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Politik - 14.11.2018

30 Sekunden, bis die Hamas-Raketen einschlagen

Mit dem ersten Herbstregen kamen auch die Raketen nach Israel.

Seit Montagmorgen schossen palästinensische Terror-Gruppen, allen voran die radikal-islamische Hamas, rund 460 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gaza-Streifen auf Süd-Israel. Es seien die heftigsten Angriffe auf Israel seit dem Gaza-Krieg 2014 gewesen, sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus. Zwar konnte das israelische Abwehrsystem „Iron Dome“ („Eisenkuppel“) über 100 Raketen abfangen, viele explodierten auf offenem Feld – doch einige Raketen fanden ihr Ziel.

Beschuss aus dem Gaza-Streifen

Rund 460 Raketen auf Israel gefeuert

Quelle: Israel Defense Forces / IDF Spokesperson
1:13 Min.

Zuvor hatte die israelische Armee reagiert und mehr als 100 militärische Ziele im Gazastreifen beschossen. Laut der Gesundheitsbehörde in Gaza wurden sieben Menschen getötet – allesamt militante Palästinenser, wie die entsprechenden Gruppierungen mitteilten. Außerdem war am Sonntag der verdeckte Einsatz einer israelischen Spezialeinheit in Gaza fehlgeschlagen. Dabei waren sieben militante Palästinenser und ein israelischer Offizier getötet worden.

Am Montagabend hatte ein Geschoss in einem Wohnhaus in Ashkelon eingeschlagen. Die 140 000-Einwohner-Stadt liegt rund 20 Kilometer von der Grenze zu Gaza entfernt. Das Todesopfer: ein palästinensischer Mann. Seine Frau wurde schwer verletzt aus den Trümmern geborgen, eine weitere Bewohnerin des Hauses wurde schwer verletzt.

Während im Verteidigungsministerium das Sicherheitskabinett um Premierminister Benjamin Netanjahu über eine mögliche Militär-Operation berät, erinnern sich die Nachbarn des zerstörten Wohnhauses an die vergangene Nacht.

▶︎ Genia (80) war fast eingeschlafen, als sie den Raketen-Alarm hörte – und dann den Einschlag. „Ich bin aufgestanden und rausgerannt, so schnell ich konnte“, erzählt sie, während sie eine Packung mit Beruhigungstabletten umklammert. „Der Putz fiel von den Wänden, sofort war der Strom weg“, sagt sie und schüttelt ungläubig mit dem Kopf. 1997 war sie aus Russland nach Israel gekommen, vor Kurzem wurde sie am Herzen operiert. „Hier“, sagt Genia und zeigt auf eine äthiopische Familie, die im selben Haus wohnt, „das ist unsere Heimat, wir werden hier nie, nie weggehen“.

30 Sekunden Zeit haben die Menschen in Ashkelon, um sich Schutz zu suchen, wenn die ohrenbetäubende Sirene aufheult. Das reicht, um die vorbereitete Tasche mit persönlichen Dokumenten und etwas Geld zu holen und sich im Treppenhaus auf den Boden zu legen.

▶︎ Für Jura (24) und Tania (23), beide aus der Ukraine eingewandert, ist es das erste Mal, dass sie einen Raketeneinschlag erleben. „Als sie explodierte, fühlte ich mich wie unter Wasser“, erinnert sich Tania. „Der Druck war so groß, ich konnte fast nichts hören.“ Ihre Eltern haben aus dem Fernsehen davon erfahren, seitdem klingelt das Handy pausenlos. „Sie wollen, dass wir zurückkommen“, sagt Jura. „Ich weiß nicht, es ist nicht leicht hier.“

Seit Jahren steht der Süden Israels unter Beschuss. Trotz Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit der Hamas eskaliert die Lage immer wieder. Wenn es nach den Einwohnern Ashkelons geht, gibt es nur eine Lösung für den Konflikt mit Gaza: eine Boden-Offensive.

„Wo bleibt Netanjahu?“, regt sich ein Nachbar auf. „Wir können doch nicht so weiterleben, als wäre nichts gewesen“, ruft er einem Soldaten zu, der das zerstörte Haus inspiziert.

2009 hatte der Premierminister, damals noch Oppositionsführer, die Regierung zum Durchgreifen gegen die Hamas aufgefordert. Jetzt sind es Netanjahus Koalitionspartner und sogar linke Oppositionsparteien, die eine Militär-Operation verlangen. Geht der Raketenbeschuss unvermindert weiter, wird Netanjahu bald keine andere Option bleiben.

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