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Politik - 03.03.2019

Pilot verhindert Abschiebung von schwangerer Frau

Deutschland diskutiert über die verfehlte Abschiebe-Politik. Im letzten Jahr scheiterte jede zweite Rückführung, wie BamS in der vergangenen Woche berichtete. Selbst straffällig gewordene Flüchtlinge werden oft geduldet. Und wenn doch mal jemand abgeschoben wird, trifft es gefühlt immer die Falschen. Die gut integrierten, mit Deutschkenntnissen und Arbeitsvertrag.

So wie die Familie von Tarek Ramdani. Am 18. Januar traten kurz nach sechs Uhr morgens Bundespolizisten die Tür ihrer Wohnung im Flüchtlingsheim in Marburg-Cappel (Hessen) ein. Sie brachten den Algerier, seine hochschwangere Frau Fatima Abidi sowie die beiden in Deutschland geborenen Töchter Mirel und Maria im Morgengrauen zum Frankfurter Flughafen. Tränen. Geschrei. Angst.

„Ich dachte, ich würde meine Frau nie wiedersehen, wenn sie zurück zu ihrer Familie muss“, sagt Tarek Ramdani. „Meine Eltern sind Salafisten. Sie akzeptieren meinen Mann nicht und haben ihn wegen Entführung angezeigt“, ergänzt Fatima. Das Paar war deshalb 2011 aus Algerien geflohen, lebte bis 2014 illegal in Deutschland. Ihr Asylantrag wurde 2018 abgelehnt. „Ich verstehe das alles nicht“, sagt Fatima Abidi, die seither kaum noch schlafen kann. „Mein Mann und ich wollen eine Ausbildung machen, als Mechaniker und Friseurin. Er hatte schon einen Arbeitsvertrag. Aber man lässt uns nicht.“

  • Brandbrief

    Polizist schreibt Klartext über Abschiebe-Chaos

    „Entweder wird uns für Abschiebungen ein machbarer rechtlicher Rahmen gegeben – oder wir lassen es ganz sein.“

15 lähmend lange Minuten saß die Familie angeschnallt im startbereiten Linienflieger von Air Algérie. Die Mädchen weinten, Fatimas Bauch schmerzte. Ihre Frauenärztin hatte ihr eine ­Risikoschwangerschaft attestiert.

Sie war weder reise- noch ­flugtauglich. Dann kam un­verhofft die Rettung – direkt aus dem Cockpit. Der Pilot weigerte sich, die hochschwangere Frau mitzunehmen. Weil er das Risiko nicht tragen wollte und weil er die Abschiebung als ­unmenschlich empfand, wie er Tarek Ramdani sagte.

Seither lebt die Familie bei einer Flüchtlingshelferin in Marburg. Die Ex-­Lateinlehrerin Anna Radke stellt ihnen zwei Zimmer ihrer 103 Quadratmeter großen Vier-Zimmer-Wohnung zur Verfügung. Dort bereitet sich Fatima Abidi auf die Geburt ­ihres Sohnes am 25. März vor.

Der hessische Innenminister Peter Beuth (51, CDU) verteidigt den Einsatz. Dem seien acht Verwaltungs- und Gerichtsentscheidungen inklusive einer Petition vorausgegangen – über einen Zeitraum von mehreren Jahren: „Da muss sich das werdende Elternpaar fragen, ob es sich durch eine frühzeitigere freiwillige Ausreise viel Stress und Belastung ersparen hätte können.“

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