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Wirtschaft - 15.01.2019

Die Mittagspause, das vergessene Karriere-Sprungbrett

In Deutschland ist ja grundsätzlich erst einmal alles geregelt: sogar die Mittagspause.

Wer länger als sechs Stunden arbeitet, hat Anspruch auf eine 30-minütige Ruhepause. Die Pause kann in zwei Abschnitte à 15 Minuten aufgeteilt werden. So will es Paragraf 4 des Arbeitszeitgesetzes.

30 Minuten gesetzlich vorgeschriebene Mittagspause – daran halten sich die wenigsten! Laut einer aktuellen Umfrage der Online-Jobplattform StepStone (gehört wie BILD zur Axel Springer SE) unter 3700 Vollzeit-Arbeitnehmern reizen die meisten ihre Pausenzeit nicht voll aus!

Sechs von zehn Teilnehmern erklärten, weniger als 30 Minuten oder gar nicht zu pausieren. Die, die ihre Pause nicht voll ausnutzen, machen im Schnitt 25 Minuten Mittag. Dabei stellen ihnen Arbeitgeber im Schnitt sogar 62 Minuten Zeit für ihre Pause zur Verfügung – also deutlich mehr, als es das Gesetz vorschreibt.

Bemerkenswert: Nur jeder Zweite sieht sich dazu in der Lage, seine Mittagspause wirklich täglich wahrzunehmen. Grund für 75 Prozent der Betroffenen: zu viele und zu unerwartete Aufgaben. 40 Prozent der Befragten gaben an, ihre Pause am Platz zu verbringen.

Dabei ist das Mittagessen auch eine herrliche Gelegenheit, um im Job vorwärts zu kommen, die Pause gewissermaßen als Karriere-Sprungbrett zu nutzen. Denn in dieser Zeit lassen sich Kontakte sowohl innerhalb des eigenen Unternehmen als auch außerhalb besonders gut pflegen, wie Karriere-Beraterin Christina Kock von Dom-Consulting erklärt.

Nur: Nicht mal jeder Zehnte (9 Prozent) nutzt laut der Umfrage die Mittagspause als Chance, um mit den Chefs oder anderen Schlüsselpersonen in der Firma ins Gespräch zu kommen. Nicht mal jeder 3. Befragte sieht die Mittagspause überhaupt als Zeit, um mit Kollegen – unabhängig ob Chef oder Tischnachbar – zu netzwerken.

Dabei kann das mit ein bisschen Vorbereitung ganz einfach sein. Die Empfehlung der Expertin: Vorher überlegen, was man vom Gegenüber wissen möchte und mit welchen Fragen man ernsthaftes Interesse an der Person und ihren Aufgaben oder der Verantwortung im Unternehmen zeigen kann. Auch über die eigene Rolle im Gespräch sollte man sich im Klaren sein: Was sage ich über mich selbst, warum bin ich an diesem Gespräch interessiert und was trage ich dazu bei, damit sich auch für den Gesprächspartner das Gespräch lohnt?

Gedanken sollte man sich außerdem über den idealen Lunch-Partner machen. Kock weiß, wie man den findet: „Idealerweise nimmt man erst mal Kontakt mit Bereichen auf, mit denen ich schon direkt zu tun habe, dann auch gerne mit einem Vorgesetzten. Oder ich gehe gezielt auf Kollegen zu – auch auf der gleichen Hierarchieebene –, die in Bereichen arbeiten, in denen ich vielleicht auch tätig sein möchte.“

Kock warnt aber gleichzeitig vor zu großen Erwartungen, denn Erfolge stellen sich eher langfristig ein: „Netzwerken ist erst mal geben, geben, geben, bevor sich irgendwann etwas in meine Richtung zurückentwickelt.“

Für eine bessere Arbeitsatmosphäre im Team sorgt ein privater Plausch, etwa über Familie und Freizeit. „Es ist wichtig, dass sich die Mitarbeiter nicht nur über die Fachebene kennen, sondern auch eine persönliche Beziehung aufbauen; die schafft Nähe und Vertrauen“, erklärt Kock. So entstehe automatisch ein Netzwerk unter den Kollegen. Es falle nämlich leichter, auf andere zuzugehen, wenn man auch ihre persönliche Seite kenne.

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