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Politik - 23.03.2019

Polen: Jäger des Nazi-Goldzugs stößt auf unverhofften Schatz

Piotr Koper sucht eigentlich den sagenumwobenen Goldzug: Auf Schloss Adelsberg kam unter Putz und Farbe unverhofft ein ganz anderer Schatz zum Vorschein. (Quelle: Gregor Fischer/dpa)

Bekannt ist Piotr Koper für seine Suche nach dem Goldzug, nun hat er im Schloss Adelsbach in Polen einen regelrechten Schatz gefunden.

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Polens Hobby-Historiker Piotr Koper ist eigentlich für seine Suche nach dem sagenumwobenen Goldzug bekannt, konnte die mit Kriegsbeute beladenen Waggons bisher aber nicht finden. Nun entdeckte er nun an ganz anderer Stelle einen historischen Schatz.

Statt des sagenumwobenen Nazi-Panzerzugs brachte er bei Renovierungsarbeiten eines Schlosses jahrhundertealte Gemälde böhmischer und deutscher Herrscher ans Licht. „Plötzlich blickte ich einem Kaiser direkt ins Gesicht“, lacht Koper, als er der Deutschen Presse-Agentur von seinem Zufallsfund erzählt. Der Bauunternehmer ist seit etwa elf Jahren mit der Renovierung von Schloss Adelsbach in Struga betraut. Allerdings wurde er vielmehr für seine aufsehenerregende, aber bislang erfolglose Suche nach dem Goldzug bekannt.

Legenden zufolge haben Nazis Waggons mit Kriegsbeute in einem Tunnel vor der heranrückenden Sowjet-Armee versteckt. In der Region in Südwestpolen gibt es viele unterirdische Gänge. Die Nazis hatten dort ein großes Stollensystem namens „Projekt Riese“ bauen lassen. Die Existenz des sogenannten Goldzuges zweifeln Grabungsexperten und Historiker jedoch an. Der Hobby-Historiker Koper wagte vor rund drei Jahren dennoch einen kostspieligen Versuch und ließ in der Erde danach graben: Außer Medienrummel brachte die Suche aber kein Resultat.

500 Jahre alte Wandmalereien entdeckt

Mehr Erfolg, wenn auch zufällig, konnte der Pole nun im rund 700 Jahre alten Schloss Adelsbach verbuchen, wo er an den Wänden des früheren Ballsaals Farbspuren unter dem Putz hervorlugen sah. „Vorsichtig habe ich ihn entfernt“, schildert er den Moment, in dem er auf die rund 500 Jahre alten Gemälde stieß. „Das waren ganz große Emotionen.“

Für Schlosseigentümer Krzysztof Wieczorek sind die Porträts deutscher und böhmischer Herrscher ein regelrechter Schatz. Es handle sich um einen bislang einzigartigen Fund, sagt er über die Porträtgalerie, die sich über mehr als 50 Quadratmeter Fläche entlang der Wände des Schlosses erstreckt. Die Bilder sind Schätzungen zufolge zwischen 1560 und 1570 entstanden. Neun von mutmaßlich bis zu 22 Porträts legten Experten unter Putz und Farbe frei. „Die meisten der Bilder sind noch verdeckt“, sagt Wieczorek.

Sie unbeschadet aufzudecken, stellt die Restauratoren vor eine große Herausforderung. „Das ist unglaublich komplizierte Präzisionsarbeit mit einem Skalpell“, sagt Wieczorek. Schloss Adelsbach vor dem Verfall zu retten, sieht der Pole seit Jahren als seine Mission und lässt es aufwendig renovieren. „Die Gemälde hauchen dem Schloss ein zweites Leben ein“, freut er sich und will das Gebäude voraussichtlich Ende kommenden Jahres für Besucher öffnen.

Koper will weiter nach Goldzug suchen

Auch Koper ist mit seiner Entdeckung zufrieden: „Das ist etwas Handfestes“, vergleicht er den Fund mit der bisher ergebnislosen Goldzug-Suche. Dennoch verliert er seinen eigentlichen Traum nicht aus dem Blick: „Das Thema habe ich noch lange nicht in eine Schublade abgelegt“, sagt er und seine Augen beginnen zu leuchten. Denn der Pole tüftelt längst an einem neuen Plan, mit dem er dem Panzerzug auf die Spur kommen will. Am Bahnkilometer 65, an den ihn 2016 seine Bodenradarbilder lenkten, will der Laie jedenfalls nicht mehr graben, wie er verrät. Zu kostspielig, meint Koper.

Doch auch für seinen Ausweichplan braucht der Pole noch eine ganze Stange Geld. Etwa 60.000 Euro will er mithilfe seiner Stiftung Goldzug für die weitere Suche sammeln. Zehntausende Euro gaben er und sein deutscher Kollege Andreas Richter, mit dem er das Projekt ursprünglich begann, bereits aus.
 

Richter hatte das Team im vergangenen Jahr verlassen, Koper blieben seine eigene Begeisterung und der Mut. „Ich werde an anderer Stelle graben“, kündigt er geheimnisvoll an. Den schatzträchtigen Ort will er aber nicht verraten. „Sonst pilgern da gleich morgen Menschenmassen hin.“

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