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Politik - 19.01.2019

Brexit-Briten spucken Gift und Galle

Mit der Bitte, doch noch in der EU zu bleiben, stößt die CDU-Chefin auf wenig Gegenliebe bei den Briten

Diese gehässigen Reaktionen lassen ahnen, wie der nahende Brexit (29. März) an den Nerven zehrt. Aber auch: Wie verhärtet die Fronten auf der Insel inzwischen sind, wenn es um den Austritt aus der EU geht.

In einem auch von Spitzenpolitikern der SPD und den Grünen unterzeichneten Brief an die Londoner „Times“ warb Anngeret Kramp-Karrenbauer (56, CDU) mehr oder weniger offen für ein zweites Referendum, das den Beschluss zum EU-Austritt rückgängig macht.

„Wenn Großbritannien die Europäische Union für immer verlassen will, wird es immer Freunde in Deutschland und Europa haben. Aber die Briten sollten auch wissen, dass wir glauben, dass keine Wahl unumkehrbar ist“, schrieb die CDU-Chefin, auch im Namen von Prominenten wie Ex-Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann oder Punksänger Campino von den „Toten Hosen“ an die „Times“.

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Die Reaktionen auf der Insel? Vorsichtig ausgedrückt: Durchwachsen. Schon bei der „Times“, die den Brief sehr positiv einordnet, hagelt es in den Kommentarspalten bei Facebook zornige und ablehnende Antworten von Brexit-Befürwortern.

„NEIN“, schreibt eine Userin. „Sie wollen und brauchen nur unser Geld.“

Die Argumentation, dass Deutschland nur freundlich tut, weil es wegen des britischen EU-Austritts höhere Beiträge fürchtet, taucht in vielen Schattierungen auf.

„Panik breitet sich beim Blick auf ihre Beitragsrechnungen aus“, heißt es einem Kommentar. Auch die angebliche Angst vor dem Platzen der britischen Schlussrate (44 Milliarden Euro) im Fall eines geregelten Brexits für ausstehende Verpflichtungen wird als Argument genannt.

„Geh Deinen eigenen Weg, Deutschland.“

Teils sind die Kommentare gespickt mit Häme und anti-deutschen Ressentiments:

► „Ist das ein Befehl, Kommandant?“, heißt es in einer Antwort.

► „Geh Deinen eigenen Weg, Deutschland.“

► „Wir sind draußen. Steck Dir das an Dein Schnitzel.“

Auch an das Thema Migration wird in den Reaktionen auf den AKK-Brief erinnert – für manche Experten DAS Thema, das bei der knappen Entscheidung im Referendum den Ausschlag gegeben hat.

► „Wir werden unsere Meinung nicht ändern. Ihre Vorgängerin hat die Masseneinwanderung aus der islamischen Dritten Welt nach Deutschland erlaubt. (…) Wir hatten genug.“

► „Nein, danke, jede Partei, die Hunderttausende von Unbekannten auf den Kontinent bringt, ist ein Sicherheitsrisiko. Lieber habe ich weniger in der Bank und kann dafür in relativer Sicherheit auf die Straße gehen.“

EU-freundliche Briten danken AKK

Immerhin: Es gibt auch freundliche und positive Reaktionen auf den Brief mit seinen insgesamt 32 Unterzeichnern:

► „Danke. Ich würde gerne bleiben.“

► „Sehr freundliche Geste. Obwohl die EU nicht perfekt ist, gibt es einige grundlegende Ideen, für die es sich lohnt zu kämpfen.“

► „JA!“ (Auf Deutsch)

Für Verbreitung des Briefes in den sozialen Medien sorgte beispielsweise der Labour-Abgeordnete Andrew Adonis. Auch er bekam Dutzende positive Reaktionen („lovely“, „wonderful“) bis hin zu einem Kommentar, die Deutschen seien „wahre Freunde“.

„Wir werden Euch nicht vermissen“

Bitter fällt die Leser-Reaktion beim Boulevard-Blatt „Daily Mail“ aus. Die Kommentare mit der größten Zustimmung sind durchweg negativ. Auszüge:

► „Wir sind keine Freunde. Wir tolerieren Deutsche.“

► „Wir werden Euch nicht vermissen.“

► Auch Verschwörungstheoretiker sind unterwegs. Ein Leser unterstellt AKK militärisches Kalkül: „Sie will vor allem eine EU-Armee. Wenn das Vereinigte Königreich in der EU ist, kann sie die einzige europäische Armee abziehen, die Europa zum dritten Mal gegen deutsche Herrschaft über Gesetze, Regierungen und Völker verteidigen würde.“

► „Wie Winston Churchill sagte: Man hat die Deutschen entweder an der Gurgel oder zu Füßen.“

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Selbst persönliche, teilweise obszöne Angriffe gegen die CDU-Politikerin finden sich unter den redaktionell offenbar nicht geprüften Kommentaren.

Die Seite der EU-kritischen Zeitung erlaubt es auch, jene Kommentare anzuzeigen, die von anderen am negativsten bewertet wurden. Einer davon lautet:

„Bevor Sie gehässige Kommentare posten, lesen Sie vielleicht mal diesen Brief. Und bedenken Sie, dass unsere europäischen Partner Ihre Beiträge lesen können (sie verstehen alle Englisch). Wann wurde Großbritannien nur so unausstehlich?“

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