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Politik - 13.12.2018

Erdogan droht US-Verbündeten in Syrien mit Offensive

Nimmt man die Drohung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ernst, dann könnte es noch in dieser Woche zu einem bewaffneten Konflikt zwischen der Türkei und den USA im Norden Syriens kommen.

Erdogan erklärte am Mittwoch auf einer Militär-Messe in Ankara, eine Offensive gegen die kurdisch-dominierte und mit den USA verbündete Miliz SDF werde „innerhalb der nächsten paar Tage beginnen“.

Die Offensive werde sich auf das riesige Gebiet östlich des Euphrats konzentrieren, das von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert werde. Die SDF werden von der Kurdenmiliz YPG dominiert. Diese sieht die Türkei wiederum als syrischen Arm der Terrororganisation PKK und will deren Vormachtstellung im Nordosten Syriens um jeden Preis beenden.

Ausdrücklich fügte Erdogan bei seiner Rede am Mittwoch hinzu: „Unser Ziel sind nicht die amerikanischen Soldaten, sondern die Terroristen, die in diesem Gebiet operieren.“ Man sei „entschlossen, die Ostseite des Euphrats in ein friedliches Gebiet zu verwandeln und es den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben“.

Die USA reagierten umgehend auf die Drohung aus Ankara. Ein Pentagonsprecher in Washington erklärte gegenüber dem Fernsehsender CNN: „Einseitige Militäreinsätze in Nordost-Syrien irgendeiner Partei, insbesondere weil US-Personal anwesend sein kann oder in der Nähe ist, sind besorgniserregend. Wir würden solche Aktionen für inakzeptabel halten.“

Ankaras Verbündete wollen mit 14 000 Mann mitkämpfen

Doch all das scheint die Türkei und ihre syrischen Verbündeten, Milizen, die sowohl aus ehemaligen Kämpfern der Freien Syrischen Armee als auch aus Islamistenkreisen rekrutieren, nur wenig zu beeindrucken. Bereits in der Nacht zum Donnerstag kreisten türkische Drohnen und Kampfflugzeuge über den von der Türkei kontrollierten Städten entlang der Front zu den SDF im Norden Syriens.

Gleichzeitig erklärten protürkische Milizen, man habe 14 000 Mann für die Offensive bereitgestellt. Ein Vertreter der von der Türkei geformten syrischen Nationalen Armee sagte, man werde die Offensive an mehreren Fronten gleichzeitig beginnen und sie werde in mehreren Phasen erfolgen. Auch die von den SDF beherrschte Großstadt Manbidsch westlich des Euphrats würde „von den Terroristen befreit“. Der Miliz-Sprecher erklärte, die Bodenoperationen würden vor allem von syrischen Einheiten durchgeführt. „Türkische Kriegsflugzeuge werden uns Deckung geben“, so der Sprecher.

Die Türkei verlegte nach Augenzeugenberichten in den vergangenen Tagen weitere Einheiten an die Grenze zu Syrien und baute Teile ihres Grenzzauns ab, was auf einen bevorstehenden Truppen-Einmarsch hindeuten könnte.

Beobachter halten einen türkischen Einmarsch dennoch weiter für unwahrscheinlich, weil er das Risiko direkter Militärkonfrontationen türkischer und amerikanischer Soldaten beinhalte – zweier Nato-Nationen. Die USA haben entlang der syrisch-türkischen Grenze zahlreiche Beobachtungsposten errichtet, betreiben mehrere große Militärbasen und einen Militärflughafen in der Region.

Erdogan kündigt Offensive seit 2016 an

Erdogan droht bereits seit gut zwei Jahren mit der nun für die nächsten Tage angekündigten Offensive. Manch ein Beobachter hält es für möglich, dass er jetzt Ernst macht und auf einen Rückzug der USA hofft, sollten seine Truppen und syrischen Verbündeten den Nordosten Syriens angreifen.

Bestärkt fühlen könnte er sich dabei vom amerikanischen Zurückweichen vor einer Militärkonfrontation im Süden Syriens in diesem Sommer. Damals protestierten die USA zwar, dass Russland und Diktator Assad die „südliche Deeskalationszone“ angriffen, für deren Sicherheit die USA garantiert hatten. Gegenmaßnahmen wurden seitens Washingtons jedoch keine ergriffen.

Im Norden Syriens ist die Situation aber eine andere. Die herrschenden SDF kämpfen mit US-Bomber-Unterstützung im Osten des Landes weiter gegen die Terrormiliz ISIS. Sollten die USA ihnen den Rücken zukehren, könnte der Kampf gegen ISIS zum Erliegen kommen.

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