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Politik - 29.10.2018

„Tropen-Trump“ gewinnt Wahl in Brasilien

Quelle: Reuters
1:32 Min.

Nicht nur Hessen, auch Brasilien hat gewählt!

Klarer Gewinner der Stichwahl ums Präsidentenamt: Jair Bolsonaro (63). Das teilte das Wahlamt nach Auszählung von knapp 95 Prozent der Stimmen mit.

Der extrem rechte Kandidat (Spitzname: „Tropen-Trump“) liegt mit 55,5 Prozent uneinholbar vor seinem Konkurrenten, dem Sozialdemokraten Fernando Haddad (55/44,5 Prozent).

Bolsonaro nach seinem Wahl-Triumph: „Ich werde das Schicksal des Landes verändern.“

In den letzten Wochen demonstrierten Tausende unter dem Motto „Ele Nao!“ (deutsch: „Ihn nicht!“) gegen Bolsonaro. Ihre Angst: Er könnte das Land in eine Diktatur verwandeln.

Bolsonaro ist ein Bewunderer der Militärdiktatur, die Brasilien von 1964 bis 1985 mit eiserner Hand regierte. Der ehemalige Soldat nannte diese Zeit in einem Interview „glorreich“. Seine einzige Kritik: „Der Fehler der Diktatur war es, zu foltern, aber nicht zu töten.“

Nach seinem Wahlsieg schlägt er versöhnlichere Töne an: „Unsere Regierung wird verfassungstreu und demokratisch sein.“ Bolsonaro spricht von einem „Brasilien der unterschiedlichen Meinungen, Farben und Orientierungen“, stellt aber auch klar: „Jetzt wird nicht weiter mit dem Sozialismus, dem Kommunismus, dem Populismus und dem Linksextremismus geflirtet.“

Am 20. Oktober hatte Bolsonaro noch ein „Youtube“-Video veröffentlicht, in dem er seinen sozialdemokratischen Gegnern offen drohte. Seine Botschaft: „Diese roten Verbrecher werden aus unserem Heimatland verbannt. Es wird eine Säuberung werden, wie sie in Brasiliens Geschichte noch nie vorgekommen ist.“

In dem Video versprach er seinem Gegenkandidaten Fernando Haddad, er werde zusammen mit Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (72) im Gefängnis verrotten. Da Silva ist wie Haddad Mitglied der Arbeiterpartei PT und sitzt gerade wegen Korruption eine Haftstrafe ab.

Gegen Haddad ermittelt seit Ende September die brasilianische Staatsanwaltschaft. Der Verdacht: Er soll 2012 bei einer Bürgermeisterwahl illegale Wahlkampfspenden angenommen haben.

Gerade weil Jair Bolsonaro die in der brasilianischen Politik weit verbreitete Korruption mit harten Worten kritisiert, ist er in der Bevölkerung beliebt. Das Land wird seit Jahren von Schmiergeld-Skandalen erschüttert. Der größte von allen: „Operation Autowäsche“, bei dem rund zwei Milliarden US-Dollar veruntreut wurden und der bis in die Regierung von da Silva reichte.

Die erste Runde der Präsidentenwahl hatte Bolsonaro Anfang Oktober mit 46 Prozent der Stimmen gewonnen. Seitdem baute er zeitweise den Vorsprung zum Gegenkandidaten Haddad (erhielt in Runde eins nur 29 Prozent) auf bis zu 18 Prozent aus.

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