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Politik - 19.02.2019

Reichster Brexit-Brite flüchtet nach Monaco

Chemie-Unternehmer Sir Jim Ratcliffe spart laut „Times“ Hunderte Mio. Euro Steuern

40 Tage vor dem Brexit verlässt ausgerechnet der reichste Bürger das Land: Chemie-Unternehmer Sir Jim Ratcliffe (66, Vermögen: rund 24 Milliarden Euro) zieht ins Steuerparadies Monaco. Dabei hatte ausgerechnet er einst besonders laut für den EU-Austritt getrommelt.

Der Grund, warum Ratcliffe samt zwei seiner Führungskräfte an die Cote d’Azur zieht, sind nicht etwa das milde Mittelmeer-Klima oder die Liegeplätze für seine Super-Yachten „Hampshire“ und „Hampshire II“ – sondern nach einem Bericht der „Times“ die Aussicht auf eine mindestens neunstellige Steuer-Ersparnis: Mindestens 450 Millionen Euro könnten den britischen Finanzbehörden nach Berechnungen der Zeitung entgehen, möglicherweise sogar mehr als vier Milliarden Euro. Die britische Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) habe dem Trio bei den Vorbereitungen zur Steuerflucht geholfen. Das Blatt beruft sich auf anonyme Informanten, INEOS wollte den Bericht bisher nicht kommentieren.

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Ratcliffe sagte Einknicken der EU voraus

Ratcliffe hatte sich jahrelang als britischer Patriot inszeniert. Vielfach zitiert wurde seine Aussage, die Briten könnten sich selbst am besten um ihre Belange kümmern und bräuchten keine Anweisungen aus Brüssel. „Ich glaube einfach nicht an das Konzept der Vereinigten Staaten von Europa. Es ist nicht realisierbar“, sagte er.

Auf der Firmen-Homepage sagte der Milliardär 2016 voraus, dass die EU sich am Ende auf die „in aller Welt beliebten und respektierten Briten“ zubewegen werde. Begründung: Die EU brauche den Zugang zum britischen Markt nicht weniger als die Briten den Zugang zum europäischen: „Mercedes wird nicht aufhören, Autos in Großbritannien zu verkaufen“, schrieb Ratcliffe.

Für seine Firma INEOS mit 18 500 Mitarbeitern an Standorten in 22 Ländern (auch Deutschland) ändere sich durch den Brexit nichts, man erwarte „business as usual“ (sinngemäß: die Geschäfte gehen normal weiter).

Erst vor einer Woche machte der Milliardär mit einem offenen Brief an EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Schlagzeilen, in dem er sich über die aus seiner Sicht „törichten“ Umweltsteuern in Europa beschwerte.

Im Jetset- und Steuerparadies Monaco (ist nicht in der EU, aber Teil der Euro-Zone und in Zollunion mit Frankreich) erwartet den EU-Kritiker nun das Privileg, keine direkten Steuern mehr bezahlen zu müssen. Rechtlich ist das in den meisten Fällen von Super-Reichen völlig legal.

„Gier der Superreichen kennt keine Grenzen“

Der Zorn seiner Landsleute ist gewaltig, zumal INEOS einst Staatshilfen in Millionenhöhe in Anspruch genommen hatte.

John McDonnell (67, Labour), Schatzkanzler des Vereinigten Königreichs, giftete: „Die Gier dieser superreichen Steuer-Umgeher scheint keine Grenzen zu kennen.“

McDonnell: „Wissen sie denn nicht, dass jeder Penny, den sie in ihren Steueroasen verstecken, ein Penny ist, der nicht für unser NHS (Gesundheitssystem, Anm. der Red.) ausgegeben wird, nicht für die soziale Betreuung unserer einsamen, isolierten älteren Menschen, nicht für die Bildung unserer Kinder?“

Der bekannte Politikjournalist Kevin Maguire twitterte, Ratcliffe sollte wenigstens seine Ritterwürde am Flughafen Heathrow abgeben, wenn er aus dem Brexit-Land flieht, „das er mitgeholfen hat, in die Sch… zu kippen“.

Brexiter billionaire Sir Jim Ratcliffe should at the very least be required to leave his knighthood at Heathrow when he flees the Brexit Britain he helped dump in the shit

— Kevin Maguire (@Kevin_Maguire) February 17, 2019

Staubsauger-König verlegte Firmensitz nach Singapur

Der Chemie-Unternehmer ist bereits der zweite Brexit-Fan, der sich urplötzlich vom Acker macht. Zuvor hatte der ebenfalls milliardenschwere Staubsauger-König James Dyson (71) angekündigt, den Sitz seiner Firma nach Singapur zu verlegen.

Vor dem Brexit-Referendum im Sommer 2016 hatte Dyson getönt, Großbritannien werde „mehr Wohlstand und mehr Arbeitsplätze schaffen, wenn es sich außerhalb der EU befindet“.

Die Argumente der Gegner eines EU-Austritts bezeichnete der laut „Forbes“-Liste achtreichste Staatsbürger Großbritanniens damals als „absoluten Schwachsinn“.

▶︎ Dysons Manager beteuerten, die Sitz-Verlagerung nach Singapur habe rein marktstrategische Gründe und rein gar nichts mit dem Brexit zu tun.

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