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Politik - 19.03.2019

Wieso konnte der Terrorist seine Tat live streamen?

Was Facebook dagegen unternommen hat

Quelle: SOCIAL MEDIA / Reuters
3:15 Min.

17 Minuten lang streamte Rechts-Terrorist Brenton Tarrant (28) sein Massaker an betenden Muslimen in der Christchurcher Moschee über den Live-Video-Dienst von Facebook. Die Bewegtbilder gingen um die Welt.

Doch wie war es möglich, die Terrorattacke ungehindert bis zum letzten Moment live in das soziale Netzwerk zu posten, ohne dabei von den Verantwortlichen bei Facebook gestoppt zu werden?

Wie BILD erfuhr, begann der Konzern sofort nach Bekanntwerden des Anschlags damit, den Inhalt „in Real-Zeit“ zu löschen, also das Originalvideo und sämtliche „Wieder-Hochladungen“.

Als erstes sei das Video von Terrorist Tarrant von „FBLive“ gelöscht worden. Gleichzeitig habe man den Inhalt analysiert und so ein genaues Profil des Videos erstellt. Damit sei es technisch möglich gewesen, gleiche und ähnliche Videos automatisch zu erkennen und von Facebook zu löschen oder bereits beim Uploaden zu blockieren.

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Dies sei in einer ungeheuer großen Zahl passiert, wie eine Sprecherin erklärte: „In den ersten 24 Stunden haben wir weltweit rund 1,5 Millionen Videos des Angriffs entfernt, von denen über 1,2 Millionen beim Hochladen blockiert wurden.“

Offenbar hielten es demnach mehr als eine Million Menschen für notwendig, das Originalvideo mit all seinen grausamen Szenen bei Facebook hochzuladen.

Mittlerweile sei die Arbeit jedoch schwieriger geworden, weil Nutzer das Video bearbeiteten oder Sequenzen des Videos in eigenen Filmen nutzten. Diese neuen Videos müssten erst identifiziert und analysiert werden, um sie anschließend als verbotenen Inhalt zu löschen oder zu blockieren.

Doch auch dies passiere mittlerweile stündlich, wodurch man dem Ziel der totalen Verbannung des Terror-Videos näher komme. Zudem nutze man Audio-Technologie, um Videos auch dann zu finden und zu entfernen, wenn diese nur sehr kurze Sequenzen oder sogar nur den Ton der Original-Terrorattacke nutzten.

Doch warum konnte der Terrorist das Video zunächst komplett live streamen und hochladen, wurde 17 Minuten lang nicht gestoppt?

Die Antwort ergibt sich aus den Facebook-Live-Nutzerzahlen. Jeden Tag werden 3000 Jahre Live-Inhalt auf dem führenden sozialen Netzwerk produziert. Diese werden sage und schreibe 8 Milliarden Mal am Tag angesehen. Für eine Kontrolle dieser Videos bräuchte es Hunderttausende Kontrolleure. Facebook versucht sich dagegen mit technischen Mitteln zu helfen.

Mark Zuckerberg im Juli 2018: „Nahezu 90 Prozent des grafischen Gewaltinhalts, den wir entfernt oder mit einem Warnschild versehen haben, wurde mithilfe von AI identifiziert.“ Trotzdem wird es noch Jahre dauern bis diese Technik ausgereift genug ist, um kriminelle oder terroristische Taten in Real-Zeit zu erkennen und zu entfernen.

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