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Politik - 17.02.2019

„Nur wir alle zusammen“

Kanzlerin bietet Trump die Stirn, mahnt Zusammenarbeit der Länder an ++ Applaus, als sie über „erschreckende“ US-Begründung für Zölle auf Autos spricht ++ Kritik an US-Abzug aus Syrien und Afghanistan

Bundeskanzlerin Angela Merkel fühlt sich auf der internationalen Bühne derzeit am wohlsten – warum, wurde auf der Münchner Sicherheitskonferenz einmal mehr klar.

Der Saal applaudierte der Kanzlerin – denn die hielt ein flammendes Plädoyer für internationale Zusammenarbeit statt Alleingänge – quasi eine Gegenrede zu den „Amerika zuerst“-Reden von US-Präsident Donald Trump.

Kündigung des INF-Vertrags

»Für uns, die Europäer, (…) eine wirklich schlechte Nachricht

Quelle: Reuters
1:26 Min.

Das sei für Deutschland „erschreckend“, sagte Merkel: „Wir sind stolz auf unsere Autos und das dürfen wir auch.“

Bei der Passage wurde Merkels Rede kurz durch tobenden Applaus im Saal unterbrochen.

Hintergrund: US-Präsident Donald Trump könnte neue Sonderzölle einführen.

  • Das Top-Thema in München

    Angst vor einem US-Abzug aus Afghanistan

    Er war DAS Tuschel-Thema vor der Münchner Sicherheitskonferenz: der neue US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan (56).

  • Wirbel um US-Vize-Präsident Mike Pence

    Plant Iran einen „neuen Holocaust“?

    Er hat den Iran als „größte Bedrohung“ in der Region bezeichnet und beschuldigte die Führung, einen „neuen Holocaust“ vorzubereiten.

▶︎Nato: Merkel plädierte für einen Ausbau der internationalen Zusammenarbeit. „Wir müssen in vernetzten Strukturen denken. Die militärische Komponente ist davon eine“, sagte die Kanzlerin. Sie betonte dabei die Bedeutung der Nato. „Wir brauchen die Nato als Stabilitätsanker in stürmischen Zeiten. Wir brauchen sie als Wertegemeinschaft.“

▶︎China: Die Kanzlerin forderte China zur Mitwirkung bei den internationalen Bemühungen zur Abrüstung auf. Das Thema gehe nach der Kündigung des INF-Abrüstungsvertrags nicht nur die bisherigen Vertragsmächte Russland und die USA an, „sondern auch China“, sagte sie. Über einen Beitrag der Volksrepublik bei den weiteren Abrüstungsbemühungen würde sie sich „freuen“, sagte die Kanzlerin.

▶︎Russland: Merkel wies auf die Gefahr hin, die von Russland ausgeht, etwa im Cyberkrieg. Allerdings sagte sie auch, dass Russland im Dialog eingebunden werden müsse.

▶︎Syrien-Politik der USA: „Ist denn nun gut, aus Syrien sofort und schnell abzuziehen von Seiten der Amerikaner? Oder ist es nicht auch wieder eine Stärkung der Möglichkeiten des Iran und Russlands, dort Einfluss zu nehmen?“, gab die Kanzlerin zu bedenken.

▶︎ Zank-Thema Atomabkommen mit dem Iran: „Helfen wir unserem gemeinsamen Ziel, nämlich die schädlichen und schwierigen Wirkungen des Iran einzudämmen, indem wir das einzige noch bestehende Abkommen aufkündigen? Oder helfen wir der Sache mehr, wenn wir den kleinen Anker, den wir noch haben, halten und daraus vielleicht auf anderen Gebieten Druck zu machen?“

  • Münchner Sicherheitskonferenz

    US-Vize Pence warnt Deutschland vor Nord Stream 2

    „Wir können die Verteidigung des Westens nicht garantieren, wenn unsere Bündnispartner sich vom Osten abhängig machen“, sagte Pence.

▶︎Nord Stream 2: Die deutsch-russische Pipeline verteidigte sie: „Es ist richtig und wichtig, dass Europa in gewisser Weise die Hoheit über seine Gasversorgung und die Diversität seiner Gasversorgung behält“. Das dürfte vielen Vertretern im Raum nicht gefallen haben, darunter den ukrainischen Ministerpräsidenten Petro Poroschenko.

▶︎Zum Abschluss ihrer Rede zitierte sie ausgerechnet den US-Republikaner und Trump-Kritiker Lindsey Graham: „Multilateralismus mag kompliziert sein, aber er ist besser, als alleine zu Hause zu sein“.

Sie finde, das sei die richtige Antwort auf die Probleme unserer Zeit: „Nur wir alle zusammen“, sagte sie zum Schluss und bekam minutenlangen Applaus.

Als sie sich anschließend Fragen aus dem Publikum stellte, stand ein Zuschauer auf und lobte ihre Rede als „eine der besten, die ich hier gehört habe.“

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