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Wirtschaft - 15.02.2019

„Fiasko für Airbus, Triumph für Boeing“

Vor gut elf Jahren startete der A380 zu seinem ersten kommerziellen Flug – nun steht der Riesenvogel aus dem Hause Airbus vor dem Aus. Bis 2021 will Airbus die letzten Maschinen ausliefern – mit Folgen auch für die Produktion in Deutschland.

Wer hat Schuld an der Bruchlandung des größten Passagierflugzeugs der Welt? Hat sich Airbus verkalkuliert? War das Desaster absehbar? Und wie viel Steuergeld wurde bei dem subventionierten Mega-Projekt verbrannt?

Das Medien-Echo ist gewaltig!

Das einstige Prestige-Projekt der Flugzeugschmiede – ein wirtschaftlicher Fehlschlag. Zu groß, zu wenig rentabel, eine emotionale Entscheidung: So lesen sich die Bewertungen von Presse und Experten. Auch von einem „Griff ins Portemonnaie“ des Steuerzahlers ist die Rede – wegen der staatlichen Unterstützung für Airbus in Milliardenhöhe.

„Die Zeit der großen vierstrahligen Flugzeuge wie Boeing 747 und A380 ist einfach vorbei, weil die kleineren Flugzeuge – Boeing 777 und jetzt auch Airbus A350 – so viel besser sind“, sagt der Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt im Interview mit dem ZDF.

„Die Entscheidung, den A380 zu bauen, war ganz klar eine Fehlentscheidung. Sie war getrieben von dem Wettlauf gegen Boeing, endlich die Amerikaner zu überholen, ihnen etwas vor die Nase zu setzten“, so Großbongardt.

  • Wie es mit Airbus weitergeht

    Zahlen die Steuerzahler die A380-Rechnung?

    Wer kommt dafür am Ende eigentlich auf? Staatliche Beteiligungen an Airbus lassen befürchten, dass es den Steuerzahler treffen wird.

  • Die Chronik des A380-Desasters

    Absturz eines Super-Stars

    Weil die Nachfrage eingebrochen ist, wird das größte Flugzeug der Welt in zwei Jahren aus dem Programm genommen.

Auch die nationalen Medien sehen das ähnlich:

Presseschau

► Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hält den A380 für das Aushängeschild einer „doppelten Überschätzung“:

„Der A380 steht beim Hersteller Airbus für eine doppelte Überschätzung – die der eigenen Kräfte und die der Nachfrage der Fluggesellschaften. Der Riesenflieger war nur durch eine Zangengeburt auf die Welt gekommen, die interne Reibereien in dem europäischen Konzern brutal offengelegt hatte. Die Fabriken in den verschiedenen Ländern arbeiteten mehr gegen- als miteinander. Ganze Managerschichten mussten ausgetauscht werden. Die Fehleinschätzung des Marktes blieb aber. Der Erzrivale Boeing hat schon gewusst, warum er für seinen Jumbojet keinen Nachfolger auf den Markt brachte. Er setzte früher als Airbus auf kleinere, aber besonders weit fliegende Maschinen, mit denen die Passagiere ohne Umsteigen ans Ziel kommen.“

▶︎„Rheinische Post“: Fiasko für Airbus, Triumph für Boeing

„Der Staatskonzern Airbus hat mit dem Großraumflugzeug A 380 zu lange aufs falsche Pferd gesetzt. Das war ein grober Fehler des Managements und der Airbus-Nationen Deutschland, Frankreich und Spanien. Nun ist der Schaden groß. Der Rückgang der weltweiten Nachfrage nach sehr großen Jets zeichnete sich seit Jahren ab. Der US-Konkurrent Boeing feiert einen Triumph, Airbus erleidet einen Prestigeverlust, der Industriestandort Europa einen herben Rückschlag. Vor allem sind nun 3000 bis 3500 Arbeitsplätze bedroht, davon viele in Norddeutschland. Hinzu kommt, dass die europäischen und insbesondere die deutschen Steuerzahler hohe Summen verlieren dürften, weil Airbus staatliche Darlehen in Milliardenhöhe möglicherweise nicht zurückzahlen wird, die die EU-Länder dem Unternehmen für die Entwicklung des Riesenflugzeugs gewährt hatten. Der Flugzeugbauer kann froh sein, dass die gestiegene Nachfrage nach kleineren Flugzeugen wie dem A 320 und dem A 350 das Fiasko mit dem A 380 teilweise ausgleichen kann. Die Jobverluste könnten sich durch Umschichtungen in Grenzen halten. Die Politik sollte nicht bei Airbus helfend eingreifen, dafür hat das Unternehmen genügend eigene Mittel.“

Airbus A380

Aus für das größte Passagierflugzeug der Welt

Quelle: Reuters
0:33 Min.

► „Hannoversche Allgemeine Zeitung“

„Airbus hatte nach eigenem Bekunden 2015 die Gewinnschwelle erreicht. Allerdings war das nur mit staatlicher Unterstützung in Milliardenhöhe möglich … Mit jeder verkauften Maschine wird jetzt noch ein letzter Teil der Kredite abgestottert. Die vorzeitige Einstellung des A380-Programms bringt deshalb nun einen Verlust für den deutschen Steuerzahler, der nach Einschätzung von Experten einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag ausmachen könnte. Der Griff nach den Sternen endet mit einem Griff ins Portemonnaie.“

► „Lübecker Nachrichten“

„Die stolzen A380-Planer hatten sich gleich mehrfach verrechnet. Das Gewicht der Riesenmaschine wurde ebenso unterschätzt wie der damit verbundene Spritdurst. Gleichwohl hatte Airbus 2015 die Aufwendungen für die Entwicklung des A380 wieder [reingeholt] – allerdings mit staatlicher Unterstützung in Milliardenhöhe. Die vorzeitige Einstellung des A380-Programms bringt deshalb nun einen Verlust für den deutschen Steuerzahler.“

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