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Politik - 12.12.2018

„Morgens um 1.40 Uhr lagen die Nerven blank“

CDU-Politiker Sven Schulze bangte um Mitarbeiter und Besuchergruppe

Der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg (Drei Tote, 13 Verletzte) hat zu einer stundenlangen Komplett-Absperrung des Europaparlaments geführt. Niemand durfte das Gebäude betreten oder verlassen.

Bis weit nach Mitternacht war unklar, ob die Abgeordneten und Mitarbeiter dort sogar die ganze Nacht verbringen müssen. Am Ende gaben Frankreichs Sicherheitsbehörden grünes Licht für alle, die nicht ins Stadtzentrum mussten – aber „auf eigene Gefahr“.

  • BILD-Liveticker

    Polizei verhört Vater und Brüder des Attentäters

    Ein Mann hat in Straßburgs Innenstadt drei Menschen erschossen und 13 verletzt. Er ist auf der Flucht.

Routine-Debatte trotz Terror-Alarms

Für den Europa-Politiker Sven Schulze (39, CDU/EVP) hatte die beklemmende Situation auch etwas Surreales. Zwar waren die Parlamentarier per Mail über den Terroralarm aufgeklärt worden und konnten per Smartphone die Entwicklung verfolgen. Doch die Parlamentsarbeit ging zunächst weiter, als wäre nichts geschehen. Thema um 22.40 Uhr: der Europäische Verteidigungshaushalt.

Mitarbeiter harrten in einem Restaurant aus

Während vor dem Eingang Sicherheitskräfte Stellung bezogen, sorgte sich Schulze weniger um sich selbst, als um zwei seiner Mitarbeiter, die zum Zeitpunkt der Schüsse in der Innenstadt waren. Schulze am Mittwochmorgen zu BILD: „Ich bin froh, dass ihnen nichts passiert ist. Sie mussten auf Weisung der Polizei über Stunden im Keller eines Restaurants ausharren.“

Ebenfalls in Sicherheit: Eine 50-köpfige Besuchergruppe aus Sachsen-Anhalt, die zwei Stunden vor dem Anschlag noch den Straßburger Weihnachtsmarkt besucht hatte.

Polizei trifft vor dem #Europaparlament ein. Wir dürfen das Gebäude aber weiterhin nicht verlassen. Derzeit wird die gegenüberliegende Basketballhalle geräumt. Dort hat heute Abend eine Sportveranstaltung stattgefunden. pic.twitter.com/bEZBI88Fza

— Sven Schulze (@schulzeeuropa) December 12, 2018

„Das Zentrum ist nicht sicher“

Nach Mitternacht war es mit der Routine vorbei: Parlamentspräsident Antonio Tajani versuchte um 1.40 Uhr gegen teils brüllende Politiker die Lage zu beruhigen.

Er beharrte auf Polizeischutz für alle, die eine Unterkunft in der Innenstadt gebucht hatten. „Es ist unmöglich, ohne Polizei-Konvoi ins Zentrum zu gelangen“, sagte er. „Das Zentrum ist nicht sicher.“

▶︎ „Bei einigen lagen die Nerven blank“, sagt EVP-Politiker Schulze. Er zählte zu denen, die „auf eigene Gefahr“ das Weite suchten: „Da mein Hotel in Kehl auf der deutschen Seite ist, dauerte es wegen der Grenzkontrollen noch eineinhalb Stunden. Sowohl französische als auch deutsche Kräfte haben sorgfältig kontrolliert. Gegen 4 Uhr morgens war ich im Bett.“

Ob und wann der Parlamentsbetrieb heute wieder aufgenommen wird, blieb bis zum Vormittag unklar.

„Meine Gedanken sind bei den Opfern der Schießerei in Straßburg, die ich mit großer Entschiedenheit verurteile“, schrieb EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf Twitter. Straßburg sei eine symbolische Stadt für den Frieden und die europäische Demokratie. „Werte, die wir immer verteidigen werden.“

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