Home Wirtschaft Poker um neue Super-Bank beginnt
Wirtschaft - 17.03.2019

Poker um neue Super-Bank beginnt

Parteien mischen kräftig mit – SPD dafür, Union dagegen – FDP-Chef warnt vor „Zwangsfusion“ – Gewerkschaften laufen Sturm gegen möglichen Job-Kahlschlag

Jetzt ist es amtlich: Deutsche Bank und Commerzbank nehmen Gespräche über eine mögliche Fusion auf. Das teilten die beiden Institute am Sonntag in Frankfurt mit.

Über ein Zusammengehen der beiden Institute wird seit Monaten spekuliert.

Am vergangenen Wochenende war dann durchgesickert, dass die beiden Bank-Chefs Christian Sewing und Martin Zielke im kleinen Kreis über ein Zusammengehen der beiden Institute sprechen. Nun gehen die beiden Top-Banker offenbar einen Schritt weiter.

Der Bund ist seit der Finanzkrise mit rund 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt.

  • Commerzbank fliegt aus Dax

    Ex-Porno-Bezahldienst Wirecard verdrängt Dax-Dino

    Wirecard löst ab dem 24. September die Commerzbank im Dax ab. Eine traditionelle Bank geht, ein Fintech rückt nach.

►Die Deutsche Bank schrieb in einer Pflichtmitteilung, der Vorstand habe am Sonntag beschlossen, strategische Optionen zu prüfen. „Diese Optionen wird der Vorstand daraufhin bewerten, ob sie Wachstum und Profitabilität der Bank stärken. In diesem Zusammenhang bestätigen wir, dass Gespräche mit der Commerzbank geführt werden.“ Es gebe „keine Gewähr“, dass es am Ende der Gespräche auch zu einer Transaktion komme. Aus Finanzkreisen verlautete am Sonntag, die Gespräche würden nun umgehend begonnen. „Man will ein Zusammengehen ernsthaft prüfen.“

„Uns geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit“, sagte Deutsche-Bank-Kommunikationschef Jörg Eigendorf am Sonntag vor Journalisten in Frankfurt.

Sollte die Fusion glücken, entstünde die mit großem Abstand größte deutsche Bank mit rund 38 Millionen Privat- und Firmenkunden, anfänglich rund 140.000 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro.

Wichtige Anteilseigner der Deutschen Bank sind nicht überzeugt, dass eine Fusion Sinn ergibt, allerdings hatte der Finanzinvestor Cerberus, der Anteile an beiden Instituten hält, zuletzt seine Zustimmung zu einem Deal signalisiert.

„Nur wenn wirtschaftlich sinnvoll“

Fusionieren Deutsche Bank und Commerzbank?

Quelle: Reuters
0:44 Min.

10 000 Arbeitsplätze in Gefahr, Gewerkschaften laufen Sturm gegen Fusion

Der deutsche Bankenmarkt ist hart umkämpft, die niedrigen Zinsen im Euroraum und hohe Regulierungskosten erschweren der Branche das Geldverdienen zusätzlich. Dazu kommen hausgemachte Probleme wie teure juristische Altlasten bei der Deutschen Bank.

Nach drei Verlustjahren in Folge hat Deutschlands größtes Geldhaus 2018 mit 341 Millionen Euro Überschuss gerade erst die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Von Milliardengewinnen der Vergangenheit und Rekord-Kursen ihrer Aktien ist die Deutsche Bank weit entfernt.

Die Commerzbank hat im vergangenen Jahr etwa zweieinhalb Mal so viel verdient wie die Deutsche Bank (865 Mio. Euro). Trotzdem musste der Konzern Stellen streichen, fiel im Herbst 2018 sogar aus dem DAX, dem Olymp der Deutschen Börse.

▶︎ Mit der Fusion könnten die Banken Kosten sparen und wettbewerbsfähiger werden – die Mitarbeiter würden aber einen hohen Preis dafür zahlen.

Mindestens zehntausend Arbeitsplätze würden bei der Fusion gestrichen werden, vermuten Experten.

Die Gewerkschaften laufen deshalb bereits Sturm gegen einen Zusammenschluss, weil dieser mit dem Abbau von mehreren zehntausend Stellen verbunden sein dürfte. Experten gehen davon aus, dass mindestens 30.000 Stellen wegfallen dürften.

„Wir lehnen eine mögliche Fusion beider Häuser mit Blick auf die Gefährdung von Zehntausenden Arbeitsplätzen ab“, erklärte Gewerkschafter Jan Duscheck, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt.

Auch Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, warnte vor einer Fusion zu Lasten der Verbraucher. „Steigende Preise und weniger Angebotsvielfalt können nicht der Kollateralschaden eines Banken-Champions sein“, sagte er der „Rheinischen Post“.

Stephan Szukalski, Chef der Bankengewerkschaft DBV, geht sogar noch einen Schritt weiter. Der Zusammenschluss beider Banken wäre „ zum jetzigen Zeitpunkt ein großer Fehler wäre“, sagte er dem „Handelsblatt“. Die Einschätzung der DBV in dieser Frage sei unverändert.

Die Gewerkschaftsvertreter in den Aufsichtsräten der beiden Geldhäuser haben bereits angekündigt, dass sie gegen eine Fusion stimmen würden. Am kommenden Donnerstag soll das Thema in den Kontrollgremien beider Konzerne diskutiert werden, auch wenn es bislang nicht auf den offiziellen Tagesordnungen steht.

Ob ein Zusammenschluss der beiden Banken die Lösung ihrer Probleme wäre, ist umstritten: Die Deutsche Bank sitzt noch immer auf einem riesigen Berg hochriskanter Derivate. Die Commerzbank hat Milliarden in Anleihen von Staaten mit schlechter Zahlungsmoral gesteckt.

Sollte die Bundesregierung ihren Anteil an der Commerzbank behalten, könnte das beruhigend auf die Aktionäre wirken: Es könnte bedeuten, dass der Staat im Krisenfall einspringt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

„Torpedo Attacke! Torpedo Attacke!“

++ Tanker-Krise im Golf von Oman ++ BILD dokumentiert den dramatischen SOS-Ruf ++ Großbrit…