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Politik - 15.01.2019

Krisen-Telefonat zwischen Trump und Erdogan

Erst Drohungen – jetzt ein Krisen-Telefonat!

US-Präsident Donald Trump (72) verkündete am späten Montagabend auf Twitter: Er habe mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan (64) gesprochen. Hauptthema: die kritische Lage in Syrien.

Erst am Sonntag hatte Trump gedroht, die USA würden die Türkei „wirtschaftlich zerstören“, sollte Ankara die – bislang von den USA unterstützte – Kurdenmiliz YPG angreifen. In dem Telefonat vom Montag warnte Trump Erdogan nun nach Angaben des Weißen Hauses erneut vor einem Vorgehen gegen Kurdenkämpfer.

In Trumps Tweet wird das Krisen-Telefonat allerdings viel freundlicher beschrieben: „Ich habe mit Präsident Erdogan besprochen, wo wir im Kampf gegen ISIS stehen – und welche Fortschritte wir in den letzten zwei Wochen gemacht haben.“

Spoke w/ President Erdogan of Turkey to advise where we stand on all matters including our last two weeks of success in fighting the remnants of ISIS, and 20 mile safe zone. Also spoke about economic development between the U.S. & Turkey – great potential to substantially expand!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 14, 2019

Trump weiter: „Wir haben außerdem über die wirtschaftliche Entwicklung zwischen den USA und der Türkei gesprochen: großartiges Potenzial für einen deutlichen Ausbau“.

Bedeutet: Trump zeigt sich nach seiner Drohung gegenüber der Türkei wieder etwas moderater, deutet vorsichtig eine Art Deal an.

Im vergangenen Jahr hatte Trump im Zuge des Streits um einen in der Türkei festgehaltenen US-Pastor Sanktionen gegen zwei türkische Minister verhängt und Strafzölle gegen Ankara erhöht. Damit beschleunigte er die Talfahrt der Landeswährung Lira. Die Sanktionen wurden später wieder aufgehoben.

Mit seiner neuen Drohung hatte Trump den Abwärtstrend der türkischen Lira am Montag weiter angefacht. Schon im vergangenen Jahr hatte die Währung gegenüber dem US-Dollar rund 30 Prozent an Wert verloren.

Angriff der Türkei befürchtet

Die Lage im Bürgerkriegsland Syrien ist an der Grenze zur Türkei angespannt. Die mit den USA alliierten Kurden in Nordsyrien fürchten nach dem von Trump angekündigten Rückzug der US-Soldaten einen Angriff der Türkei.

▶ Ankara sieht die kurdischen Kämpfer als Terroristen und verlängerten Arm der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Erdogan hatte erst in der vergangenen Woche erklärt, sehr bald zur Tat schreiten zu wollen, „um diese Terrororganisationen auf syrischem Boden zu neutralisieren“. Im Dezember hatte er eine Offensive gegen die kurdischen Truppen vorerst auf Eis gelegt, nachdem die USA ihren Truppenabzug aus Syrien angekündigt hatten. Am Donnerstag betonte Außenminister Mevlüt Cavusoglu in einem Interview des Senders NTV allerdings, dass die Türkei losschlagen werde, sollten die USA ihren Abzug zu lange hinauszögern.

Trump will US-Truppen abziehen

Über die konkreten Rückzugspläne der USA herrscht seit Tagen Verwirrung.

Die USA haben rund 2000 Soldaten in Syrien, die gegen die Terrormiliz ISIS kämpfen. Trump hatte am 19. Dezember bekanntgegeben, sie abziehen zu wollen. Das löste heftige Kritik aus und führte zum Rücktritt von Verteidigungsminister James Mattis.

  • Nach Twitter-Drohung

    Trump stürzt Erdogan in neue Geldkrise

    US-Präsident Trump droht der Türkei im Falle eines Angriffs auf die kurdischen Milizen in Nordsyrien mit „wirtschaftlicher Zerstörung“.

  • Streit zwischen USA und Türkei

    Erdogan-Minister schießt gegen Trump zurück

    Der türkische Außenminister Cavusoglu hat Donald Trump für seine Drohung gegen die Türkei kritisiert.

Am Freitag hieß es, die USA hätten mit dem Truppenabzug begonnen. In der Nacht zu Samstag stellte ein Pentagonsprecher aber klar, dass bislang noch keine Soldaten aus Syrien abgezogen worden seien. Zunächst seien nur eine Reihe von „logistischen Maßnahmen“ umgesetzt worden, teilte er mit.

Ein konkreter Zeitplan für den Rückzug ist von den USA noch nicht benannt worden.

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