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Wirtschaft - 17.03.2019

„Manager kriegen dickes Geld, wir müssen es ausbaden“

Jetzt melden sich die Briefträger zum Post-Ärger zu Wort!

Zehntausende Kunden haben sich 2018 bei der Bundesnetzagentur und der Verbraucherzentrale über verschwundene Briefe und zu spät gelieferte Pakete beschwert (12 615 bzw. 20 183 Beschwerden). Das ist Rekord! Im Brief-Bereich betreffen mehr als die Hälfte der Beschwerden die Deutsche Post.

In BILD haben Betroffene von ihrem Post-Ärger erzählt. Teilweise haben sie mehrere Tausend Euro verloren, weil Briefe nicht ankamen.

Auch Zusteller der Deutschen Post haben sich gemeldet. Sie bestätigen: Ja, die Qualität habe sich verschlechtert. Und sie sind sauer darüber, wie der Konzern das handhabt. In BILD berichten Briefträger, was wirklich im Unternehmen läuft.

  • Wut auf die Post!

    Rechnungen kommen nicht an – 100 000 Euro Miese

    Großer Post-Ärger in Deutschland! Noch nie gab es so viele Beschwerden über die Zusteller. Kunden berichten, worüber sie sich ärgern.

Das sagen die Postboten

Unter ihrem Namen wollen sie nicht sprechen. Zu groß die Angst vor Mobbing und Kündigung!

▶︎ Ein Zusteller aus Dortmund beklagt, dass die Arbeitsbelastung immer höher wird. Samstags sei es „katastrophal, wo wir zusätzlich noch Werbeprospekte verteilen müssen“. Die Fahrräder seien teilweise schlecht gewartet; die Austrage-Bezirke würden immer größer. Montags werden kaum noch Briefe zugestellt, weil die Post sie in den Briefzentren zurückhalte.

Den Grund für verspätete Zustellungen und verlorene Sendungen sieht er bei den „unzuverlässigen Subunternehmen, die die Post an Stationen fahren, wo die Zusteller sie übernehmen“. Meistens kämen Briefe und Päckchen dort zu spät an. „Es kommt auch vor, dass die Subunternehmen sie in die falschen Bezirke fahren. Die müssen dann wieder abgeholt und neu sortiert werden, das kostet ein bis zwei Tage.“

Sein Vorwurf: „Wir Zusteller werden von ganz oben im Stich gelassen. Der Konzern spart an Personal, setzt auf Gewinn. Ich kriege die Kundenbeschwerden zu hören, für die die Führung verantwortlich ist. Die Manager kriegen dickes Geld und wir müssen es ausbaden.“

▶︎ Ein Briefträger von der Nordseeküste: „Wir sind die Blöden. Wir kriegen auf die Mütze, weil wir die Frontschweine sind. Dabei strengen wir uns jeden Tag an, damit die Leute ihre Post kriegen. Mehr Rückendeckung vom Konzern wäre schön.“

Auch er klagt über Subunternehmer: „Immer kommen unterschiedliche Leute. Teilweise können sie leider nur wenig Deutsch. Es ist schwierig, ihnen zu erklären, was das Problem ist.“ Dass es nur daran liegt, glaubt er nicht. „In den Briefzentren scheint irgendwas nicht zu funktionieren.“

  • Post-Kunden schlagen Alarm

    Das Rätsel um verschwundene Briefe und Pakete

    Verspätete Pakete, verschwundene Briefe – immer mehr Post-Kunden sind genervt. Die Deutsche Post spricht von Einzelfällen.

▶︎ Ein Bote, der nördlich von Hamburg zweieinhalb Jahre Pakete austrug: „Acht Stunden hatte ich für die Zustellung. Oft musste ich lange warten, bis die Subunternehmer die Briefe brachten. Das ist Zeit, die mir später bei der Zustellung fehlt. Entlegenere Straßen haben wir nicht immer angefahren.“

Seine Kritik: „Die Touren sind teilweise gar nicht zu schaffen.“ Und: „Wer länger krank war, hat richtig Druck bekommen.“

▶︎ Ein ehemaliger Subunternehmer-Fahrer aus Hamm (Westfalen) kann den Ärger der Postboten verstehen. „Die Subunternehmer haben Probleme, qualifizierte Leute zu finden. Es gibt Verständigungsprobleme. Neue Kollegen werden nicht richtig eingewiesen. Wenn sie dann schlecht arbeiten, fliegen sie raus.“ Deshalb sei der Personalwechsel so hoch.

Das sagt die Deutsche Post

Wie reagiert die Deutsche Post auf den Frust ihrer Kunden und Mitarbeiter? Auf BILD-Nachfrage zeigt sie sich überzeugt von der eigenen, sehr guten Qualität und verweist auf die Zustellquoten: „Rund 93 Prozent der Briefe erreichen ihre Empfänger bereits am nächsten Werktag (…).“

Post-Vorstandsvorsitzender Frank Appel will sich nicht persönlich äußern. Die BILD-Anfrage lässt er von der Pressestelle beantworten. Es wird abgewiegelt: „Wir nehmen jede Kundenreklamation ernst und natürlich ist jede Beschwerde eine zu viel und ärgert auch uns!“

Die Gründe, warum Sendungen verschwinden, seien unterschiedlich: etwa Vandalismus an Briefkästen, Verkehrsunfälle und „Diebstahl durch Dritte aus unseren Fahrzeugen oder individuelles Fehlverhalten eigener Mitarbeiter“.

5000 neue Mitarbeiter wolle man einstellen und so auch „das Vertrauen verärgerter Kunden wieder zurückgewinnen“, heißt es in der Antwort weiter. Neue Mitarbeiter würden umfassend eingewiesen.

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