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Wissen und Technik - 07.11.2018

Abgefahrener Buetooth-Kopfhörer: Nuraphone hat für jeden den perfekten Sound

Ein innovativer In-Ear-Over-Ear-Kopfhörer mit Wumms: Nuraphone.

Von Johannes Wallat


Der Nuraphone ist ein ausgefallener Bluetooth-Kopfhörer: Er ist In-Ear- und On-Ear-Modell in einem. Den Klang passt er zudem individuell an das Gehör seines Trägers an – so entsteht ein einzigartiger Sound. n-tv.de hat das Kopfhörer-Wunder ausprobiert.

Ein guter Kopfhörer muss vor allem eines: gut klingen. Wenn er dann noch bequem ist und Zusatzfunktionen wie Bluetooth oder Noise Cancelling bietet, umso besser. Das australische Start-up Nura bietet mit seinem ersten Kopfhörer Nuraphone ein solches Gesamtpaket. Doch der Kopfhörer ist anders als seine zahlreichen Geschwister, denn er hat für jeden Träger einen einzigartigen, perfekt abgestimmten Sound.

Im Ohr und ums Ohr herum

Von außen sieht man das nicht sofort, der Nuraphone sieht aus wie ein gewöhnlicher, gut verarbeiteter Over-Ear-Kopfhörer. Der Kopfbügel aus Metall hat ein Silikonpolster, die Ohrmuscheln sind ebenfalls mit weichem Silikon gepolstert. Dass beim Nuraphone nicht alles normal ist, deutet ein Blick in die Ohrmuscheln an: Der Kopfhörer ist nämlich eine Mischung aus Over-Ear- und In-Ear-Modell. Aus der Mitte der Ohrmuscheln ragen zwei In-Ear-Stöpsel hervor, die beim Tragen ins Ohr gesteckt werden.

In-Ear-Stöpsel in der Over-Ear-Ohrmuschel: Nuraphone hat beides.

Das sieht erst einmal komisch aus und fühlt sich auch so an, doch wenn die Stöpsel einmal sitzen, vergisst man schnell, dass man hier einen Hybrid auf dem Kopf hat. Der große Vorteil dieser Konstruktion: Höhen und Mitten werden durch die In-Ear-Kanäle direkt ins Ohr geschickt, sodass man auch feine Details gut hören kann. Bässe werden dagegen in den Ohrmuscheln erzeugt, der Hörer fühlt sie also eher, als dass er sie hört.

So bleiben auch bei hohen Lautstärken die Feinheiten hörbar und selbst heftig wummernde Bässe schmerzen nicht in den Ohren. Die weiche Polsterung der Over-Ear-Muscheln und die In-Ear-Stöpsel sorgen zudem dafür, dass Umgebungsgeräusche abgedämpft werden – zusätzlich hat der Nuraphone ein aktives und effektives Noise Cancelling an Bord.

Otoakustische Emissionen

Doch die In-Ear-Hörer haben noch einen anderen Nutzen: Der Kopfhörer passt seinen Sound so an, dass er perfekt auf die Stärken und Schwächen des eigenen Gehörs abgestimmt ist. Dafür wertet er sogenannte otoakustische Emissionen aus – Schallreflexionen, die im Ohr beim Hören entstehen. Dieses Messverfahren wird auch in der Medizin angewandt, etwa um das Gehör von Säuglingen zu testen. Beim Nuraphone dauert es ungefähr eine Minute, bis der Kopfhörer anhand von Tonsignalen und kleinen, sehr empfindlichen Mikrofonen das Gehör analysiert und ein persönliches Klangbild erstellt hat.

In welchen Frequenzen das Signal wie angepasst wird, zeigt die zugehörige App, ohne die der Nuraphone nicht eingerichtet werden kann, in einer ansprechenden Grafik. Hier sieht man auch schnell die Unterschiede zu den Hörprofilen anderer Träger – auf dem Kopfhörer können bis zu drei Profile gespeichert werden, in der App wählt man sie aus. Wie stark die Individualisierung das Hörerlebnis verändert, lässt sich leicht überprüfen, wenn man ein anderes Profil wählt. Die Musik klingt gleich ganz anders, irgendwie "falsch" oder zumindest "nicht gut".

Ohne App geht nichts

Neben dem individuellen Sound bietet der Nuraphone noch eine weitere Möglichkeit, den Klang zu optimieren: Der sogenannte "Immersion Modus" soll ein Gefühl wie auf einem Konzert vermitteln. Schiebt man den Regler ganz nach rechts, steht man virtuell in der ersten Reihe. Im Grunde verändert man mit diesem Schieber aber nur die Intensität des Basses.

Wer ihn hin und her bewegt, merkt deutlich den Effekt der Kanaltrennung: Auch bei voll wummernden Bässen bleiben die Details in den Mitten und Höhen erhalten. Das macht natürlich besonders viel Spaß bei basslastiger Musik, die sonst nur auf großen Club-Anlagen ihre volle Wirkung entfaltet.

Die Transportbox des Nuraphone ist hochwertig und stabil.

Mit der App kann man auch die berührungsempfindlichen Sensoren an beiden Seiten einrichten: Jeder Seite können zwei Funktionen zugeordnet werden (Einfacher Tipp und Doppel-Tipp). So lässt sich etwa der nützliche "Sozialmodus" durch Antippen ein- und ausschalten – damit blendet man die Musik in den Hintergrund aus, Umgebungsgeräusche werden sehr effektiv und klar verständlich hervorgehoben. Praktisch ist auch, dass der Nuraphone keinen Ein-Aus-Schalter besitzt. Sensoren erkennen, wenn man ihn auf- und wieder absetzt. Er schaltet sich automatisch ein und aus – das spart Akku und funktionierte im Test reibungslos und zuverlässig. Die Laufzeit gibt Nura mit 20 Stunden an, ein realistischer Wert.

Proprietärer Anschluss

Kleiner Nachteil: Die Kopfhörer verwenden keinen universellen Stecker-Standard wie USB, stattdessen gibt es einen eigenen Anschluss. Das bedeutet: Alle Kabel müssen Originalzubehör von Nura sein. Das gilt auch für den Anschluss analoger Quellen – ein Adapterkabel mit Klinkenstecker gibt es als optionales Zubehör. Hier gibt es aber noch Verbesserungspotenzial: Sobald ein Stecker im Nuraphone steckt, wird die Verbindung zur App gekappt, Anpassungen sind dann nicht mehr möglich. Beim Test mit einem DJ-Mixer von Allen & Heath kam zudem durchs Kabel kein Signal am Kopfhörer an.

Doch wie ist es nun mit dem Klang? Ist dieser Kopfhörer seinen Geschwistern wirklich so überlegen? Tatsächlich macht es mit dem Nuraphone deutlich mehr Spaß als mit anderen Kopfhörern, Musik mit viel Bass und vielen Feinheiten zu hören. Seine Detailwiedergabe ist im gesamten hörbaren Frequenzbereich sehr gut und die Kombination aus In-Ear und On-Ear sorgt für ein tatsächlich immersives Hörerlebnis, das den gesamten Raum einnimmt. Das eignet sich nicht nur gut für Clubmusik mit viel Bass, sondern auch für Jazz oder Klassik und alles mit großen Lautstärkeunterschieden.

Lediglich in den Höhen fehlte es im Test etwas an Brillanz und Klarheit, hier geben andere hochwertige Kopfhörer noch mehr Details wieder. Ob es an der individuellen Anpassung liegt oder an der generellen Klangcharakteristik des Nuraphones, ist schwer zu sagen. Der "Neutrale Modus" ist als Referenz nicht zu gebrauchen, denn hier ist der Klang deutlich schlechter als bei "normalen", ähnlich teuren Kopfhörern.

Rundherum perfekt und atemberaubend ist der Nuraphone mit den genannten Schwächen nicht, ein bisschen Luft nach oben bleibt noch. Doch das ändert nichts daran, dass Nura es bereits mit seinem ersten Kopfhörer geschafft hat, eine innovative Idee wirklich überzeugend umzusetzen. Und mit dem angemessenen Preis von rund 400 Euro muss Nura die Konkurrenz kaum fürchten.

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