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Wirtschaft - 21.03.2019

Die letzten Sekunden im Cockpit der Boeing 737

Piloten sollen bis zuletzt verzweifelt in ihrem Handbuch geblättert haben

Panik und Hilflosigkeit im Cockpit der Boeing 737 Max 8! Während die Untersuchungen zu dem Flugzeugunglück in Äthiopien (157 Tote) andauern, tauchen neue Hinweise zur Absturzursache einer baugleichen Maschine im Oktober 2018 (189 Tote) in Indonesien auf.

▶︎ Die Vermutung der Experten: Die Absturz-Ursachen könnten sich ähneln. Auch deshalb gilt für Flugzeuge dieses Typs weltweit ein Flugverbot. Eine Flugkontrollsoftware und dafür genutzte Sensoren stehen im Verdacht, eine Rolle gespielt zu haben.

Die letzten Minuten im Cockpit

Bei dem Absturz des Lion-Air-Fluges „JT 610“ (in der Nähe von Jakarta, Indonesien) sollen die Piloten der Boeing 737 Max 8 bis zuletzt verzweifelt in ihrem Handbuch nach einer Lösung für das Problem geblättert haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Die Piloten hätten sich nicht erklären können, warum die Nase der Maschine nach unten zog, erklärten drei anonyme Personen der Nachrichtenagentur – ihnen sollen die Stimmaufnahmen aus dem Cockpit vorliegen. Es wäre das erste Mal, dass die Aufnahme der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.

Laut Bericht traten die ersten Probleme bereits nach zwei Flugminuten auf, der Pilot meldete dies der Flugsicherung – die Ermittler gehen davon aus, dass ein Fehler im sogenannten „Trimmsystem“ (MCAS) schuld war.

  • 189 Menschen an Bord

    Unglücks-Boeing hatte schon zuvor technische Probleme

    Ein Passagierflugzeug des Billigfliegers Lion Air stürzte am Montag kurz nach dem Start in Jakarta ab. An Bord waren 189 Menschen.

  • Boeing 737 MAX 8

    Warum kann ein Sicherheits-System so gefährlich sein?

    Die Technik in Flugzeugen ist hochkomplex und macht das Fliegen sicher. BILD hat einen Luftverkehrsexperten zur Software befragt.

Dieses schätzte offenbar die Lage des Flugzeuges in der Luft falsch ein, korrigierte deshalb den angeblich inkorrekten Kurs!

Über neun Minuten warnte der Bordcomputer laut Bericht die Piloten, der fehlende Aufwind müsste kompensiert werden: Langsam und unwiderruflich neigte sich die Nase des Stahlkolosses nach vorne, die Maschine raste nun ungebremst (725 km/h) aufs Wasser zu – weil die Technik es so wollte. Die Sensoren meldeten weiter und weiter falsche Daten.

Der Pilot kämpfte gegen den Willen der Maschine, versuchte irgendwie Höhe zu gewinnen, das Flugzeug zu stabilisieren. Doch der Computer war stärker: Er drückte die Front immer weiter runter, es ging tiefer und tiefer.

Die Situation wurde minütlich brenzliger: Parallel zum Kampf des Piloten suchte der Erste Offizier im Handbuch (für abnormale Situationen) nach einer Lösung – doch er fand keine.

▶︎ Die anonymen Quellen berichteten Reutes auch, dass die Piloten offenbar nicht mitbekommen hätten, dass sie in einer Schieflage waren: „Sie haben nur über Geschwindigkeit und Höhe nachgedacht. Nur darüber haben sie gesprochen“, erklärte eine der Personen.

Bevor die Flugzeugkapitäne eine Lösung fanden, zerschellte das Flugzeug auf dem Wasser – alle 189 Passagiere starben.

Hätte es verhindert werden können?

Laut Boeing-Hersteller gibt es ein Prozedere, durch das die Situation zu beheben gewesen wäre. Eine andere Crew, hätte am Vorabend mit demselben Flugzeug das gleiche Problem erlebt – und überlebt.

Sie hätten drei Checklisten abgearbeitet, die Informationen aber nicht der Nachfolge-Crew weitergegeben.

Ob die Piloten der Unglücksmaschine also zu schlecht ausgebildet waren oder es ein Kommunikationsfehler war, wird derzeit auch untersucht. Es muss auch die Frage gestellt werden, warum sie den Automatismus nicht abstellten und manuell weiterflogen.

Flugzeugbauer Boeing steckt derzeit in der Krise: Untersuchungsergebnisse deuten derzeit darauf hin, dass das gleiche Problem mit dem Trimmsystem für den Absturz der baugleichen Maschine (Boeing 737 Max) der Ethiopian Airlines mit 157 Toten verantwortlich war.

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