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Wirtschaft - 29.04.2019

Neue Schock-Berichte über Boeing-Mängel

737-Max-Maschinen und Flaggschiff Dreamliner betroffen – Krise bei größtem Flugzeug-Hersteller der Welt offenbar schlimmer als bisher angenommen

In den USA tauchen pünktlich zur heutigen Boeing-Jahreshauptversammlung neue Vorwürfe gegen den US-Flugzeugbauer auf. Wie jetzt herauskam, haben sich bei einer Hotline der Flugaufsichtsbehörde FAA sowie beim Transport-Komitee des amerikanischen Kongresses mehr als ein Dutzend Whistleblower gemeldet!

Dabei geht es längst nicht mehr nur um die fragwürdige Software MCAS des Todesfliegers 737 Max 8, sondern auch um andere Produktionsmängel UND um Boeings Flaggschiff, den „Dreamliner“ 787!

Das berichten das „Wall Street Journal“ und die „New York Times“.

Bei den Informanten handelt es sich demnach um ehemalige und amtierende Mitarbeiter des Flugzeug-Herstellers sowie Angehörige der FAA. Die meisten von ihnen äußern sich allerdings anonym.

Software schuld an Abstürzen?

Das Grundproblem der Boeing 737 Max 8

Quelle: BILD/Reuters/Boeing
2:02 Min.

Probleme waren schon länger bekannt

Nach den Abstürzen von zwei 737-Max-Maschinen der „Ethiopian Airlines“ (157 Tote) im März und der indonesischen „Lion Air“ (189 Tote) im vergangenen Oktober war zunächst die Steuerungs-Software MCAS in den Mittelpunkt der Unfall-Ermittlungen geraten. Sie soll die Passagier-Jets in den Sturzflug geschickt haben, ohne dass die Piloten eingreifen konnten.

▶︎ Wie das „Wall Street Journal“ jetzt berichtet, war die umstrittene Software aber schon vergangenes Jahr im Visier der Flugaufsichtsbehörde FAA! Inspektoren erwogen 2018 sogar, einen Flugstopp für Maschinen dieses Typs anzuordnen. Grund war, dass Boeing ein Warnsystem für Fehlfunktionen des MCAS deaktiviert hatte – offenbar, ohne Fluggesellschaften darüber in Kenntnis zu setzen.

▶︎ Außerdem haben die Ermittler laut dem Blatt nun Hinweise auf gleich vier weitere Sicherheits-Probleme bekommen: Dabei gehe es unter anderem um Probleme bei Sensoren für den Strömungswinkel am Heck der Flieger sowie das Training der Piloten, die von Boeings alten 737-Maschinen auf die neuen Max 8 umgestiegen waren.

Nähere Details wurden bislang von der FAA und dem Senats-Ausschuss nicht veröffentlicht.

Aber die Tatsache, dass sich so viele Whistleblower gemeldet haben, wird in den USA als sicheres Indiz dafür gewertet, dass die Untersuchungen gegen Boeing viel weitreichender sein werden als bisher angenommen.

Krisenmodus als Dauerzustand

Der Krisenmodus, in dem Boeing steckt, scheint also zum Dauerzustand zu werden. Die Negativ-Schlagzeilen reißen nicht ab.

Erst vergangene Woche berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf Hunderte Seiten interner E-Mails über Probleme in Boeings Produktionsstätte nahe Charleston (North Carolina). Wie bei den Max 8 soll der Luftfahrtkonzern auch beim „Dreamliner“ die Mitarbeiter unter Zeitdruck gesetzt und Sicherheitswarnungen in den Wind geschlagen haben.

Bisher hat es zwar noch nie einen Absturz einer Dreamliner-Maschine gegeben, allerdings gab es in der Vergangenheit Batteriebrände bei der Maschine.

Die teils anonymen Quellen in der „New York Times“ berichteten von erheblichen Mängeln und Sicherheitsrisiken: Fehlerhafte Teile wurden in Flugzeugen installiert. Wie das „Handelsblatt“ nun schreibt, könnte bei der 787 ein klemmender Plastikschalter die Motoren-Löschanlage blockieren. Betroffen sind demnach alle „Dreamliner“-Modelle.

737-Desaster lässt Gewinn einbrechen

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Die „New York Times“ spekuliert, dass Boeing sich möglicherweise auf Jahre nicht von der gegenwärtigen Krise erholen könnte.

▶︎ Tatsächlich sind die Probleme in der Produktion der Passagiermaschine bereits auf den Rüstungsbereich von Boeing übergeschwappt. So stoppte die Air Force die Auslieferung von KC-46 Tankern, nachdem sie in einer Maschine einen Schraubenschlüssel, Bolzen und Abfall gefunden hatten.

  • Nächste Krise bei Boeing?

    Massive Mängel bei „Dreamliner“-Produktion

    Dokumente und Mitarbeiter enthüllen Mängel und Sicherheitsrisiken bei der Produktion des Kronjuwels von Boeing – dem 787 Dreamliner!

▶︎ Auch zahlenmäßig wirkt sich das Desaster aus: Der Gewinn des US-Flugzeugbauers ist im ersten Quartal 2019 um 13 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) eingebrochen. Das Unternehmen kassierte deshalb vergangene Woche seinen Ausblick für das Gesamtjahr.

Und noch eine schlechte Nachricht: Der populäre US-Verbraucherschützer und Ex-Präsidentschaftskandidat Ralph Nader (85) hat den Flugzeugbauer im Visier und fordert, dass die Unglücksflieger für immer am Boden bleiben. Er will heute mit anderen Demonstranten vor Boeings Hauptquartier in Chicago erneut für das Aus demonstrieren. Nader hatte eine Nichte beim „Ethiopian Airlines“-Absturz verloren.

Für Boeing-Chef Dennis Muilenburg dürfte die Hauptversammlung also keine einfache werden …

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