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Politik - 08.03.2019

Was wird jetzt aus den ISIS-Kindern?

Das Ende des Terror-Kalifats des „Islamischen Staats“ ist neben blutigen Kämpfen und US-Bomben vor allem von einem geprägt: flüchtenden Kindern, die zu Tausenden die letzte ISIS-Bastion, das Dorf Baghuz, seit Tagen verlassen.

Teils handelt es sich um die Kinder von Dschihadisten, die nach Syrien kamen, um für ISIS zu kämpfen, teils um den Nachwuchs lokaler Anhänger. Doch teilweise sind es auch entführte Jesiden-Kinder, die zusammen mit ihren Müttern oder allein verschleppt und als Sklaven gehalten wurden.

Sie alle erwarte nun ein ungewisses Schicksal, erklärt der britische Syrien- und Terrorismus-Experte Kyle Orton. Welches, hänge aber von der jeweiligen Gruppe ab, zu der die Kinder gehörten.

▶︎ Orton sagte zu BILD: „Die Jesiden-Kinder, die als Sklaven gehalten wurden, werden in ihre Gemeinden zurückgebracht, wenn sie nicht zu ihren Eltern zurückgebracht werden können. Das geht bei vielen nicht, da ihre Eltern tot sind.

▶︎ Die ausländischen, vor allem europäischen ‚ISIS-Kinder‘ werden wahrscheinlich als Mündel, also schutzbefohlene Waisen, ihrer verschiedenen Heimatstaaten enden, vorausgesetzt, sie dürfen zurückkehren. Dazu müssen Gesetze angewendet werden, um diese Kinder von den Eltern zu entfernen, die sie in ein Kriegsgebiet gebracht haben.

▶︎ Das Schicksal der ‚ISIS-Kinder‘ von vor Ort ist am ungewissesten: Zurzeit sind sie in Binnenflüchtlings-Lagern eingesperrt, entweder von der mehrheitlich kurdischen SDF oder der irakischen Regierung. Sie werden nicht besonders gut behandelt. Es scheint keine organisierte Anstrengung zu geben, um diese Kinder zu deradikalisieren und wieder zu integrieren.“

Orton erklärte auch, warum allein in den letzten drei Wochen mehr als 10 000 „Zivilisten“, also mit ISIS verbundene, aber nicht für ISIS kämpfende Personen, aus dem letzten ISIS-Gebiet von nur etwa zwei Quadratkilometern Größe geflüchtet sind. „Es war eindeutig Teil der Strategie von ISIS, diesen letzten Kampf zu verlängern, indem er sich mit Nichtkombattanten umgab.“ Gleichzeitig habe die Anti-ISIS-Koalition „sicherlich die Zahl der Zivilisten, darunter auch ISIS-Familien, die sich in der eingekesselten Baghuz-Gegend befanden, unterschätzt“, während die Zahl der kämpfenden ISIS-Terroristen überschätzt worden sei.

Abschließend äußerte sich Orton kritisch zur Zukunft des von ISIS befreiten Gebiets inklusive des letzten gehaltenen Dorfes Baghuz. „Hier wurde kaum geplant, wie das Gebiet in der Folge regiert werden soll, wodurch die Unsicherheit nur wächst.“

Orton ist sich sicher, dass die kurdischen SDF, das Assad-Regime, der Iran und die Türkei Ansprüche auf Teile des Gebietes erheben werden, das innerhalb der Grenzen Syriens liegt. Dessen Zukunft liege so im Dunkeln. Schlechte Vorzeichen für die Zeit nach ISIS.

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