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Wissen und Technik - 05.11.2018

Kurioser Design-Plattenspieler: Hym Duo macht’s mit Vinyl und Bluetooth

Erinnert an eine Nähmaschine, ist aber ein talentierter Plattenspieler: der Hym Duo.

Von Johannes Wallat


Der Hym Duo ist ein abgefahrener Mix aus zwei Welten: Er ist stylischer Plattenspieler und Bluetooth-Box in einem, den Vinyl-Sound funkt er drahtlos zum tragbaren Lautsprecher. Eine tolle Idee – aber ist sie auch gut umgesetzt?

Mit Plattenspielern ist ein bisschen wie mit Smartphones oder Notebooks: Trotz kleiner Unterschiede in Design-Details und Features sehen sich alle im Grunde doch ziemlich ähnlich. Bei handelsüblichen Plattenspielern dreht sich ein runder Teller auf einer rechteckigen Basis, der Tonarm sitzt auf der rechten Seite und das Tonsignal verlässt das Gehäuse via Kabel. Beim Hym Duo ist nicht alles, aber vieles anders – n-tv.de hat das modulare Turntable-Kuriosum ausprobiert.

Außergewöhnlicher Look

Den Bluetooth-Lautsprecher des Hym Duo kann man überall hin mitnehmen.

Dass man es hier mit einem Plattenspieler zu tun hat, sieht man nicht auf den ersten Blick. Das chinesische Start-up Hym hat den Duo auf der IFA 2018 vorgestellt, und wenn sich am Demotisch nicht gerade eine schwarze Vinylscheibe gedreht hätte, wäre man glatt dran vorbeigegangen.

Das Design ist mindestens ungewöhnlich: Der Duo hat ein zweifarbiges Gehäuse, das eher an Bauklötze oder Tetris-Steine erinnert als an einen klassischen Plattenspieler – oder an eine Nähmaschine. Der rechteckige Kasten hat an der Front eine Aussparung für den zugehörigen Bluetooth-Lautsprecher. Schallplatten drehen sich nur auf einem kleinen Teller mit 8 Zentimeter Durchmesser, der Großteil der Vinyl-Scheibe schwebt in der Luft.

Das sieht interessant aus und zieht die Blicke der vorbeigehenden Messe-Besucher wie auch der Gäste in den eigenen vier Wänden unweigerlich auf sich. Der gute Look ist aber nicht alles, der Duo will auch mit seinen Funktionen Eindruck schinden.

Kabelloser Musikfunk

Zum Beispiel mit dem weitgehenden Verzicht auf Kabel: Der Duo bekommt seinen Strom zwar aus der Steckdose, doch die Musik verlässt ihn drahtlos. Der Turntable schickt sein Signal direkt per Bluetooth an den gekoppelten Lautsprecher. Das hat den großen Vorteil, dass man die Box einfach jederzeit mitnehmen kann, zum Beispiel wenn man in der Wohnung die Räume wechselt.

Der Bluetooth-Speaker im kantigen Design funktioniert aber auch eigenständig – deshalb der Name Duo. Man kann ihn wie jeden anderen Bluetooth-Lautsprecher mit dem eigenen Smartphone koppeln, und weil Amazons Sprachassistentin Alexa an Bord ist, hört er auch auf Sprachbefehle. Andersherum kann man auch jede andere Bluetooth-fähige Box oder Kopfhörer mit der Turntable-Einheit koppeln und so noch etwas besseren Sound herausholen.

Das ist zwar nicht unbedingt nötig. Das Tonabnehmersystem von Audiotechnica sorgt zusammen mit der aptX-Signalübertragung für guten Klang, und die Sound-Qualität des Duo-Lautsprechers ist erfreulich gut mit warmem Klang und für den normalen Gebrauch völlig ausreichend. Wenn der Duo-Speaker im Dock sitzt, wird sein Akku zudem über die Stromversorgung des Plattenspielers automatisch aufgeladen, das ist praktisch. Trotzdem: Mit Bluetooth-Top-Modellen wie Marshalls Kilburn II oder mindestens zwei im Party-Modus gekoppelten Modellen der UE-Boom-Familie geht einfach noch etwas mehr.

Schallplatten scheinen mit dem Hym Duo zu schweben.

Seine Vielseitigkeit macht den Reiz des Hym Duo aus. Im Test macht es viel Freude, eine Platte im Wohnzimmer abzuspielen und den Lautsprecher flexibel durch die Wohnung zu tragen. Bald vergisst man schon, dass hier keine Spotify-Playlist läuft, sondern sich im Nebenraum eine Schallplatte dreht. Weil er leicht ist und nur eine Steckdose benötigt, kann man den Duo jederzeit umparken, und weil er wenig Platz einnimmt, findet er überall in der Wohnung seinen Platz.  

Duo hat auch Macken

Doch der Hym Duo ist nicht in allen Belangen ein Hit. Das Gehäuse ist aus leichtem Kunststoff, deshalb wirkt die Verarbeitung nicht besonders hochwertig, gerade der federleichte Tonarm macht keinen soliden Eindruck. Zudem fehlt ein Audio-Ausgang, mit dem man den Duo auch per Klinkenstecker verkabeln kann, zum Beispiel mit einem Hifi-Verstärker. Hym hat sich bewusst dagegen entschieden, doch diese zusätzliche Anschlussmöglichkeit würde dem Duo gut tun.

Auch dass man das Auflagegewicht des Tonarms (laut Hym beträgt es 2,5 g) nicht genau einstellen kann, dürfte manchen Vinylliebhaber stören. Wer es anpassen möchte, muss eine kleine Schraube drehen, um die Spannung der Feder zu verändern, die den Tonarm auf Position hält.

Gravierendster Schwachpunkt des Duo ist aber sein Hang zu Gleichlaufschwankungen. Im Test fiel es mehrfach auf, dass die Drehgeschwindigkeit der Platte minimal schwankte. Das Ergebnis: Ein unschönes Leiern, das vor allem bei ruhiger Musik stören kann. Schuld ist wohl der Riemenantrieb, der nicht immer optimal läuft.

Crowdfunding läuft noch

Das Testgerät, das n-tv.de von Hym erhalten hat, ist allerdings nur ein Vorserienmodell. Die Crowdfunding-Kampagne bei Kickstarter läuft noch bis Ende November, das Finanzierungsziel ist längst erreicht. Damit steht fest, dass der Duo produziert wird, die ersten Geräte sollen im Dezember ausgeliefert werden. Selbst für Optimierungen in letzter Minute ist also kaum noch Zeit – wenn Hym seinem Duo trotzdem noch beibringen kann, die Laufgeschwindigkeit exakt zu halten und das Leiern abzulegen, ist an dem kleinen Wunderkasten nicht mehr viel auszusetzen.

Innovativ ist er in jedem Fall, er sieht schick aus und mit seiner Vielseitigkeit ist er ein echter Gewinn für jeden Vinyl-Fan. Wer das Projekt bei Kickstarter unterstützen will, bekommt einen Frühbucherrabatt, ein Duo kostet dann rund 220 Euro. Der reguläre Preis liegt bei rund 325 Euro.

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