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Wirtschaft - 11.03.2019

Rechnungen kommen nicht an – 100 000 Euro Miese

Großer Post-Ärger in Deutschland!

Noch nie gab es so viel Frust über die Postzusteller! 12 615 Beschwerden landeten 2018 bei der Bundesnetzagentur. Das sind doppelt so viele wie im Jahr zuvor (2017: 6100). Kunden beschwerten sich vor allem über Probleme bei der Zustellung von Briefen und Paketen. Im Brief-Bereich betreffen mehr als die Hälfte der Beschwerden die Deutsche Post.

Beim Post-Portal der Verbraucherzentrale meldeten sich noch mehr verärgerte Kunden (2018: 20 183 Beschwerden). In knapp 14 Prozent der gemeldeten Fälle ging der Brief verloren; bei den Paketen waren es gut neun Prozent (Zeitraum Februar bis Juli 2018).

  • Post-Kunden schlagen Alarm

    Das Rätsel um verschwundene Briefe und Pakete

    Verspätete Pakete, verschwundene Briefe – immer mehr Post-Kunden sind genervt. Die Deutsche Post spricht von Einzelfällen.

Betroffene sprechen in BILD

Nachdem BILD über die Probleme mit der Post und die massenweise verschwundenen Briefe eines Postkartenhändlers aus NRW berichtete, meldeten sich rund 200 weitere Betroffene. Sie alle sind sauer, haben teilweise viel Geld verloren.

In BILD erzählen sie von ihrem Post-Ärger!

▶︎ Adolf Fries (56) aus Bad Orb (Hessen) ist Inhaber der Versandmetzgerei „Mein Metzger“ – und kriegt wegen nicht ankommender Pakete negative Bewertungen. Drei große Sendungen mit Wurst, Steaks und Lammkeulen verschwinden im Schnitt pro Woche. „Die Kunden sind sauer.“ Friese auch, er hat 4000 Euro Miese gemacht!

„Wir versenden mit allen deutschen Versanddienstleistern, haben aber in puncto Diebstahl nur Probleme mit DHL.“ Sein Eindruck: Die Beschwerden werden nicht ernst genommen.

„Täglich telefonieren wir mit dem DHL-Kundenberater, der wiederum den Konzernschutz kontaktiert. Regelmäßig erhalten wir dann über den Kundenberater die Information, dass vom Konzernschutz keine Auffälligkeiten gesehen werden und es sich sicherlich um Einzelfälle handelt. Das ist ja kein Zustand.“ Jetzt hat er Anzeige gegen unbekannt erstattet.

▶︎ Bei Denise Anja Dreßen (34) aus Hillscheid (Rheinland-Pfalz) werden Brief-Boxen einfach auf dem Nachbargrundstück abgestellt. „Normalerweise werden die ja sicher in Metallkästen gelagert, bis sie ein Briefträger abholt und austeilt“, sagt Dreßen.

„Hier kann jeder den Deckel aufmachen und Briefe rausholen, sogar Einschreiben. Es kam sogar schon vor, dass die Box über Nacht da stand. Ich sehe da einen Verstoß gegen den Datenschutz.“ Die Buchhalterin hat das der Post und den Datenschutzbeauftragten von Bund und Land gemeldet, geändert habe sich seither nichts. „Das geht gar nicht.“

▶︎ Bei Heizöl-Lieferant Jürgen Schönfelder (52) aus Erlangen sind innerhalb von zwei Wochen 60 Rechnungen nicht bei seinen Kunden angekommen. Schönfelder: „Ich war geschockt, als meine Buchhalterin mir die Mahnliste gezeigt hat.“ 100 000 Euro stehen ihm aus. Schlimm findet er auch, dass durch den Brief-Verlust sensible Daten an Dritte gelangen. „Es geht niemanden etwas an, wie viel Heizöl jemand bekommt. Dass man so fahrlässig mit Daten umgeht, ist eine Frechheit.“

Schönfelder: „Es kann nicht sein, dass ein ehemaliges staatliches Unternehmen wie die Deutsche Post seinen Aufgaben aus Gewinnsucht nicht mehr nachkommt und Firmen darunter leiden müssen, was dessen Manager verursachen.“

▶︎ Nicole Mahler (36) verkauft Modellbauzubehör für Drohnen und Kleinflugzeuge, hauptsächlich übers Internet. „Bei uns sind letztes Jahr 100 Sendungen verschwunden, keine einzige Nachforschung ergab einen Treffer“, sagt die Geschäftsführerin aus Horgau (Bayern). „Ich glaube nicht, dass da jemand wirklich sucht. Es ist völlig sinnlos.“ Sie fühlt sich gegenüber der Post machtlos.

„Jeder weiß doch, dass es das Problem gibt, aber offiziell spricht die Post immer nur vom bedauerlichen Einzelfall. Wenn bei mir als kleiner Händlerin schon so viel fehlt, wie viel fehlt dann bei anderen?“ Schadensbilanz: 2500 Euro! Pakete verschickt sie jetzt über einen anderen Postdienst.

▶︎ Mathe-Experte Torsten Landwehr (49) leitet das Rechentherapie-Zentrum in Köln. Er stand in den vergangenen anderthalb Jahren vier Mal vor einer Zwangsvollstreckung, weil ihn Rechnungen und Mahnschreiben nicht erreicht haben. „Das ist peinlich und wirkt unprofessionell“, sagt Landwehr.

„Mehr als die Hälfte der Geschäftspost kommt nicht an.“ Deshalb lässt er Firmenbriefe jetzt notgedrungen an seine Privatadresse schicken. „Es ist unfassbar. Die Post funktioniert hier überhaupt nicht mehr. Am liebsten würde ich alles nur noch per E-Mail erledigen.“

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