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Wirtschaft - 15.03.2019

Boeing-Pilot wollte direkt nach dem Start notlanden

Im Falle des tragischen Flugzeugabsturzes der Ethiopian Airlines am vergangenen Sonntag liefern die laufenden Ermittlungen immer mehr Indizien dafür, dass Parallelen zum Absturz der indonesischen Lion-Air-Maschine mit 198 Toten vor fünf Monaten bestehen.

Es handelte sich um den gleichen Flugzeug-Typ: Boeing 737 MAX 8. Und die neuen Details erhöhen den Druck auf den Hersteller Boeing:

Die „New York Times“ berichtet, dass der Pilot der Ethiopian Airlines-Maschine bereits wenige Minuten nach dem Start die ersten Notsignale funkte.

▶︎Mit panischer Stimme sprach er von Schwierigkeiten und bat darum, eine Notlandung einleiten zu dürfen. Die Fluglotsen hätten zudem einen starken Wellenflug der Maschine registriert. Ein deutliches Signal, dass es Probleme geben musste. Der Kontakt zwischen Pilot und den Lotsen hielt nur wenige Minuten – dann brach er ab.

Es verdichtet sich immer mehr: Der Hersteller Boeing scheint die Verantwortung zu tragen.

  • Bericht des „Wall Street Journal“

    Verzögerte Trumps Shutdown das Boeing-Update?

    Laut dem „Wall Street Journal“ hat der Regierungsstopp die Arbeiten am wichtigen Boeing-Update um mehrere Wochen verzögert.

  • Das Drama der Boeing-Abstürze

    Flugdaten der beiden Todesflüge ähneln sich

    Nach zahlreichen anderen Ländern verhängen auch die USA ein Startverbot für Boeing 737 MAX. Der Grund: neue Erkenntnisse.

Boeing stoppt Auslieferung

Erste Konsequenz: Boeing setzt die Auslieferung von Maschinen des Unglücks-Typs 737 MAX aus, nachdem diese nach zwei Abstürzen weltweit nicht mehr starten dürfen. Dies teilte der US-Konzern am Donnerstag mit.

Französische Experten sollen unterdessen die Ursache des Absturzes einer Boeing 737 MAX in Äthiopien herausfinden. Der Stimmen-Rekorder und der Flugdatenschreiber wurden am Donnerstag der französischen Behörde zur Aufklärung von Flugunfällen BEA ausgehändigt.

Mittlerweile sind weltweit alle Maschinen des Modells am Boden, wie aus den Daten der Internetseite „FlightRadar24“ hervorgeht.

Das letzte Flugzeug dieses Typs landete am Mittwochabend sicher im kanadischen Halifax.

Boeing muss sich mit Image-Schaden konfrontieren

Nach dem Flugstopp für seinen bisherigen Hoffnungsträger droht dem US-Hersteller Boeing ein finanzieller wie auch logistischer Albtraum.

Zusätzlich zum enormen Image-Schaden drohen Schadenersatzforderungen betroffener Airlines und der Verlust von Neuaufträgen, meint der Luftfahrtanalyst Wolfgang Donie von der Landesbank NordLB in Hannover:

„Insgesamt betrachtet, ist das ein einziges Desaster“, sagt Donie und warnt auch vor kurzfristigen Engpässen beim Lufttransport.

Und weiter: „Der Markt ist schwierig, es fehlt an Ersatzflugzeugen – das könnte schon zu Engpässen führen.“

Allerdings glaubt er kaum, dass auch ein mehrmonatiges Flugverbot für die Boeing 737 Max 8 den US-Konzern existenziell gefährden könnte. „Boeing kann es verkraften, aber es dürfte sehr weh tun, je länger die Flugverbote andauern.“

Denn dadurch können jetzt diverse neue Maschinen nicht mehr ausgeliefert werden – die vorerst wohl letzte wurde diese Woche noch an den Tui-Konzern aus Hannover übergeben.

350 Modelle fliegen bereits – 4600 sind bestellt

Mehr als 350 Boeing-Max-Flugzeuge wurden seit der Markteinführung 2017 in diversen Ausführungen an Fluggesellschaften in aller Welt ausgeliefert, weitere 4600 Maschinen des Typs sind bestellt.

Für den Konzern dürfte das nun auch bei den Lieferketten Probleme aufwerfen – das gilt etwa für die Lagerung angelieferter Bauteile oder nicht übergebener Flugzeuge. Der Tui-Konzern kündigte noch etwas unpräzise an, die Ausfallkosten nach Beilegung des Flugverbots gemeinsam mit Boeing „bewerten“ zu wollen – die Airline Norwegian erwägt dagegen bereits Schadenersatzforderungen wegen Nutzungsausfall.

„Boeing muss jetzt dringend klare Antworten liefern, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg, der von einem Einschnitt spricht.

Die emotional stark aufgeladene Debatte um die Zuverlässigkeit der neuen Maschine habe bei vielen Passagieren und auch Besatzungen Urängste ausgelöst, weil gegen einen Grundkonsens der Fliegerei verstoßen worden sei.

„Der besteht ja darin, dass Weiterentwicklungen bewährter Modelle einen zusätzlichen Sicherheitsgewinn bringen – und das hat die weltweite Luftfahrt in den vergangenen Jahren ja auch gut hinbekommen.“

Profitiert Airbus von der Boeing-Krise?

Es sei daher ungewöhnlich, dass Flugzeugbezeichnungen in so kurzer Zeit zum Synonym für Unzuverlässigkeit und Unsicherheit verkommen. Kinderkrankheiten seien vor allem bei Neuentwicklungen zu erwarten, weniger bei so bewährten Typen wie der als verlässlich geltenden Boeing 737.

„Für die gesamte Industrie ergibt sich dadurch ein völlig neuer Gedankenansatz“, meint Schellenberg.

Ob der Konkurrent Airbus von der Lage profitiert? „Wenn die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, kann man das wohl genauer beantworten“, meint der Experte, der sich vor allem bei margenschwachen Airlines einen opportunistisch motivierten Wechsel zur Konkurrenz vorstellen kann.

  • Konzern nach 737-Absturz in Turbulenzen

    DAS BOEING-BEBEN

    Der zweite Absturz einer neuen Boeing-Maschine des Typs 737 MAX hat die Luftfahrtbranche in Aufregung versetzt. Der Konzern gerät in Turbulenzen.

Trump: „Sie sind unter großem Druck“

US-Präsident Donald Trump hofft auf ein baldiges Ende des Startverbots für Flugzeuge von 737 Max in den USA. Der US-Luftfahrtkonzern Boeing sei „eines der wahrhaft großen Unternehmen der Welt“, sagte Trump.

Das Unternehmen wisse, dass es die Ursache des Absturzes am Sonntag in Äthiopien und eines Crashs eines baugleichen Flugzeugs im vergangenen Oktober in Indonesien schnell aufklären müsse. „Sie sind unter großem Druck.“

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