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Wirtschaft - 30.11.2018

Ferkel-Kastration ohne Betäubung geht weiter

Die Quälerei von Ferkeln geht mindestens zwei Jahre weiter.

Der Bundestag beschloss heute: Ferkel dürfen in Deutschland vorerst weiter ohne Betäubung kastriert werden.

Das geplante Verbot der Methode soll um zwei Jahre verschoben werden. Eigentlich sollte das traditionelle Verfahren bereits mit Beginn des kommenden Jahres untersagt sein. Doch weil viele Schweinehalter das Fehlen von Alternativen beklagen, verlängerte das Parlament die Übergangsfrist bis Ende 2020.

In Deutschland werden Millionen männlicher Ferkel wenige Tage nach der Geburt betäubungslos kastriert. Das soll verhindern, dass das Fleisch von Ebern einen strengen Geruch und Beigeschmack bekommt.

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„Unvermeidliche Fristverlängerung“

Union und SPD verteidigten ihr Vorgehen und sprachen von einer letztmaligen, aber momentan unvermeidlichen Fristverlängerung. Die Grünen, die Linke und der Deutsche Tierschutzbund zeigten sich jedoch empört.

Die ehemalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) warf der großen Koalition vor, sie sei „der parlamentarische Arm von Bauernverband und Schlachtindustrie“ und trete den Tierschutz mit Füßen. Tierschutz-Präsident Thomas Schröder erklärte, es gebe bereits drei tierschutzgerechte, praktikable Alternativmethoden.

Genau an dieser Stelle widersprach die Koalition allerdings. Die Tierschutzbeauftragte der SPD-Fraktion, Susanne Mittag, sagte, die vorhandenen Alternativmethoden seien „noch nicht vollkommen gangbar“. So seien etwa die Geräte für eine Betäubung mit Isofluran auf dem Markt noch nicht ausreichend vorhanden.

Mit der Reform des Tierschutzgesetzes war 2013 das Kastrationsverbot ab dem Jahr 2019 festgelegt worden. Die CDU-Abgeordnete Silvia Breher zeigte sich verärgert, dass die Zeit seit damals nicht ausreichend für die Entwicklung von Alternativen genutzt worden sei. Deshalb müsse die Frist nun ein letztes Mal für zwei Jahre verlängert werden.

Tierschutzbund kritisiert Regierung scharf

In einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes hieß es: „Für das Streben nach größtmöglichem ökonomischem Vorteil müssen nun die Ferkel büßen; das Staatsziel Tierschutz wird mit Füßen getreten.“

Zudem beklagte der Verband, dass „von Seiten der CDU-, CSU- und SPD-Fraktionsspitzen versucht wurde, diese Schande mit allgemeinen Erklärungen zu Tierschutzzielen der Regierung, wie im Entschließungsantrag aufgelistet, hübscher aussehen zu lassen“. Dies würde nichts ändern.

Ein weiterer, schwerer Vorwurf: „Die Mehrheit aus CDU, CSU und SPD ist heute einen offenen Pakt mit der Agrarindustrie eingegangen, der sehr stark an Strukturen bandenmäßig, organisierter Wirtschaftskriminalität erinnert.“

Keine andere Branche dürfe es sich erlauben, gesetzliche Fristen so offen und angekündigt zu ignorieren, gesellschaftlichen Mehrheitswillen so gnadenlos zu untergraben.

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