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Politik - 24.03.2019

Eichmann-Jäger Rafi Eitan gestorben

Er war DER israelische Geheimagent schlechthin: Rafael „Rafi“ Eitan nahm Nazi-Verbrecher Adolf Eichmann in Argentinien fest und brachte ihn in Jerusalem vor Gericht. Am Samstag ist Eitan im Alter von 92 Jahren gestorben.

Klein und stämmig war Eitan, schlohweißes Haar, stets trug er eine dicke, gerahmte Brille. Er war bekannt für seinen feinen Humor – aber auch für seine Härte.

Geboren 1926 im Kibbuz En Harod wurde Eitan in den 50er-Jahren Spion des Auslandsgeheimdienstes Mossad. Dort stieg er zum Chef der Kommandoaktionen auf. 1960 leitete er ein Team in Buenos Aires. Er fasste Eichmann, der dort unter dem Namen Ricardo Klement lebte, auf dem Weg zu seinem Haus. Eitan schob ihn in ein Auto und brachte ihn in ein Versteck.

Er identifizierte Eichmann, indem er dessen Körper nach markanten Narben an Arm und Bauch absuchte. Da wusste er: „Das ist der Mann – wir haben Eichmann“, erinnerte Eitan sich Jahre später.

Eichmann war unter den Nationalsozialisten für die Ermordung von Millionen Juden verantwortlich. Er wurde 1962 in Israel zum Tode verurteilt und gehängt. Es war der einzige Fall in der israelischen Geschichte, in dem die Todesstrafe vollstreckt wurde.

Der Einsatz von Eitan und seinem Team wurde als „Operation Finale“ sogar verfilmt. Rafi Eitan war schon zu Lebzeiten eine Legende. Neben dem Mossad arbeitete er auch beim israelischen Inlandsgeheimdienst Shin Bet, außerdem als Terrorismus-Berater für die Regierung.

„Rafi gehörte zu den Helden der Geheimdienste des Staates Israel bei unzähligen Missionen im Namen der Sicherheit Israels“, sagte Premierminister Benjamin Netanjahu (69) am Samstag. „Seine Weisheit, sein Witz und sein Engagement für das Volk Israel und unser Land waren beispiellos.“

Eine seiner außergewöhnlichsten Aktionen: Eitan rekrutierte Anfang der 60er Jahre den Nazi-Verbrecher Otto Skorzeny für den Mossad!

Eigentlich sollte Skorzeny eliminiert werden. Aber: „Er war der gefährlichste Mann in Europa, ein exzellenter Soldat“, sagte Eitan später in der „Netflix“-Dokumentation „Inside the Mossad“. Der Meister-Spion entschied sich, die Fähigkeiten des gebürtigen Österreichers zu nutzen – und ihn dafür vom Tode zu verschonen. Tatsächlich: Skorzeny brachte angeblich mehrere Wissenschaftler, die an ägyptischen Raketenprogrammen arbeiteten, zur Strecke.

In den 80er Jahren geriet Rafi Eitan in Schwierigkeiten, als herauskam, dass er Umgang mit einem U.S.-Navy-Geheimdienstanalysten pflegte, der Militärgeheimnisse aus dem Pentagon an Israel verkauft hatte. Obwohl Eitans Handlungen eigenen Aussagen zufolge von seinen Vorgesetzten genehmigt wurden, war er damals gezwungen, sein Amt als Chef des Nachrichtendienstes Lakam niederzulegen.

Er ging in die Wirtschaft und später in die Politik. 2006 schaffte er als Vorsitzender der Rentnerpartei eine Wahlsensation: Eitan gewann sieben Sitze im 120-Sitze-Parlament und wurde Kabinettsminister in der Regierung von Ehud Olmert.

Eitan war auch ein langjähriger Freund von Ariel Sharon (1928-2014). Der ehemalige israelische Ministerpräsident nannte ihn liebevoll „Stinky Rafi“ oder auch „den Stinker“. Grund: Eitan hatte sich bei einer Mission einst in einer Abwasserkammer vorm Feind versteckt. Ein weiterer Spitzname: „Mr. Kidnap“ – wegen der erfolgreichen Jagd auf Adolf Eichmann.

Mossad-Direktor Yossi Cohen (57) sagte, dass die Mehrheit der Heldentaten von Eitan der breiten Öffentlichkeit aber noch unbekannt sei.

„Sein Werk und seine Handlungen werden in den Annalen des Staates in goldene Buchstaben gegossen werden“, so Cohen am Samstag. „Die Grundlagen, die Rafi in den ersten Jahren des Staates legte, sind eine wichtige Grundlage für die Aktivitäten des Mossad bis heute.“

Eitan war verheiratet und hatte drei Kinder.

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