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Wirtschaft - 13.02.2019

Lebensmittel-Test: Ist teurer wirklich besser?

Wenn es eine Supermarkt-Regel gibt, dann wohl die: Marken sind teurer als No-Name-Produkte.

Das Versprechen dahinter: Hier gibt’s Qualität. Und die kostet. Doch bekommen wir bei der Marke wirklich mehr fürs Geld – oder handelt es sich um einen teuren Werbe-Bluff der Industrie? Frei nach dem Motto: Das einzige, das hier spitze ist, ist der Preis.

Im ersten Teil von „No-Name oder Marke?“ machte Sternekoch Nelson Müller (39) am Dienstagabend für die Doku-Reihe „ZDFzeit“ den Test – und zeigte, wovon wir Verbraucher besser gleich die Finger lassen.

Der große Pizza-Test

Tiefkühl-Pizza geht immer! Im Schnitt essen die Deutschen zwölf pro Jahr. Damit zählt das Produkt zu den beliebtesten Fertiggerichten. Im ZDF-Test trat die Steinofen-Pizza von Wagner gegen No-Name-Produkte an. Die Wagner-Pizza kostet 2,69 Euro, die Billig-Varianten dagegen 1,30 Euro. Ein Unterschied von 107 Prozent!

Ist teuer auch gut?

ZDF-Koch Müller war skeptisch. Denn: Beim Belag nimmt Wagner Edamer – und nicht den teureren Mozzarella. Auch die Zutaten für den Teig – Öl, Mehl, Wasser, Hefe, Zucker und Salz – sind billig. „Man muss gucken, was drauf ist und in welcher Qualität“, verteidigte sich Wagner Chef-Produktentwickler Klaus Riebel. Die Wagner-Pizzen sind mit durchschnittlich 12 Gramm Wurst und Schinken und 16 Gramm Käse aber auch dünner belegt als die No-Name-Konkurrenz, die im Schnitt auf 31 Gramm Belag kommt.

Trotzdem setzte sich die Teuer-Pizza in der wichtigsten Kategorie durch: beim Geschmack. Von 100 Blindverkostern sagten 70 Prozent, dass Wagner vor der ebenfalls getesteten Edeka-Eigenmarke liegt. Der beste Wert im ganzen ZDF-Test!

Fazit: Obwohl die Wagner-Pizza dünner belegt ist, geht sie als klarer Sieger hervor. Als Grund sahen die ZDF-Tester Unterschiede in Rezeptur und Backverfahren. Dieser Punkt ging an die Marke!

Der große Fisch-Test

Iglo in der Kritik! Der Hersteller von Fischstäbchen und Co. wurde im ZDF-Test angegangen.
Im Gegensatz zu den Schlemmerfilets der No-Name-Konkurrenz von Aldi, Lidl, Rewe und Edeka verwendet Iglo nämlich Palmfett. Und dafür wird Regenwald abgeholzt – eine ökologische Sünde.

Auch sonst glänzte Iglo nicht: Der Fischanteil ist bei der Billig-Konkurrenz höher. Auf Aromen und Farbstoffe verzichten ohnehin alle von Nelson Müller untersuchten Tiefkühl-Filets. „Am Ende zählt das Gesamterlebnis“, sagte Iglos Marketing-Boss Philipp Kluck. Nur: Die 100 ZDF-Blind-Tester sahen das anders. Lediglich 56 Prozent stimmten beim Geschmack für das Marken-Filet.

Auch wenn das Lidl-Produkt im Test auf Augenhöhe lag: Viele Verbraucher greifen im Tiefkühlregal zum Iglo-Fisch.

Marketing-Experte Prof. Carsten Baumgarth von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin erklärte das Verhalten so: „Alle unsere Entscheidungen sind emotional gefärbt“, sagte der Wissenschaftler. Iglo sei eine Marke, die – etwa bei Fischstäbchen – ein nostalgisches Gefühl wecke. Man denke an die Kindheit. Und nicht an den Preis.

Gut für Iglo, schlecht fürs Portemonnaie: Mit 0,76 Euro pro 100 Gramm Fisch sind die Schlemmerfilets des Hamburger Unternehmens fast doppelt so teuer wie die No-Name-Konkurrenz, bei der 100 Gramm 40 Cent kosten.

Fazit: No-Name-Produkte können mithalten! Zumindest das Fischfilet schmeckte nicht schlechter. Dieser Punkt ging an die Billig-Variante. Aus psychologischer Sicht interessant: Je höher das Vertrauen in eine Marke ist, desto weniger spielt der Preis eine Rolle.

Der große Fleisch-Test

Kein deutsches Gericht ist beliebter als Schnitzel. Der Begriff ist geschützt: Beim Schnitzel müssen ganze Fleischstücke verarbeitet werden. Um das zu umgehen, wirft die Industrie gerne sogenannte Fleischschnitten auf den Markt.

Was dahinter steckt: vor allem Reste!

Beispiel Hähnchen-Schnitte: Billig-Fleisch wird mit Salz, Zucker, Gewürzen, Geschmacksverstärker, Phosphat und Wasser vermengt. Für die Panade nimmt die Industrie Reismehl und Wasser – von Ei keine Spur. „Ein Pfusch-Produkt erster Güter“, sagte ZDF-Koch Nelson Müller. Egal ob Marke oder nicht!

Die 100 Probe-Esser testeten trotzdem das Produkt von Zimbo und die No-Name-Variante von Real. Das Ergebnis: Eine knappe Mehrheit (55 Prozent) fand das Zimbo-Produkt besser. Aber: Wer Hähnchen-Schnitte kauft, will eigentlich meistens ein Schnitzel. Der Begriff Schnitte irritiert. Nelson Müller: „Es müssen klare Richtlinien her, damit niemand mehr eine Schnitte mit einem Schnitzel verwechselt.“

Fazit: Kein Gewinner! Für das gleiche Geld – rund 80 Cent pro 100 Gramm – gibt’s auch echte Schnitzel im Kühlregal. Und da sind keine Tricks möglich. Verbraucher sollten lieber dort zugreifen.

Der große Gemüse-Test

Frosta ist der Platzhirsch im Kühlregal. Eingefrorenes Gemüse kostet ganze 6,23 Euro pro Kilo. Eigenmarken der Supermärkte gibt es schon für 1,72 Euro. Ein Preisunterschied, der überrascht. Denn: Die Produkte von Edeka, Aldi, Rewe und Co. stammen sogar oft von Frosta! Geschäftsführer Felix Ahlers: „Ja, wir produzieren für alle“.

Nicht nur Tiefkühlgemüse, auch Gerichte wie Paella oder Nasi Goreng liefert Frosta an die Konkurrenz. Aber: Die Gerichte sind nicht identisch. Bei Marken-Produkten verwendet Frosta andere Rezepturen, verzichtet auf Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker.

Für den Blind-Test ließ das ZDF die Rewe-Variante gegen das Marken-Produkt antreten. 55 Prozent der Tester fanden die No-Name-Gemüsepfanne sogar besser!

Fazit: Sieg für No-Name! Oft stecken hier ohnehin die gleichen Zutaten drin wie im Original. Wenn „Copack Tiefkühlkost“ auf der Packung steht, handelt es sich um ein Produkt von Frosta. Hinschauen lohnt also!

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