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Politik - 05.12.2018

„Brexsack“ macht sich aus dem Staub

Brexit-Verkrümler Nigel Farage (54) macht zum zweiten Mal die Biege!

Zwei Wochen nach dem Brexit-Referendum im Sommer 2016 trat Farage als Chef der britischen Unabhängigkeitspartei (Ukip) zurück – Begründung: „Ich will mein Leben zurück“. Jetzt trat der Europaparlamentarier und glühende EU-Verachter Nigel Farage (54) ganz aus der Partei aus, die wie keine andere in einer Schmutz-Kampagne für den Brexit getrommelt hatte.

„Schweren Herzens“, wie der Mitbegründer der umstrittenen Partei in einem Gastbeitrag für den „Telegraph“ beteuert hat.

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Offizielle Begründung: Die Partei sei zu sehr zum Sammelbecken für Rassisten und Extremisten geworden, zu fixiert auf einen Anti-Islam-Kurs. Außerdem, so deutet Farage an, könnte eine am Sonntag geplante Ukip-Demo unter Beteiligung des jetzigen Partei-Personals jederzeit in Gewalt umschlagen. Namentlich nennt Farage einen Mit-Organisator namens Daniel Thomas, bezeichnet ihn als „verurteilten bewaffneten Entführer“.

Farage wiederholt zudem seine Kritik am aktuellen Ukip-Chef Gerard Batten (64), weil der den Gründer der rechtsextremen English Defence League, Tommy Robinson (Pseudonym), zu seinem persönlichen Berater ernannt hatte.

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Farage schürte selbst Fremdenfeindlichkeit

Ist diese Distanzierung von üblen rechten Hetzern glaubwürdig? Farage selbst hatte im Wahlkampf vor dem entscheidenden EU-Referendum massiv fremdenfeindliche Vorurteile geschürt oder zumindest gezielt bedient. Ein Tiefpunkt: Das Plakat der „Leave“-Kampagne, das per Foto aus der Flüchtlingskrise 2015 suggerieren sollte, dass riesige Menschenströme aufgrund von Europas Versagen auf dem Weg nach Großbritannien seien.

Anti-EU-Propaganda mit Türkei-Ängsten

Farage, späterer Spitzname „Brexsack“, schürte zudem Ängste, Millionen von Türken seien in Lauerstellung, um nach einer Erteilung von EU-Visa-Freiheit (die es bis heute nicht gibt) das Vereinigte Königreich zu fluten.

Free EU visa travel for 75 million Turks – another reason to vote to leave EU & take back control of our borders. https://t.co/mp8ZpnTH6j

— Nigel Farage (@Nigel_Farage) November 30, 2015

In Großbritannien leben rund 250 000 Türken, also weitaus weniger als in Deutschland oder Frankreich. Und auch ein EU-Beitritt der Türkei, der in absehbarer Zukunft als äußerst unwahrscheinlich gilt, wurde in einer perfiden Facebook-Geheimkampagne („Dark Ads“) als Tatsache verkauft.

Die Empfänger sollten online darüber abstimmen, ob die Aufnahme von 76 Millionen Türken in die EU eine gute oder schlechte Nachricht sei.

Farage wurde 1999 ins Europäische Parlament gewählt, lässt sich seitdem von Europas Steuerzahlern aushalten. Seine Exzentrik, Arroganz und seine ewigen Provokationen – gern drehte sich Farage etwa beim Ertönen der Europahymne von den Musikern weg – nervten die Abgeordneten-Kollegen in Brüssel gewaltig.

Das Fass übergelaufen ist allerdings bei den letzten Europawahlen 2014, als Farage Europa als „brennende Gefahr“ für ein angeblich fremdbestimmtes Großbritannien plakatieren ließ, verbunden mit dem späteren Brexit-Slogan „Take back control of our country“ – „Hol‘ Dir die Kontrolle über unser Land zurück“.

Farage führte ein ganzes Land in die Sackgasse

Unmittelbar nach seinem Rückzug von der Parteispitze sprach Manfred Weber (46, CSU), der jetzige Spitzenkandidat der EVP-Fraktion für die Europawahl 2019, von „feigem und verantwortungslosen“ Verhalten.

Für (berechtigte) Empörung bei den Briten sorgte der Vorsitzende der liberalen Fraktion, Guy Verhofstadt, mit seinem Kommentar: „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“.

Allerdings wussten die Briten damals, im Sommer 2016, noch nicht, was sie heute wissen:

▶︎ Dass das Britische Pfund massiv an Wert verloren hat und im Fall eines ungeordneten Brexits Ende März 2019 ins Bodenlose zu stürzen droht.

▶︎ Dass der zweieinhalbjährige Streit um den Brexit nicht die verbliebenen 27 EU-Staaten gespalten hat, sondern die britische Gesellschaft.

▶︎ Dass ein ungeordneter EU-Austritt die heftigste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg auslösen wird, wenn die Analyse der Bank of England (BoE) zutrifft.

▶︎Dass die für 11. Dezember anberaumte Parlamentsabstimmung das Vereinigte Königreich in die tiefste politische Krise seiner Nachkriegsgeschichte stürzen kann.

Premierministerin Theresa May wollte lieber ein „globales“ Großbritannien als ein europäisches – und steht nun vor einer Jahrhundert-Abstimmung im Parlament, die sich als Jahrhundert-Sackgasse entpuppen könnte.

Zwei Männer haben das britische Volk in diese historisch einmalige Sackgasse geführt: Der gescheiterte Ex-Außenminister Boris Johnson (54, Tory). Und der gescheiterte Ukip-Erfinder Nigel Farage.

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