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Politik - 11.11.2018

Merkel und Macron versöhnen sich am Ort der Revanche

Mit einer hoch symbolischen Zeremonie haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Frankreich an das Ende des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren erinnert.

Beide besuchten am Samstag gemeinsam die Waldlichtung bei Compiègne nordöstlich von Paris, wo die Deutschen am 11. November 1918 den Waffenstillstand mit den Alliierten unterzeichneten und damit ihre Kapitulation besiegelten. Es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass ein deutscher Regierungschef diesen Ort besucht.

Der frühere französische Präsident Jacques Chirac hatte 1998 zwar Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) zu den Feiern eingeladen. Kohl wurde nach seiner Zusage aber abgewählt, und sein Nachfolger Gerhard Schröder (SPD) sagte unter Verweis auf Termingründe ab.

In der nationalen Gedenkstätte bei Compiègne legten Merkel und Macron einen Kranz nieder und weihten eine Gedenkplakette ein, welche die „Bedeutung der deutsch-französischen Aussöhnung im Dienste Europas und des Friedens“ würdigt.

Zudem trugen sich beide in das Goldene Buch der Gedenkstätte ein. Dafür begaben sie sich in einen Nachbau des Eisenbahnwaggons, in dem der alliierte Oberkommandeur Ferdinand Foch den Deutschen 1918 die Friedensbedingungen überbracht hatte.

Nach der Kranzniederlegung sprach Präsident Macron mit jungen Menschen im Publikum. Ihnen erklärt er, warum die Erinnerung an den Weltkrieg so wichtig ist: „Wir schulden es unseren Soldaten, die gefallen sind. Diesen jungen Männern, die in unserem Alter, oder etwas älter waren.“

Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich 1940 ließ Adolf Hitler denselben Waggon auf die Lichtung schaffen und diktierte den Franzosen dort persönlich die Kapitulation. Aus Macrons Umfeld hieß es, der „Ort der Revanche“ werde durch den gemeinsamen Besuch mit Merkel zum Ort der „allerletzten Versöhnung“ zwischen beiden Ländern.

Angela Merkel bedankte sich am Abend in Paris für die Einladung. Die Bundeskanzlerin ist die erste Amtsträgerin, die den Ort mit dem französischen Präsidenten besucht. Das sei eine „symbolische Geste“, sagte sie. Und weiter: „Insofern ist dieser Tag nicht nur Mahnung, sondern er ist auch Ansporn.“

Der historische Eisenbahnwaggon war von den Nazis einst nach Deutschland gebracht und im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Heute ist die Lichtung bei Compiègne ein Gedenkort. Dort ist ein Nachbau des Waggons zu sehen.

Der 11. November ist seit 1922 in Frankreich ein gesetzlicher Feiertag. Praktisch jede Kommune gedenkt der rund 1,4 Millionen getöteten französischen Soldaten mit Kranzniederlegungen und Ansprachen. In Frankreich gilt der Krieg auch heute noch als „la Grande Guerre“, der große Krieg.

In Deutschland spielt das Gedenken an die Millionen getöteten Soldaten am 11. November kaum eine Rolle. Vielerorts wird der Martinstag begangen, die Karnevalshochburgen starten in die närrische Saison.

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Merkel nimmt an einem gemeinsamen Abendessen am Samstag in Paris teil. Am Sonntagvormittag ist im Beisein der Staats- und Regierungschefs eine große Gedenkzeremonie am Pariser Triumphbogen geplant, bei der Macron eine Rede hält. Am Sonntagnachmittag eröffnet Kanzlerin Merkel mit einer Ansprache das sogenannte Friedensforum in Paris, eine dreitägige Diskussionsveranstaltung zu Themen wie Frieden, Umweltschutz und Entwicklungshilfe.

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