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Wirtschaft - 17.03.2019

Krankenkasse verweigert Lenn (6) ein Therapie-Dreirad

Haben Sie auch Ärger mit Ihrer Krankenkasse? Dann melden Sie sich bei uns*

Für die Krankenkasse geht es um höchstens 1500 Euro. Doch für den kleinen Lenn geht es um so viel mehr.

Der Sechsjährige aus Schleswig-Holstein hat einen seltenen Gendefekt („Xq28 Duplikation“), ist geistig behindert. Damit er wie andere Kinder die Welt entdecken kann, benutzt er ein spezielles Dreirad.

Doch weil er mit dem alten immer wieder stürzte, beantragte seine Mutter Anka V.* ein neues Modell. Um das Problem zu zeigen, bot die alleinerziehende Mutter ihrer Krankenkasse Videos an. „Jedes Mal, wenn er umfiel, lag er hilflos auf dem Weg und konnte nicht allein aufstehen, bis jemand zu ihm lief, um die Füße von den Pedalen zu heben“, sagt Anka V. Doch die Kasse lehnte ab. Die Begründung der Mutter sei „nicht plausibel“.

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Knausrig trotz Milliarden-Überschüsse – bereits vorigen Sonntag berichtete BamS, wie Kassen trotz Rekord-Gewinnen bei Rehas, Kuren oder Hilfsmitteln Anträge ablehnen. Nach dem Bericht meldeten sich zahlreiche BamS-Leser, um über ihren Ärger mit den Kasse zu berichten:

„Das ist doch alles Willkür“

► Der 75-jährige Gisbert B. pflegt seit acht Jahren seine Frau Sylvia (49), die nach einer Hirnblutung und zwei Schlaganfällen in eine Art Wachkoma fiel („Apallisches Syndrom“). Immer wieder beantragte er Therapien und Hilfsmittel bei seiner Kasse – die zunächst ablehnte, ihre Meinung aber nach hartnäckigen Nachfragen und mehreren Widersprüchen plötzlich änderte. So verweigerte die Kasse beispielsweise 2014 eine Reha für seine Frau. Nach zwei Widersprüchen entschied sich die Krankenversicherung überraschend um – den 3200 Euro teuren Transport zur Klinik und zurück musste B. aber aus eigener Tasche zahlen.

Ähnlich erging es B. im Oktober 2017: Da beantragte er für seine Frau eine spezielle Badewanne (Kosten: 2105,08 Euro), mit der sie von Pflegerinnen im Bett gewaschen werden kann. Doch auch das lehnte die Kasse zunächst ab – um sich dann ein halbes Jahr und drei Widersprüche später anders zu entscheiden.

Und B. hat im Gespräch mit BamS zahlreiche weitere Beispiele: Botox-Behandlung, MRT-Untersuchung – immer wieder lehnt die Kasse erst ab, genehmigt auf Druck dann doch. „Da fragt man sich, warum das nicht gleich genehmigt wird. Das ist doch alles Willkür“, schimpft B. Sich persönlich ein Bild vom Zustand seiner Frau machen wollte im Übrigen niemand, so B. weiter. Der letzte Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen sei vor sieben Jahren erfolgt.

► Auch Heinrich S. (87) hat seit Jahren Ärger mit seiner Kasse. Der Rentner pflegt seine schwerbehinderte Frau (79), bekommt dabei Unterstützung von der Diakonie. „Einmal in der Woche kommt eine Schwester zur Körperpflege meiner Frau. Daneben kommt alle zwei Wochen eine Haushalthilfe zwei Stunden lang“, sagt S. Für die Leistungen muss er in Vorkasse gehen.

„Ich schicke dann unmittelbar die Rechnung der Diakonie an meine Kasse, die mir dann den Betrag überweisen muss. Der Haken: Es dauert oft acht Wochen, bis der Betrag auf meinem Konto ist.“ Inzwischen sitzt der Rentner auf mehreren Hundert Euro nicht erstatteter Rechnungen.

*Die Personen bleiben anonym, weil sie weitere Nachteile von ihrer Kasse befürchten.

*Haben Sie auch Ärger mit Ihrer Krankenkasse?

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► Per Post: BILD am SONNTAG, Brieffach 2240, 10867 Berlin
► Per Mail: leserforum@bams.de
► Per Fax: 030/259176535

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