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Politik - 23.05.2019

Die Spur führt nach München

Aber die Auftraggeber bleiben weiter im Dunkeln

Quelle: SPIEGEL/Süddeutsche Zeitung
6:11 Min.

Über dieses Skandal-Video zerbrach die ÖVP-FPÖ-Koalition in Österreich, der bisherige Chef der Rechtsaußenpartei FPÖ Heinz-Christian Strache (49) trat von den Posten als Parteichef und Vizekanzler zurück.

Der Sender oe24.tv nannte am Mittwochabend Details über den mutmaßlichen Macher der Aufnahmen – unter Berufung auf einen angeblichen Insider. Der zwielichtige Kronzeuge: Sascha Wandl, nach eigener Auskunft früher Sicherheitsberater der Unterwelt, aber mittlerweile will er ausgestiegen sein. Aktuell läuft auch ein Prozess gegen ihn – Vorwurf: Spionage.

Die Spur führt nach München

Kronzeuge Wandl (Kaugummi kauend) beschuldigt Privatdetektiv Julian H., der auch ein Büro in München betreibt. Sein ehemaliger Chef belastet ihn, sagt: „Ich habe Julian H. ausgebildet. Das Ibiza-Video trägt genau meine Handschrift. Auf den Video-Aufnahmen habe ich ihn dann sofort erkannt“. Die Kosten für die Produktion werden demnach mit „300 000 bis 600 000 Euro“ beziffert. Dahinter steckt laut dem Insider ein „politischer Auftraggeber“.

Wer genau das sein soll bleibt weiter offen, es bleibt bei Spekulationen.

Der Ex-Chef über Julian H.: Sein Vater sei ein internationaler Waffenhändler gewesen. Julian H. sei wegen Drogenhandels vorbestraft – 2014 hatte er bei einer Detektei angeheuert. Seine Aufgabe: internationale Spionage für einen österreichischen Konzern – inkl. monatelanges Ausspähen und geheimdienstlichen Methoden.

Das brisante Video zeigt Strache und FPÖ-Mann Johann Gudenus im Gespräch mit einer angeblichen Oligarchen-Nichte aus Russland in einer Villa auf Ibiza. Thema: wie mithilfe ausländischen Geldes Österreichs bedeutende „Kronen-Zeitung“ übernommen und auf FPÖ-Kurs gebracht werden könnte. Im Gegenzug werden öffentliche Aufträge versprochen – auch zu überteuerten Preisen. Dabei geht es um die Möglichkeiten verdeckter Parteispenden an die FPÖ.

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Kontakt wurde über einen Anwalt eingefädelt

Und so soll das Video eingefädelt worden sein: Gudenus und Gattin wollten 2017 ein Waldgebiet mit Jagdvilla verkaufen. Gudenus zum Wiener „Kurier“: Eine befreundete Maklerin habe „angerufen und gesagt, da interessiert sich jemand für euer Jagdgrundstück“.

Dieser Jemand soll der Anwalt Ramin Mirfakhrai gewesen sein. Laut Gudenus stellte der Anwalt den Kontakt zur vermeintlichen Oligarchen-Nichte her. Die „Nichte“ sei am 24. März 2017 in Wien zum ersten Treffen im Restaurant „Le Ciel“ in einer Maybach-Limousine vorgefahren.

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Bei den Treffen mit der Mogel-Nichte mit dem Namen der sowjetischen Standard-Pistole Makarow dabei: ein „Julian Thaler“.

Nach BILD-Informationen ist genau diese Person Julian H. – Inhaber einer Detektei in der Münchner Sonnenstraße. H. war für BILD nicht erreichbar, seine Firmen-Website ist offline. Laut Wandl besteht die Münchener Adresse nur auf dem Papier. H. soll stattdessen einen Wohnsitz in Wien haben.

Ex-Detektiv Wandl, der heute beteuert, nichts mehr mit dieser Branche zu tun zu haben, will nicht nur Julian H. eindeutig auf dem Video erkannt haben. Auch der Kontaktmann, Anwalt Ramin Mirfakhrai, sei ihm ein Begriff: Er selbst habe die beiden zusammengebracht.

Wie entsteht so ein Video?

Das Vorgehen sei Standard in der Branche („0815“). 15 bis 25 Kameras brauche man für solch eine Aktion, erklärt Kronzeuge Wandl – mit Bewegungsmelder und automatischem Umschalt-Mechanismus. Eine Regie oder Schaltzentrale sei dafür nicht notwendig, so Wandl.

Die angebliche Nichte: Vermutlich allein nach den Sprachkenntnissen ausgesucht – wohl aus dem Rotlichtbereich, spekuliert Wandl.

Als Hintergrund einer solchen Aktion vermutet der Insider: einen politischen Auftraggeber, der die Falle anregte. Dann sei aus finanziellen Gründen das Video-Ergebnis verkauft worden. Vermutlich über die Firmenkonten des Privatdetektivs und des vermittelnden Anwalts.

Laut Wandl soll das Video danach für „bis zu 5 Millionen Euro angeboten“ worden sein. Nur wild spekulieren konnte der Ex-Chef, was hinter dem Auftrag stecken könnte: Finanzielle oder politische Interessen – alles sei denkbar. Spekulationen, für die man kein Insider sein muss …

Bei allen enthüllten Namen und Details bleibt weiter offen: Gab es Hintermänner oder ist alles wirklich nur ein Ganoven-Stück, das zur Staatsaffäre wurde? Und es bleiben weitere Fragen. Vor allem: Warum wird ein Video erst angeblich für 600 000 Euro produziert, dann für Millionen Euro zum Kauf angeboten und schließlich dann an Redaktionen verschenkt?

Zumindest auf die letzte Frage könnte ein Bericht in der „Zeit“ eine Antwort geben. Demnach habe ein größeres „Geflecht an Personen mit unterschiedlichen Zielen“ Strache die Video-Falle gestellt. Schon 2018 hätten Mittelsmänner versucht, das Video für eine siebenstellige Summe an Medien zu verkaufen. Ohne Erfolg. Deshalb wäre der Clip unter anderem Jan Böhmermann angeboten worden, so die „Zeit“.

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Der wollte auch nicht zahlen, schreckte aber dafür die Urheber des Videos mit seinen Andeutungen bei der Romy-Verleihung im April 2019 gehörig auf. Die Hintermänner sollen deshalb aus Angst, enttarnt zu werden, das Video ohne Gegenleistung an den „Spiegel“ und die „Süddeutsche“ übergeben haben.

Der Krimi um das Skandal-Ösi-Video bleibt mysteriös.

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