Home Politik „Deutsch-amerikanische Beziehungen auf Tiefpunkt“
Politik - 18.02.2019

„Deutsch-amerikanische Beziehungen auf Tiefpunkt“

+++ „Seid besorgt. Sehr besorgt“ +++ „Die Unsicherheits-Konferenz“

Die Amerikaner waren mit einer Riesen-Delegation zur Sicherheitskonferenz nach Deutschland angereist. Doch als der Gipfel am Sonntag endete, zogen die US-Medien eine eisige Bilanz.

„Ein Requiem für den Westen“, lautete eine Einschätzung. Eine andere: „Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für Trump ein hoffnungsloser Fall.“ Und: „Amerikas Außenpolitik ist fest in Trumps Händen.“

Auch der ausgebliebene Applaus für Vizepräsident Mike Pence (59), als er seinen Zuhörern Grüße von seinem Boss Donald Trump (72) ausrichtete, schwappte bis über den Atlantik. Der Vorfall fand aber nur wenig Aufmerksamkeit. Denn die Amerikaner waren zu sehr mit anderem Trump-Klatsch beschäftigt. Allem voran die Aufregung darüber, dass er nach Ausrufung des Nationalen Notstandes Golf spielen ging …

Die wichtigsten US-Reaktionen auf die Sicherheitskonferenz:

„Wall Street Journal“

▶︎ „Die Münchner Konferenz unterstreicht, wie gespalten die USA sind“, schrieb die Finanz-Zeitung. „Vizepräsident Mike Pence und sein Vorgänger Joe Biden boten konkurrierende Visionen über die transatlantische Partnerschaft an.“ Und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der die Weltordnung ohnehin schon von den rivalisierenden Supermächten China und Russland bedroht werde.

Über das Motto der Konferenz („Und wer sammelt die Scherben auf?“) schrieb das Blatt: „Es reflektierte eine unter den europäischen Nationen weit verbreitete Ansicht, dass die Weltordnung in Gefahr ist, weil die Beziehungen zwischen den USA und seinen europäischen Alliierten zerbrechen.“

„Washington Post“

▶︎ „Pence singt die Trump-Hymne vor einem versteinerten europäischen Publikum“, schrieb die Hauptstadt-Zeitung. Das Blatt von Amazon-Boss Jeff Bezos (55) ging besonders hart mit dem dem Vizepräsidenten ins Gericht: „Seine Rede richtete sich nicht an die Europäer im Raum. Sie sollte zu Trumps Vorteil sein oder für Pence’ religiöse Freunde und Unterstützer zu Hause.“

Die „Post” weiter: „Viele Europäer haben den Verdacht, dass die Trump-Administration wenig für Alliierte wie England, Frankreich oder Deutschland übrig hat und den autokratischen Ethno-Nationalismus bevorzuge, der sich unter Nationen in Zentral-Europa verbreitet habe.“

Die Botschaft von Außenminister Mike Pompeo und Vizepräsident Pence sei, „dass die US-Administration sich mit den europäischen Kräften in eine Reihe stelle, die liberale Werte missachten“. Die Verbündeten, „die die globale Führerschaft der USA 75 Jahre lang unterstützt haben“, würden dagegen vom Weißen Haus abgewertet.

„New York Times“

▶︎ „München oder das Requiem für den Westen. Wir müssen nicht mehr so tun, als wäre Trump nicht im Lager der Autokraten“, überschrieb die Zeitung einen Kommentar ihres Kolumnisten Roger Cohen.

Die leidenschaftliche Fürsprache des verstorbenen Senators John McCain für das Trans-Atantik-Bündnis sei Vergangenheit. Die „Idee einer unvermeidbaren liberalen demokratischen Annäherung“ sei durch einen „großen Macht-Kampf im Zeitalter der Diktatoren“ ersetzt worden, so die Zeitung.

Das Blatt weiter: „Deutsch-amerikanische Beziehungen sind nun auf einem Tiefpunkt. Multilateralismus war in Deutschland mehr als Nachkriegs-Politik – es war ein Kernglaube.

Eine auf Regeln basierende Weltordnung, die in internationalen Organisationen wie der EU oder NATO verankert ist, sollten die Versicherung sein, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.“ Doch dieser Glaube sei nun tief erschüttert.

Trump habe nie einen Multilaterismus gesehen, den er nicht verachte, so die „Times“. Die Welt sei für seine Administration ein Platz, an dem „Rivalen um ihren Vorteil konkurrieren“. Globale Gemeinschaften seien für ihn „Luftschlösser“, Kanzlerin Angela Merkel „ein hoffnungsloser Fall“.

In einem weiteren Kommentar schrieb die Zeitung: „Der Bruch zwischen Trump und Europa ist nun offen und bitter.” Der lachende Dritte sei Russland. Putins Außenminister Sergej Lawrow habe fröhlich erklärt: „Wir sehen neue Risse und alte Risse, die tiefer werden.“

„Politico“

▶︎ „Seid besorgt. Sehr besorgt“, urteilte die Webseite „Politico“ und titelte: „Die Unsicherheits-Konferenz.“

„Die Stimmung der 55. Sicherheitskonferenz wäre am besten als Beerdigung beschrieben“, hieß es weiter. Die Konferenz sei über Jahrzehnte ein Aushängeschild der „Nachkriegs-Allianz des Westens und Amerikas Zusicherung für europäische Sicherheit“ gewesen. Doch in diesem Jahr habe die Konferenz wie eine „transatlantische Reality-Show“ gewirkt.

Die Europäer hätten gehofft, dass der Gipfel ein Wendepunkt würde. Doch selbst die größte US-Delegation, die je zu der Konferenz gereist ist und zu der viele Demokraten gehörten, konnten nicht verschleiern: „Die Außenpolitik der USA liegt fest in den Händen von Trump.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Check Also

„Torpedo Attacke! Torpedo Attacke!“

++ Tanker-Krise im Golf von Oman ++ BILD dokumentiert den dramatischen SOS-Ruf ++ Großbrit…