei“.

Tod am Bau: Erdogan und der Prestige-Flughafen

Der neue Airport in Istanbul wurde in einer Rekordzeit von etwas mehr als vier Jahren aus dem Boden gestampft. Doch das Tempo in Istanbul hat offenbar seinen Preis. Nach Angaben der Bauarbeitergewerkschaft Dev-Yapi-Is sind seit Beginn der Arbeiten mindestens 37 Menschen auf der Baustelle ums Leben gekommen. 30 Todesfälle habe es gegeben, gibt IGA-Chef Samsunlu zu. Vorwürfe der Arbeiter, dass die Unfälle unter anderem wegen Sicherheitsmängeln passierten, wies er jedoch zurück. „Sie müssen eben aufpassen, was sie tun“, sagte er.

Die Arbeiter dagegen kritisieren Produktionsdruck, mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und schlechte Unterkünfte und streikten deshalb im September. Die Polizei nahm Arbeiter fest und erstickte damit den Protest im Keim. Samsunlu dagegen sagte, die Streikenden hätten nicht friedlich protestiert. Noch immer sitzen laut Human Rights Watch 30 Bauarbeiter in Untersuchungshaft, darunter der Gewerkschaftschef Özgür Karabulut, der selbst auf der Flughafenbaustelle schuftete.

Umweltaktivisten kritisieren, dass Wald gerodet werden musste. IGA-Chef Samsunlu nennt das Projekt dagegen einen „grünen Flughafen“, unter anderem weil er energieeffizient gebaut worden sei. Stolz ist er auch auf die internationalen Unternehmen, die am neuen Airport operieren. So werde das deutsche Unternehmen Heinemann den Duty-free-Bereich für 25 Jahre betreiben und auch DHL sei am Flughafen angesiedelt.

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