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Wirtschaft - 20.03.2019

Bayer-Aktie schmiert brutal ab

Bayers 63 Milliarden Dollar teurer US-Zukauf Monsanto ist in den USA mit zahlreichen Klagen wegen angeblicher Krebsgefahren seiner glyphosathaltigen Unkrautvernichter konfrontiert. Vor Gericht erlitt der Saatgutriese am Dienstag eine weitere empfindliche Schlappe.

Die Börse reagierte heftig. Die Bayer-Aktie brach an der Börse in Frankfurt am Main ein, das Papier stürzte bei Öffnung der Börse am Mittwochmorgen um mehr als zehn Prozent ab.

Der Kurs der Aktie schmierte auf 62,54 Euro ab. Zum Vergleich: Vor einem Jahr kosteten die Papiere noch rund 100 Euro.

DAS URTEIL

Eine Geschworenen-Jury in San Francisco hatte zuvor einstimmig entschieden, dass der Monsanto-Unkrautvernichter Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat ein wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebs-Erkrankung des Klägers Edwin Hardeman (70) gewesen sei.

Der Kalifornier hatte das Herbizid 25 Jahre lang auf seinem Grundstück verwendet.

Hardeman und seine Anwälte umarmten sich, nachdem die Jury ihre Entscheidung verkündet hatte. „Wir sind sehr zufrieden“, erklärte die Anwältin Jennifer Moore.

Für Bayer war die Niederlage in diesem wichtigen Teilprozess eine herbe Schlappe. Für den Konzern dürfte es nun nur noch darum gehen, den Schaden zu begrenzen, sagte Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research. Mit Blick auf die zweite Prozessphase sei das Schlimmste zu befürchten.

Mittwoch geht der Prozess in diese zweite Phase. In ihr soll geklärt werden, ob Monsanto über Risiken hinwegtäuschte und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfallen könnte.

Bayer zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht von der Entscheidung der Jury. Das Unternehmen sei „weiterhin fest davon überzeugt, dass die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen, dass glyphosatbasierte Herbizide keinen Krebs verursachen“, hieß es in einer Mitteilung. Der Konzern sei zuversichtlich, „dass die Beweise in der zweiten Phase des Prozesses zeigen werden, dass Monsantos Verhalten angemessen war und das Unternehmen nicht für die Krebserkrankung von Herrn Hardeman haftbar gemacht werden sollte“.

Für das Unternehmen ist dieser Fall hochbrisant, da es sich um einen richtungsweisenden „Bellwether Case“ handelt. Damit ist im US-Recht eine Art Musterfall in einem Massenverfahren gemeint.

Mehrere dieser repräsentativen Fälle sind angesetzt. Sie sollen den Streitparteien helfen, das Ausmaß von Schäden und die Höhe denkbarer Vergleichszahlungen besser abschätzen zu können. Insgesamt sind bei dem zuständigen US-Richter Vince Chhabria mehrere Hundert Klagen von Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern gebündelt.

Die Klagewelle gegen Bayer war so richtig ins Rollen gekommen, nachdem eine Geschworenenjury dem Krebspatienten Dewayne Johnson in einem anderen Verfahren im August insgesamt 289 Millionen Dollar an Schmerzensgeld und Entschädigung zugesprochen hatte.

Die Richterin senkte zwar die Strafe gegen den im vergangenen Jahr von Bayer übernommenen US-Saatgutkonzern Monsanto später auf gut 78 Millionen Dollar (69 Mio. Euro), im Grundsatz änderte sie am Urteil aber nichts.

Johnson wie auch Hardeman leiden am Non-Hodgkin-Lymphom, einer Krebserkrankung des Lymphgewebes.

  • EuGH-Urteil

    Glyphosat-Studien müssen öffentlich gemacht werden

    Umstrittene Studien über das Krebsrisiko des Unkrautvernichters Glyphosat müssen offen gelegt werden, urteilte das EuGH.

Der Bayer-Aktienkurs war bereits nach dem Urteil im August massiv eingebrochen. Anleger und Analysten warfen die Frage auf, ob die Leverkusener die Risiken des rund 63 Milliarden Dollar (55 Mrd. Euro) teuren Monsanto-Kaufs unterschätzt hätten.

Das aktuelle Verfahren ist erst der Anfang: Bis Ende Januar wurden Monsanto in den USA glyphosatbezogene Klagen von etwa 11 200 Klägern zugestellt. In den nächsten Tagen soll bereits ein weiterer Prozess bei einem Landgericht im kalifornischen Oakland starten.

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