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Politik - 23.01.2019

Dieses Skandal-Bild schockt Polen

Dieses Skandalfoto schockt Polen!

Appelle hin, Appelle her: Wer in Polen die leise Hoffnung gehegt haben mag, es könnte mit der Beerdigung des Bürgermeisters von Gdansk (Danzig) weniger laut und aggressiv werden, der sieht diese schnell zerstoben.

Paweł Adamowicz (†53) ist kaum unter der Erde, da macht eine fiese Darstellung von Jarosław Kaczyński (69) die Runde im Internet: Es zeigt die Silhouette des Vorsitzenden der regierenden PiS-Partei am Griff einer Klinge.

Eine kaum verhohlene Anspielung darauf, wen der Urheber für den wahren Täter im Geiste hält!

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In Warschau sorgt das geschmacklose Bild bereits für beträchtlich Ärger: Der stellvertretende Museumschef teilte das Foto zunächst ebenso wie ein Mitarbeiter des Museums zum Gedenken an den Warschauer Aufstand, wie polnische Medien berichten. Beide hätten es aber ebenso schnell wieder von ihren Facebook-Seiten gelöscht.

Warschaus neuer Bürgermeister Rafał Trzaskowski, der gerade vorgeschlagen hat, Unterricht gegen Hass-Reden einzuführen, muss sich nun von der PiS-Opposition im Rathaus die Frage gefallen lassen, wie das in seinen Kampf gegen Hass passe und was er in diesem Fall zu tun gedenkt. Laut seiner Sprecherin hat er zu einer Sitzung mit dem Vize-Museumsleiter gebeten.

Dwa fakty. 20-05-2011 r. ABW wkroczyło do studenta Roberta Frycza z nakazem. Prowadził on stronę Antykomor. 20-01-2019 r. Wicedyrektor Muzeum Warszawy Jarosław Trybuś umieścił grafikę. To czarny nóż, w którego rękojeści ukryty był profil prezesa PiS dalej https://t.co/ywhGL9ikxj pic.twitter.com/t9mgRnJfs8

— akuzator (@akuzator) January 22, 2019

Neues Opfer des Hasses

Adamowicz – landesweit bekannt für seine liberale Überzeugung und seine Opposition zur PiS – war am Montag vor einer Woche an den Folgen eines heimtückischen Messerattentats gestorben. Ein verurteilter Krimineller – der im Gefängnis angeblich unter psychischen Problemen litt – hatte ihn während einer Benefizveranstaltung auf offener Bühne niedergestochen.

Die frühere Partei von Adamowicz, die liberal-konservative Bürgerplattform (PO), habe ihn „unschuldig“ ins Gefängnis geworfen und sogar „gefoltert“, lautete die wirre Begründung des am Tatort festgenommenen Täters (27 – „Deshalb stirbt Adamowicz!“). Ihm wird nun Mord vorgeworfen.

Der Hass, da ist man sich allemal in Polen einig, hatte erneut ein Opfer gefunden.
Der beliebte Bürgermeister (seit 1998), der am Samstag unter riesiger Anteilnahme aus den In- und Ausland in der Marienkirche seiner Heimatstadt beigesetzt wurde, hinterlässt Frau und zwei Töchter (15 und 9).

Seither kocht die Debatte, ob die gegen ihn vor allem im Internet betriebene Hetze ebenso der Tat den Boden bereitet hat wie das seit Jahren immer schlimmer werdende Gezänk zwischen der PiS und der PO.

Beide bezichtigen sich dabei gegenseitig, den Mord für ihre Zwecke politisch zu instrumentalisieren, schließlich finden im Herbst Parlamentswahlen statt. Gleichermaßen gehe die Spaltung bisweilen durch Familien, bedauern die Gemäßigten unter polnischen Gesprächspartnern.

Abneigung aller Orten

PO-Chef Grzegorz Schetyna (55) hatte am Mittwoch im Parlament gesagt, der Hass habe seinen früheren Parteifreund getötet, ein „gut organisierter, verrückter Hass auf einen Mann, der mit tausenden Danzigern diese große, stolze und freie Stadt baute“.

Jacek Jaśkowiak (54), PO-Oberbürgermeister in der Stadt Posen sekundierte: „Wir tragen Paweł in diesem Sarg, aber jeder von uns könnte dort drin liegen.“ Den Sarg von Adamowicz hoben sechs polnische Oberbürgermeister in die Basilika.

Wie tief die gegenseitige Abneigung geht zeigte sich am Samstag auch daran, dass die Familie die Anwesenheit von Polens Präsidenten Andrzej Duda (46) nicht gewünscht habe. Auch die Bitte um eine Predigt von einem familiennahen Priester solle der Danziger Erzbischof Głódź ignoriert haben, berichtet die liberale Gazeta Wyborza.

Auch Sicht der konservativen Rzeczpospolita müssten nun auch juristische Taten folgen: Polen sollte die deutschen Vorschriften aus dem Jahr 2017 (Strafen für die Administratoren von sozialen Medien und Foren) kopieren, da nur finanzielle Konsequenzen wirken würden.

Verwirrung um Zutritt zur Bühne

Unterdessen scheint nicht mehr sicher, dass sich der Angreifer, ein gebürtiger Danziger, mittels einer Medienakkreditierung Zutritt in Richtung Bühne verschafft hat, um sich dann unvermutet auf Adamowicz zu stürzen und auf ihn einzustechen.

Die Danziger Staatsanwaltschaft ermittelt laut ihrer Sprecherin gegen den Chef der für die Sicherheit beauftragten Firma. Demnach soll dieser falsche Aussagen zum Tathergang gemacht und Mitarbeiter zur Lüge angestiftet haben.

Die Ermittler hätten Grund zur Annahme, dass dieser versuchte, sie zu täuschen, indem er behauptete, der Täter habe einen Presseausweis gezeigt, um an den Sicherheitsleuten vorbeizukommen.

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